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Buchmesse steuert auf neuen Besucherrekord zu +++ Jugendliteratur muss sich gezielt an Jungen wenden +++ Auszeichnung «Goldene Letter» an zwei Niederländer vergeben +++ Berliner Friedenauer-Verlag mit Kurt-Wolff-Preis ausgezeichnet
Buchmesse steuert auf neuen Besucherrekord zu
Leipzig (ddp-lsc). Die Leipziger Buchmesse steuert auf einen neuen Besucherrekord zu. Auch am zweiten Tag strömten wieder rund 15 Prozent mehr Literatur-Interessierte auf das Gelände als im vergangenen Jahr, wie Messe-Sprecherin Susanne Heusler am Freitag sagte. Allein am Eröffnungstag am Donnerstag waren 24 500 Besucher gezählt worden. Bis zum Sonntag werden mehr als 110 000 Gäste erwartet.
Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, ideeller Träger der Buchmesse, zeigte sich äußerst zufrieden mit der Entwicklung. Das Plus bei den Besucherzahlen spiegele auch die guten Aussichten der Branche für das laufende Jahr wider, sagte Vereinssprecherin Anja zum Hingst. Zu Beginn der Buchmesse hatte Börsenvereinsvorsteher Gottfried Honnefelder bereits von einer guten Stimmung unter den Händlern gesprochen. 60 Prozent der Buchhändler erwarteten 2006 ein gutes Geschäftsjahr, sagte er.
Nach der Verleihung des «Preises der Leipziger Buchmesse» am Donnerstag standen am Freitag die kleineren Preise im Mittelpunkt der viertägigen Literaturschau. Der mit 26 000 Euro dotierte Kurt-Wolff-Preis zur Förderung einer vielfältigen Verlagslandschaft in Deutschland wurde an den Berliner Verlag «Friedenauer Presse» vergeben. Die Jury würdigte damit unter anderem das stete Bemühen des Verlages um die Verbreitung russischer Literatur auf dem deutschen Markt. Den mit 5000 Euro dotierten Förderpreis erhielt einer der Newcomer der Branche, der hessisch-berlinerische Verlag kookbooks.
Mit der «Goldenen Letter» im Wettbewerb «Schönste Bücher aus aller Welt» wurde am Freitag der Niederländer Ed de Heer für seine Typografie «Jakob Demus. The Complete Graphic Work» ausgezeichnet. Das Buch sei wegen seiner dezent angeordneten, hervorragenden Schriftwahl ein Lesevergnügen. Die perfekte Bindung runde es zudem zu einem ehrenvollen Ganzen ab, begründete die Jury. Eine zweite Goldmedaille bekam der ebenfalls aus den Niederlanden stammende Arjen van Susteren für seinen Atlas «010 Publishers». Das Werk besteche durch detailreiche Codierung komplexer Inhalte, hieß es zur Begründung.
Die Stiftung Lesen stellte in Leipzig ihre jüngste Studie zu Kinder- und Jugendbüchern vor. Danach laufen vor allem die Jungen in Deutschland Gefahr, den Anschluss an Lesekompetenz und Literatur zu verlieren. Verlage, Händler und Schulen müssten umdenken und gezielter auf die Jungen zugehen, sagte der Wissenschaftliche Direktor der Stiftung Lesen, Stefan Aufenanger. Vor allem Lehrerinnen an den Grundschulen würden häufig die Interessen der Jungen vernachlässigen oder ignorieren. «Wenn ein Schüler vorschlägt, mal einen Science-Fiction-Roman in der Klasse zu lesen, wird dies häufig von der Lehrerin abgelehnt mit Hinweis, das sei keine richtige Literatur», berichtet Aufenanger. In dieser Haltung spiegele sich prinzipiell das unterschiedliche Leseverhalten von Männern und Frauen wider, das bereits in der Kindheit angelegt und dann verfestigt werde.
Jugendliteratur muss sich gezielt an Jungen wenden
Leipzig (ddp-lsc). In den Regalen der Buchhändler fehlt es massiv an speziellen Jungenbüchern. Hier müssten Verlage und Händler umdenken und gezielter auf die Jungen zugehen. Vor allem an den Schulen müsste stärker auf die Wünsche der Jungen stärker eingegangen werden , sagte der Wissenschaftliche Direktor der Stiftung Lesen, Stefan Aufenanger, am Freitag auf der Leipziger Buchmesse zur Vorstellung des neuen Trendberichts Kinder- und Jugendbuch. Auch an den Schulen müsse sich etwas ändern, um die Jungen nicht vom Lesen abzukoppeln.
Vor allem Lehrerinnen an den Grundschulen würden häufig die Interesse der Kinder vernachlässigen oder ignorieren. «Wenn ein Schüler vorschlägt, mal einen Science-Fiction-Roman in der Klasse zu lesen, wird dies häufig von der Lehrerin abgelehnt mit Hinweis, das sei keine richtige Literatur», berichtet Aufenanger. In dieser Haltung spiegele sich prinzipiell das unterschiedliche Leseverhalten von Männern und Frauen wider, das bereits in der Kindheit angelegt und dann verfestigt werde.
Laut der Studie bietet der Markt zu wenig Jungenliteratur an. Das liege zu einem großen Teil auch an den Verlagen, wo hauptsächlich in diesem Segment Autorinnen und Lektorinnen und Verlegerinnen säßen, sagt die Sprecherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Anja zum Hingst. Ähnlich wie in der Schule würden diese die Interessen von Jungen gar nicht kennen. Der Markt der Kinder- und Jugendliteratur gebe diese Schwäche auch wider: nur zehn Prozent seien Sachbücher, die tendenziell die Jungen stärker interessierten.
54,1 Prozent hingegen seien Romane, die sich vor allem an Mädchen wenden, sagt zum Hingst. Insgesamt hat der Kinder- und Jugendbuchmarkt im vergangenen Jahr laut Studie wieder leicht zugelegt, der Anteil dieses Segments stieg um 1,6 Prozentpunkte auf 14,3 Prozent.
http://www.boersenverein.de
Auszeichnung «Goldene Letter» an zwei Niederländer vergeben
Leipzig (ddp-lsc). Mit der Auszeichnung «Goldene Letter» im Wettbewerb «Schönste Bücher aus aller Welt» sind am Freitag auf der Leipziger Buchmesse zwei Niederländer geehrt worden. Ed de Heer erhielt den Preis für seine Typografie «Jakob Demus. The Complete Graphic Work». Das Buch sei wegen seiner dezent angeordneten, hervorragenden Schriftwahl ein Lesevergnügen. Die perfekte Bindung runde es zudem zu einem «ehrenvollen Ganzen» ab, begründete die Jury die Entscheidung.
Arjen van Susteren wurde für seinen Atlas «010 Publishers» ausgezeichnet. Das Werk besteche durch detailreiche Codierung komplexer Inhalte sowie mit einer einfachen Gestaltung der Karten, wie die Jury erklärte. Silbermedaillen gingen an Ellen Gallagher und den Verlag «Landschaft des Wissens». Für den Preis, der von der Stiftung Buchkunst vergeben wird, waren 636 Bücher eingesandt worden.
Berliner Friedenauer-Verlag mit Kurt-Wolff-Preis ausgezeichnet
Leipzig (ddp-bln). Der Kurt-Wolff-Preis ist am Freitag auf der Leipziger Buchmesse an den Berliner Verlag Friedenauer Presse verliehen worden. Der Verlag erhalte die mit 26 000 Euro dotierte Auszeichnung für seine Beharrlichkeit, dem deutschen Publikum russische Literatur nahe bringen zu wollen, erklärte die Stiftung in Leipzig. In seiner Laudatio sagte Michael Krüger vom Münchner Hanser Verlag, Friedenauer schaffe mit seiner aufwändigen Aufmachung der Bücher immer wieder ein Gesamtkunstwerk, man sehe ihm den Willen zum schönen Buch an. Der mit 5000 Euro dotierte Anerkennungspreis ging an den Newcomer-Verlag kookbooks.
Der Kurt-Wolff-Preis wird seit 2001 verliehen. Die Stiftung, in deren Kuratorium unter anderen der «Zeit»-Herausgeber Michael Naumann sitzt, will mit ihrer Tätigkeit vor allem eine vielfältige Verlags- und Literaturszene in Deutschland unterstützen.