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Bayreuth: Katharina Wagner wünscht sich Public Viewing für die Festspiele +++ Erfurt: Musical über Luthers Leben soll Publikum erobern
Bayreuth: Katharina Wagner wünscht sich Public Viewing für die Festspiele
Hamburg (ddp-bay). Katharina Wagner will die Bayreuther Festspiele künftig auch auf einer Großbildleinwand und im Internet übertragen. «Bayreuth funktioniert an sich so, wie es ist, sehr gut. Eine Neuerung wie Public Viewing macht den Charakter der Festspiele nicht kaputt», sagte Wagner der Onlineausgabe der Wochenzeitung «Die Zeit». «Anders verhielte es sich, wenn plötzlich auch Beethoven und Stockhausen gespielt würden. Das braucht Bayreuth nicht.»
Auf Wagners Initiative hin wird am 27. Juli die erste Oper vom Grünen Hügel auch via Internet in aller Welt zu sehen sein. Auf einer überarbeiteten Homepage wird es Podcasts rund um das Festival geben. «Im Moment bin ich bei den Festspielen angestellt. Da gehört es zu meinem Job, mich um die Vermarktung zu kümmern", sagte Wagner.
Ob Katharina Wagner und ihre Halbschwester Eva Wagner-Pasquier gemeinsam die Leitung der weltweit bekanntesten Opernfestspiele antreten werden, entscheidet der Stiftungsrat voraussichtlich am 1. September.
Erfurt: Musical über Luthers Leben soll Publikum erobern
Erfurt (ddp-lth). Matt glänzend und einschüchternd ragen die meterlangen Nägel in den Himmel. Die tonnenschweren Pfeiler neigen sich bedrohlich zur Seite und drohen schon beim nächsten stärkeren Windstoß umzufallen. Offensichtlich mit enormer Wucht wurden ihre Spitzen in die Erfurter Domstufen getrieben. Sie scheinen die Stufen hinauf zum Gotteshaus förmlich gespalten und zu kleinen Steinhäufen aufgefaltet zu haben. Die überdimensionierten Nägel sind Teil des Bühnenbildes des Musicals «Martin L.» über Kirchenreformator Martin Luther (1483-1546), das bei den Domstufenfestspielen in Erfurt am Samstag Weltpremiere feiert.
Die Nägel sind nach Angaben von Theater-Sprecherin Marianne Lüftner als «Symbol für Luthers Leben gewählt» worden. Sie verweist auf den berühmten Thesenanschlag des Reformators an die Wittenberger Schlosskirche sowie die Erneuerung und damit verbundene Spaltung der christlichen Religion.
«Wir haben als Dekoration auf den Treppen zum Domberg insgesamt 14 zwischen sieben und 16 Meter hohe Stahlnägel aufstellt», sagt der Leiter der Bühnentechnik am Erfurter Theater, Christian Stark. 25 Mitarbeiter seien nötig gewesen, um in acht Tagen die gigantische Bühneninstallation auf den Domstufen einzurichten. «Jeder der mit Sperrholz verkleideten Nägel wiegt etwa 1,8 Tonnen», betont Stark. Dabei mussten die Bühnenbildner einen 80-Tonnen-Kran einsetzen, um die Kolosse in die Verankerungen zu heben und anschließend zu befestigen.
Als Gegengewicht dient für jeden Nagel ein Fundament, das aus vier Tonnen Pflastersteinen und Stahl besteht. Insgesamt mussten 26 Tonnen Steine und 11 Tonnen Stahl aufgebaut werden. Fünf der Riesennägel befestigten die Bühnenarbeiter mit Seilen an einem Wohnhaus am rechten Rand der Domtreppe. «In den Aufbau des beeindruckenden Bühnenbildes muss das Theater insgesamt 30 000 Euro investieren», sagt Stark. Die Kulisse sei wegen «der gegenwärtig hohen Stahlpreise ausgesprochen teuer».
Bei den abendlichen Aufführungen sollen die Beleuchter die Szenerie auf den Domtreppen ins rechte Licht rücken, so dass die Riesennägel wie hingeworfen aussehen. «Wir können die Bühne mit ein paar Bildern völlig verändern», erläutert Lichtchef Stefan Winkler. Selbst «zündelnde Flammen» sollen in die Inszenierung durch die Scheinwerfer effektvoll eingebracht werden. Denn in der Vorstellung soll es nach Winklers Aussage auch ein Feuer geben.
Die Leitung der Proben auf den Domstufen liegt in den Händen von Matthias Davids. «Das neue Musical soll eine Stunde und 40 Minuten lang sein», kündigt der Regisseur an. «Im Vordergrund steht in der Inszenierung neben Luther die Kunstfigur des Jörg», erklärt Davids. Der agiere als Erzähler und eine Art «Alter-Ego-Figur» des Reformators.
Die Idee des Musicals entwickelten im Auftrag des Erfurter Theaters die norwegische Autoren und Komponisten Øystein Wiik und Gisle Kverndokk. Die Aufführung beginnt David zufolge mit Luthers Studentenzeit in Erfurt und ende mit den Bauernkriegen von 1525. «Dies ist eine Art Fanal in seinem Leben», betont der Regisseur. Allerdings möchte Davids in seiner Inszenierung keine Antworten auf die vielen Fragen geben, die sich Luther stellten musste.
Nach Ansicht von Generalintendant Guy Montavon steht die Welturaufführung von «Martin L.» unter einem guten Stern, denn es sei für das Erfurter Publikum ein Wiedersehen mit Martin Luther. «Wir haben im September 2003 unser neues Theater erfolgreich mit einer Oper über Luther eröffnet», sagt der gebürtige Schweizer. Das Musical kündigt Montavon als «Spektakel» für die bis zu 1850 Zuschauer bei jeder der 13 Aufführungen an. Dafür soll neben dem faszinierenden Bühnenbild und den Lichteffekten auch die «emotionale Musiksprache» der Sänger und des Orchesters bei den 15. Domstufen-Festspielen sorgen.