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17.12.: theater und literatur aktuell +++ theater und literatur

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«Germania Tod in Berlin» - Premiere in Jena begeistert aufgenommen +++ Stück von Felix Ensslin wird im Weimarer e-werk uraufgeführt +++ UdK erhält belletristische Privatbibliothek Franz Schrekers +++ Ausstellung mit Werken aus Anna Amalia Bibliothek +++ Mehr als 30.000 Dollar für Hemingway-Kurzgeschichte


«Germania Tod in Berlin» - Premiere in Jena begeistert aufgenommen
Jena (ddp-lth). Mit lang anhaltendem Beifall hat das Publikum die Premiere von Heiner Müllers «Germania Tod in Berlin» am Donnerstag am Theaterhaus Jena aufgenommen. Hartmut Wickert setzte das 1971 entstandene, 1978 in München uraufgeführte und in der DDR bis zur Wende verbotene Stück in Szene. Darin beleuchtet Müller (1929-1995) schlaglichtartig Ausschnitte der deutschen Geschichte von der germanisch-preußischen Historie bis in die Frühphase der DDR und veranschaulicht so die Kontinuität zerstörerischer Kräfte.
Zwar wird der Verlauf der Geschichte als Prozess sichtbar, doch immer wieder an bestimmten Jahreszahlen, Gedenktagen und Ereignissen festgemacht, etwa dem 8. Mai, dem 17. Juni, dem 13. August, dem 1. September und dem 9. November. Arminius und Flavius, Attila und Siegfried, Friedrich der Große, Rosa Luxemburg, Adolf Hitler und Walter Ulbricht sind Figuren dieser Geschichte, aber auch zwei Brüder - ein Nationalsozialist und ein Kommunist -, die sich in einem DDR-Gefängnis begegnen. Dabei wird nicht nur gezeigt, was war, sondern auch hinterfragt, was gewesen sein könnte.
Regisseur Wickert beließ die Bühne nüchtern-karg mit einer kleinen Kabine, die die Enge der eingemauerten DDR symbolisiert, und einer Vielzahl von Kartons, in denen deutsche Geschichte fein säuberlich nach Epochen verpackt ist. Nach und nach wird sie ans Licht geholt, auf Tischen seziert und begutachtet.
http://www.theaterhaus-jena.de

Stück von Felix Ensslin wird im Weimarer e-werk uraufgeführt
Weimar (ddp-lth). Zur Uraufführung eines aktuellen Stückes lädt das Deutsche Nationaltheater Weimar ein. Das Werk «Durch einen Spiegel ein dunkles Bild» von Felix Ensslin geht heute erstmals über die Bühne des e-werks. In dem im Sommer dieses Jahres entstandenen Text setzt sich Ensslin, der auch Regie führt, mit dem französischen Autor Bernard-Marie Koltes auseinander. Dessen Stück «In der Einsamkeit der Baumwollfelder» thematisiert die Ausweglosigkeit, in der sich Menschen im Kampf um Anerkennung befinden.
Für seine Inszenierung, zu der Markus Schmickler die Musik schuf, wählte sich Felix Ensslin den Maschinensaal des e-werks. Der nackte Boden wird zur Spielfläche, die nach drei Seiten von schwarzem Stoff abgeschlossen ist. In diesem so entstandenen «Bühnenraum» treffen zwei Frauen - verkörpert von Corinna Kirchhoff und Claudia Meyer - aufeinander. Die Begegnung zeigt offenbar ein tiefes Begehren füreinander, das den Frauen gleichwohl fremd bleibt. Wer stärker ist und wer schwächer, wer gewinnt und wer verliert, ist nicht entschieden in der Dunkelheit der Nacht.

UdK erhält belletristische Privatbibliothek Franz Schrekers
Berlin (ddp-bln). Die Universität der Künste Berlin (UdK) erhält die belletristische Privatbibliothek des Komponisten Franz Schreker (1878-1934) als Leihgabe. Es handelt sich um den einzigen Teil des Nachlasses Schrekers, der bislang für eine öffentliche Kultureinrichtung Berlins gewonnen werden konnte, wie ein Sprecher am Donnerstag sagte. Die Sammlung umfasst ungefähr 600 Bände. Sie enthält Werke der Dichtkunst, kulturgeschichtliche Kompendien und Nachschlagewerke. Wertvolle Autographen und Sammlungsstücke wie Schrekers Adress- und Gästebuch vervollständigen die Bibliothek. Zur Leihgabe gehören zudem die originalen Bibliotheksschränke.
Joan Beadling, eine Freundin von Schrekers Gattin Maria, hat die Bibliothek über Jahrzehnte bewahrt und sie jetzt der früherer Wirkungsstätte Schrekers übergeben. Die Bibliothek soll in der kürzlich eingeweihten Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin und der UdK Berlin im Volkswagenhaus der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Dies ist nach Restaurierungen im Frühjahr 2005 geplant.
Franz Schreker wurde 1920, auf dem Höhepunkt seines Ruhms als Opernkomponist, zum Direktor der Berliner Hochschule für Musik berufen und wirkte mehr als ein Jahrzehnt an der renommierten Vorgängerinstitution der Fakultät Musik der UdK Berlin. Unter seinem Direktorat besaß die Hochschule mit Lehrern wie Paul Hindemith, Artur Schnabel, Carl Flesch und Emanuel Feuermann große internationale Ausstrahlung. Schrekers Kompositionsklasse, der unter anderem Max Brand, Ernst Krenek und Berthold Goldschmidt angehörten, ist eine der bedeutendsten, die es in Berlin je gab. 1932, schon im Zeichen des aufsteigenden Nationalsozialismus, wurde Schreker aus seinem Amt gedrängt.

Ausstellung mit Werken aus Anna Amalia Bibliothek
Weimar (ddp-lth). Gerettete Bücher und Kunstwerke aus der Herzogin Anna Amalia Bibliothek präsentiert eine dokumentarische Schau im Weimarer Schlossmuseum. Die ausgestellten Werke sollen den Besuchern exemplarisch die Dimension der Brandkatastrophe von Anfang September vor Augen führen. Dokumentiert werden die unterschiedlichen Schadensbilder an Büchern, Bildern und Plastiken, Verluste sowie erste Maßnahmen der Sicherung. Die Ausstellung «Nach dem Brand» wird heute eröffnet und ist bis zum 20. Februar 2005 zu sehen.
In der Nacht vom 2. auf den 3. September verlor die Weimarer Bibliothek rund 50 000 Bücher. Weitere 62 000 wurden mit zum Teil schweren Brand- und Wasserschäden gerettet und zur Gefriertrocknung ins Zentrum für Bucherhaltung nach Leipzig gebracht werden. Die ersten 10 000 von ihnen sind inzwischen nach Weimar zurückgekehrt. Von den Kunstwerken, die das Gesicht des 1766 als Schaubibliothek eingeweihten Rokokosaals unverwechselbar prägten, sind 35 Gemälde verbrannt. Die rund 100 Bilder, 20 Zeichnungen sowie 80 Skulpturen, die gerettet wurden, tragen Spuren von Löschwasser und Rauch, können aber restauriert werden.

Mehr als 30.000 Dollar für Hemingway-Kurzgeschichte
Eine rund 80 Jahre alte, unveröffentlichte Kurzgeschichte von Ernest Hemingway (1899-1961) ist in New York für 31.000 Dollar versteigert worden.
Das Auktionshaus Christie\'s machte aber keine Angaben über den Käufer. Ein Sachverständiger hatte vorab den Wert des vierseitigen Manuskripts und eines handgeschriebenen Briefs des amerikanischen Schriftstellers auf 12.000 bis 18.000 Dollar geschätzt.
Der junge Hemingway hatte die Geschichte 1924 nach einem Stierkampfbesuch im spanischen Pamplona mit seinem Freund und Kollegen Donald Ogden Stewart geschrieben und ihm seinerzeit das Werk geschenkt.
Das Manuskript mit dem Titel "Mein Leben in der Stierkampf-Arena mit Donald Ogden Stewart" war erst kürzlich von Stewarts Sohn, der in Rom lebt, im Nachlass seines Vaters entdeckt worden. Die Hemingway-Stiftung, die sich um die Autorenrechte des Toten kümmert, hatte einer Veröffentlichung der Kurzgeschichte zugestimmt, berichteten US-Zeitungen.
Die Familie des Nobelpreisträgers habe sich aber dagegen ausgesprochen. Für die Veröffentlichung ist die Zustimmung beider Parteien notwendig.
Quelle: orf.at