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Kassel: Großer Besucherandrang bei documenta 12 +++ Wangen: Arche Nebra bietet Blick in die Vergangenheit +++ Tübingen: Spektakulärer Fund auf der Schwäbischen Alb
Kassel: Großer Besucherandrang bei documenta 12
Kassel (ddp). Unter großem Besucherinteresse hat am Wochenende in Kassel die documenta 12 ihre Pforten geöffnet. Allein am Samstag besuchten fast 10 000 Menschen die Ausstellung zeitgenössischer Kunst. Auch am Sonntag drängten ähnlich viele Besucher an die Kassenhäuschen.
Besonders stark sei der Andrang im eigens errichteten Auepavillon und in der Neuen Galerie gewesen, sagte eine Sprecherin. Bundespräsident Horst Köhler hatte die hunderttägige Werkschau am Samstag offiziell eröffnet.
Nach einem Rundgang durch das Museum Fridericianum und den Auepavillon sagte Köhler, das Wichtigste an der Ausstellung sei, "dass man angeregt wird zum Nachdenken, zum selber Denken». Die von den Ausstellungsmachern mit politischem Anspruch konzipierte Schau sei «ein guter Ort, um die Probleme der Welt sichtbar zu machen». An dem Rundgang unter Führung der Kuratoren Roger M. Buergel und Ruth Noack nahmen auch Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) und weitere geladene Gäste teil.
Unter anderem besichtigten sie die Arbeit von Romuald Hazoumé: Der Künstler aus Benin erinnert mit einem Boot aus Benzinkanistern an das Schicksal der vielen Afrikaner, die nur illegal nach Europa einwandern können und häufig bei der Überfahrt im Meer ertrinken.
Der Start der weltweit bedeutendsten Ausstellung zeitgenössischer Kunst war bereits am Freitagabend mit einem Bürgerfest im Bergpark von Schloss Wilhelmshöhe in Kassel gefeiert worden, zu dem trotz strömendem Regen tausende von Menschen gekommen waren. Auch am Samstag und Sonntag war der Andrang groß: Als die documenta nach dem Rundgang des Bundespräsidenten am Samstag endlich ihre Tore für das Publikum öffnete, hatten sich bereits lange Schlangen vor den Eingängen gebildet.
Die documenta 12 läuft bis 23. September. Zu sehen sind rund 530 Arbeiten von 113 Künstlern und Künstlergruppen aus aller Welt. Mindestens 650 000 Besucher - so viele waren es bei der Vorgängerschau 2002 - werden erwartet.
Die Kunstschau zeigt fast ausschließlich Werke von Künstlern, die hierzulande noch unbekannt sind. Mehr als die Hälfte der documenta-Teilnehmer stammt aus Regionen, die bei den bisherigen elf Kasseler Weltkunstausstellungen unterrepräsentiert waren: Osteuropa, Asien, Afrika und Südamerika. Allein China ist mit sieben Künstlern vertreten.
Zu den spektakulärsten Arbeiten gehört das Projekt «Fairytale» von Ai Weiwei, der 1001 Chinesen zur documenta reisen lässt und ihre Erfahrungen sammeln will. Vor Schloss Wilhelmshöhe legt Sakarin Krue-On aus Thailand Reisfelder an. Der Österreicher Peter Friedl zeigt eine ausgestopfte Giraffe, die in einem Zoo in Palästina lebte und zum Opfer des Nahostkonflikts wurde. In einer Straßenbahn der Linie 4 ist eine Soundinstallation des russischen Künstlers Kirill Preobrazhenskiy zu hören.
Die Ausstellung verteilt sich auf fünf Hauptstandorte in Kassel. Außerdem ist das Restaurant «elBulli» des spanischen Starkochs Ferran Adrià in Roses bei Barcelona zur Außenstelle der documenta ernannt worden. Jeden Tag will documenta-Leiter Buergel zwei willkürlich ausgewählte Ausstellungsbesucher nach Spanien schicken, damit sie die Erfahrung der «Molekularküche» des Avantgarde-Kochs machen können.
Wangen: Arche Nebra bietet Blick in die Vergangenheit
Wangen (ddp-lsa). Das archäologische Erlebniszentrum Arche Nebra wird ab Donnerstag (21. Juni) für Besucher geöffnet. Dort ist eine aufwändige Inszenierung rund um die Geschichte der ältesten konkreten Himmelsdarstellung der Welt, der Himmelsscheibe von Nebra, zu sehen. Mit der Arche umgebe eine besondere Aura den originalen Fundort, sagte Wirtschaftsminister Reiner Haseloff (CDU) am Montag in Wangen. 4,5 Millionen Euro kosteten Bau und Ausstattung des Zentrums in der Nähe des Fundortes der Himmelsscheibe in Nebra.
In kurzer Entfernung lockten weitere Ziele auf eine archäologische Entdeckungsreise. Sie sei auf so engem Raum und mit derart sensationellen Funden nirgendwo anders in Deutschland zu finden, betonte der Minister.
In der Arche Nebra werden etwa 80 000 Besucher erwartet. 24 Gästeführer wurden ausgebildet, um Besucher auch an den anderen Orten der neuen touristischen Route «Himmelswege» betreuen zu können.
Die Himmelsscheibe von Nebra wird ab Mai 2008 im Museum für Vorschichte von Halle zu sehen sein. Aus Sicherheitsgründen können die Besucher sie nicht an ihrem Fundort bestaunen, wo Raubgräber sie 1999 ans Tageslicht geholt hatten.
Tübingen: Spektakulärer Fund auf der Schwäbischen Alb
Tübingen (ddp). Wissenschaftler der Universität Tübingen haben auf der Schwäbischen Alb mehrere Kunstwerke aus der Eiszeit entdeckt. Wie die Hochschule am Montag mitteilte, handelt es sich um etwa 35 000 Jahre alte Objekte. Sie gehörten damit zu den ältesten Kunstwerken der Menschheit.
Der Fund wurde von Tübinger Archäologen bei Grabungen am Vogelherd im Lonetal gemacht. Unter den Kunstwerken befindet sich unter anderem eine vollständig erhaltene, kleine Mammutfigur. Details gab die Universität zunächst nicht bekannt. Die Grabungsergebnisse sollen am Mittwoch in Tübingen präsentiert werden.
Auf der Schwäbischen Alb haben Archäologen bereits zahlreiche spektakuläre Funde gemacht. So entdeckte das Grabungsteam der Uni Tübingen vor zwei Jahren unter anderem einen rund 28 000 Jahre alten Phallus aus Stein.