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18.12.: bildende kunst aktuell +++ bildende kunst

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Meisterwerke der Dresdner Gemäldegalerie auf der Museumsinsel +++ Frankfurter Schirn Kunsthalle zeigt Scherenschnitte von Henri Matisse +++ Dix-Preis 2003 für den Berliner Künstler Markus Wirthmann +++ Richter-Gemälde «Der Fels» in Dresdner Galerie Neue Meister +++ Retrospektive von Ernst Wilhelm Nay im Bonner Kunstmuseum

Meisterwerke der Dresdner Gemäldegalerie auf der Museumsinsel
Berlin (ddp-bln). Eine der berühmten Dresden-Ansichten Bernardo Bellottos, genannt Canaletto, eröffnet den Reigen. Darauf ist der Wassergraben am Dresdner Zwinger in mildes Sonnenlicht getaucht. Der Künstler hat seine erstaunlich präzise Darstellung Mitte des 18. Jahrhunderts fertiggestellt. Nun ist die Vedute Teil einer opulenten Ausstellung, mit der sich die Dresdener Gemäldegalerie bei Berlin bedankt - für die Hilfe während der Flutkatastrophe im Sommer dieses Jahres. 4000 Gemälde mussten Mitte August vor den Wassermassen in Sicherheit gebracht werden.
Unter dem Titel «Nach der Flut - Meisterwerke der Dresdener Gemäldegalerie» sind nun 136 Bilder bis 28. Februar nächsten Jahres im Alten Museum auf der Museumsinsel zu sehen. Noch nie haben so viele kostbare Gemälde den Dresdener Stammsitz verlassen. Von Peter Paul Rubens ist das große «Hero und Leander» dabei, das vom tragischen Tod Leanders in den Fluten des Hellespont berichtet. Dieses Bild steht sinnbildlich für den Kampf mit dem Wasser.
Bei der Auswahl hat Kurator Harald Marx, Direktor der Dresdner Gemäldegalerie Alte Meister, nicht gegeizt. Alles, was Rang und Namen hat, ist an die Spree gereist: Die Italiener Tiepolo und Tizian, die französische Schule mit Claude Lorrains «Flucht nach Ägypten», Dürer (sein berühmtes Bildnis des Bernhard von Reesen ist ein Höhepunkt der Schau), Rubens, Anton van Dyck und Diego Velasquez. Mit zwei Werken von Caspar David Friedrich und Johann Christian Dahl ist auch die Galerie Neue Meister präsent.
Die Ausstellung ist «in Windeseile» erarbeitet worden, sagt Peter-Klaus Schuster, Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, «und sie ist ganz ohne Etat ausgekommen». Einen Katalog, der alle 136 gezeigten Werke abbildet und kommentiert, hat der Leipziger Verlag E. A. Seemann herausgebracht (24,90 Euro). Schuster ist stolz, dass Berlin den Erstzuschlag für die Präsentation bekommen hat, denn es gab auch andernorts lebhaftes Interesse. Der gesamte Erlös kommt den hochwassergeschädigten Dresdener Sammlungen zugute. Von Berlin aus geht die Ausstellung in die Royal Academy London.
Martin Roth, Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, nutzt das «Schaufenster Berlin», um auf die weiterhin schwierige Situation hinzuweisen. Zwar ist sind einige Räume der Dresdener Gemäldegalerie seit 9. November wieder provisorisch geöffnet, aber andere müssen als Depot herhalten. Ein normales Arbeiten sei kaum möglich. Inzwischen werde darüber nachgedacht, die Sempergalerie zu schließen und als Depot zu nutzen. Wie dringend eine sicheres Lager für die Dresdener Kostbarkeiten gebraucht wird, zeigen die Zahlen. Während im 19. Jahrhundert 2300 Gemälde über- und nebeneinander in der ständigen Ausstellung hingen, sind es heute rund 730. Alle anderen sind deponiert.

Frankfurter Schirn Kunsthalle zeigt Scherenschnitte von Henri Matisse
Frankfurt/Main (ddp). Mit der Ausstellung «Mit der Schere zeichnen» würdigt die Schirn Kunsthalle Frankfurt das Spätwerk von Henri Matisse (1869-1954). Gezeigt werden ab Freitag Scherenschnitte des französischen Künstlers, wie die Veranstalter am Mittwoch in Frankfurt mitteilten: sowohl kleine farbige Blätter als auch große, wandfüllende Arbeiten. Über 70 Leihgaben aus Sammlungen in aller Welt spiegeln vor weißen Wänden das gesamte Spektrum der berühmten Scherenschnitte Matisses.
Die «Papiers Découpés», an denen der Matisse bis zu seinem Tod 1954 intensiv arbeitete, gelten als Quintessenz seines künstlerischen Schaffens. «Zu Lebzeiten des Malers wenig beachtet, zählen sie heute zu den kostbarsten Werken der klassischen Moderne», sagte der Kurator der Ausstellung, Olivier Berggruen.
Die Ausstellung «Henri Matisse: Mit der Schere zeichnen» ist vom 20. Dezember bis zum 2. März 2003 zu sehen. Begleitend ist ein Katalog (Prestel Verlag München, 24 Euro) erschienen.

Dix-Preis 2003 für den Berliner Künstler Markus Wirthmann
Gera/Stuttgart (ddp-bln). Der Dix-Preis 2003 geht an den Berliner Künstler Markus Wirthmann. Das habe die fünfköpfige Fachjury entschieden, sagte die Direktorin der Kunstsammlung Gera und Mitglied der Jury, Ulrike Lorenz, am Dienstag in Gera. Zugleich wurde der ebenfalls in Berlin lebende Künstler Thomas Locher als IBM-Kunstpreisträger Neue Medien 2003 benannt. Die Auszeichnungen werden biennal auf Vorschlag der Juroren vergeben.
Der 1963 in Aschaffenburg geborene Wirthmann erhält den mit 10 000 Euro dotierten Dix-Preis für sein Lebenswerk. Seine Installationen und Projektarbeiten, die technische Voraussetzungen, Vorgänge und Prozesse veranschaulichen, würden «einer künstlerischen Meditation über den Charakter der benutzten technischen Mittel, über deren Struktur und deren System» gleichen, urteilten die Juroren. Dabei stünde das systematische Prinzip der Konstruktion als Wechselwirkung von Ursache und Wirkung im Vordergrund.
Dem 1956 in Munderkingen geborenen Locher wird der mit 5000 Euro dotierte IBM-Kunstpreis Neue Medien für sein experimentelles und innovatives Schaffen in diesem Bereich zuerkannt. Er sei durch seine «raumbezogenen Textarbeiten und Installationen» international bekannt geworden. Er beschäftige sich vor allem mit der «grammatikalischen Ordnung von Sprache und der Komplexität ihrer Funktionsweise».
Der Dix-Preis wird zum sechsten, der IBM-Kunstpreis Neue Medien zum zweiten Mal von dem Unternehmen IBM Deutschland und der Kunstsammlung Gera ausgelobt. In diesem Jahr habe man die Galerie der Stadt Stuttgart als neuen Partner gewinnen und die Ehrung erstmals in einem Kooperationsvertrag festschreiben können, sagte Lorenz. Damit werde «die Basis gestärkt» und der Preis gewinne auch überregional weiter an Bedeutung. Fand die Preisvergabe bislang ausschließlich in Gera statt, werde das künftig paritätisch geschehen, 2003 in Stuttgart. Ausstellungen der Arbeiten beider Preisträger werde es parallel in beiden Städten gegen Ende des Jahres 2003 geben.
(www.kunstsammlung-gera.de)

Richter-Gemälde «Der Fels» in Dresdner Galerie Neue Meister
Dresden (ddp). Die Dresdner Galerie Neue Meister hat am Dienstag das Bild des Malers Gerhard Richter «Der Fels» in ihre Sammlung aufgenommen. Ein anonymer Spender überließ der Galerie das Gemälde mit dem geschätzten Wert von 400 000 bis 600 000 Euro als Leihgabe. Das Bild wurde Ende November bei einer Auktion in der Neuen Nationalgalerie in Berlin zugunsten der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden ersteigert.
Nach einem Bietgefecht erhielt der Unbekannte bei 2,6 Millionen Euro den Zuschlag. Mit dem Auktions-Erlös soll der Neubau eines hochwassersicheren Depots finanziert werden, in denen die Schätze der Alten und Neuen Meister verwahrt werden können.

Retrospektive von Ernst Wilhelm Nay im Bonner Kunstmuseum
Bonn (ddp). Anlässlich des 100. Geburtstages von Ernst Wilhelm Nay zeigt das Kunstmuseum Bonn eine Retrospektive mit 122 Arbeiten des Malers. Bis zum 16. Februar werden Variationen typischer Bildmotive aus allen Schaffensperioden gezeigt, wie die Stadt Bonn am Mittwoch mitteilte.
Der 1902 in Berlin geborene Ernst Wilhelm Nay gehört zu den zentralen Malerpersönlichkeiten der deutschen Nachkriegsgeschichte. Er überzeugte Kritiker nicht nur durch die Qualität der einzelnen Werke, sondern auch durch seine Bereitschaft, das Erreichte stets von Neuem aufs Spiel zu setzen. In Kunstkreisen galt Nay als ein Künstler des Wandels, der seine Themen in Serien erprobte und abhandelte. Ernst Wilhelm Nay starb 1968 in Köln.
Das Kunstmuseum Bonn ist von Dienstag bis Sonntag zwischen 10.00 und 18.00 Uhr, mittwochs bis 21.00 Uhr geöffnet. Montag geschlossen, ebenso am 24., 25. und 31. Dezember.
(Internet: www.kunstmuseum-bonn.de)