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ARD startet im Herbst erstes interaktives Fernsehangebot auf MHP-Basis +++ Ersten Browser auf MHP-Standard entwickelt +++ SWR und WDR streiten um ARD-Fremdsprachensendungen +++ Zwei deutsche Filme im Wettbewerb von Locarno
ARD startet im Herbst erstes interaktives Fernsehangebot auf MHP-Basis
Köln (ddp). Die ARD will im Herbst erste interaktive Fernsehangebote auf Basis des neuen Standards Multimedia Home Plattform (MHP) anbieten. Das kündigte der ARD-Vorsitzende Fritz Pleitgen am Mittwoch in Brüssel an. Er sei sich zusammen mit dem Europäischen Kommissar für die Informationsgesellschaft, Erkki Liikanen, einig, dass MHP in Europa zügig etabliert werden sollte. Die Plattform ermögliche einen «freien Zugang zu vielfältigen Angeboten des digitalen und interaktiven Fernsehens».
MHP ist ein offener Softwarestandard, auf dessen Basis digitales Fernsehen, Multimedia-Inhalte und interaktive Dienste angeboten werden sollen. Mussten Nutzer digitaler TV-Angebote sich bisher für jeden Anbieter ein eigenes Endgerät zulegen, etwa die D-Box für den Empfang von Premiere World, so können sie zukünftig mit einem Gerät auf alle Programme zugreifen. Zu den Diensten, die künftig über MHP angeboten werden, gehören Zusatzinformationen wie die Mannschaftsaufstellung eines Fußballspiels, die der Zuschauer jederzeit parallel zum Fernsehprogramm abrufen kann. MHP-Geräte verfügen zusätzlich über einen Internetzugang, über den der Fernsehzuschauer surfen und E-Mails verschicken kann.
Ersten Browser auf MHP-Standard entwickelt
Gütersloh (ddp). Die Entwicklung der Multimedia Home Plattform (MHP) als Standard für die Unterhaltung zu Hause ist einen Schritt weiter. Die Bertelmann Software-Tochter Nionex hat einen ersten Browser für MHP-Geräte entwickelt. Der Browser mit Namen pontegra erlaube jetzt in einem nächsten Schritt die «schnelle und kostengünstige Entwicklung interaktiver TV-Services», teilte das Unternehmen (www.nionex.com) am Mittwoch in Gütersloh mit.
Mit MHP soll es möglich werden, Webinhalte auch über den heimischen Fernseher nutzen zu können. Internetanbieter und Gerätehersteller wollen mit dem neuen Standard einen neuen Markt schaffen und versprechen sich Zuwächse im elektronischen Handel mit Waren und Dienstleistungen (E-Commerce). Durch MHP sollen auch Menschen ohne Computererfahrung zu Internetnutzern werden, die dann auch online einkaufen.
SWR und WDR streiten um ARD-Fremdsprachensendungen
Köln/Stuttgart (ddp-swe). Die ARD-Anstalten SWR und WDR streiten über das Fremdsprachenprogramm. Der WDR-Rundfunkrat warnte den Südwestrundfunk (SWR) davor, nicht mehr muttersprachliche Sendungen zu produzieren. Wenn sich der SWR wie angekündigt aus den ARD-Fremdsprachensendungen zurückziehe, werde die Gemeinschaftsaufgabe insgesamt gefährdet, wie der WDR am Mittwoch in Köln mitteilte.
Fremdsprachensendungen seien «eine kulturelle Brücke zwischen Zugewanderten und Deutschen». Sie förderten die «wünschenswerte Zweisprachigkeit in Migrantenfamilien und helfen \'Seiteneinsteigern\', Zugang zur deutschen Sprache zu finden», betont der WDR-Rundfunkrat. Ausländischen Mitbürgern ein Programm auch in ihrer Sprache zu bieten, sei «Bestandteil des öffentlich-rechtlichen Grundversorgungsauftrages», hieß es.
Der SWR wies die Erklärung als in der Sache «irreführend» zurück. Der Sender fahre seine Programmleistungen für Ausländer in Deutschland nicht zurück, sondern verstärke sie und leiste einen zusätzlichen Beitrag zur Integration. Im Übrigen seien an den ARD-Fremdsprachensendungen ohnehin nur noch ein Teil der Rundfunkanstalten beteiligt. Die Erklärung des WDR-Rundfunkrats beruhe ganz offensichtlich auf mangelnden Informationen über die Pläne des SWR.
Hörfunkdirektor Bernhard Hermann sagte: «Niemand im SWR kann und will andere daran hindern, auch in Zukunft die althergebrachten muttersprachlichen Programme auszustrahlen.» Der SWR sei der Überzeugung, dass eine neue Zeit auch neue Angebote erfordere. Der Beschluss, die Beteiligung an den zu Beginn der 60er Jahre entwickelten Fremdsprachenprogramme zu kündigen, sei «sorgfältig vorbereitet, intensiv und gewissenhaft diskutiert» worden.
Der Vorsitzende des SWR-Rundfunkrats, Pfarrer Hans Lambert, unterstütze die Entscheidung seines Hauses: «Wir verstärken unsere Angebote für Migranten künftig qualitativ und quantitativ.» Ab 2003 werde ein «tägliches innovatives deutschsprachiges Programmangebot von Migranten und Deutschen für Migranten und Deutsche» angeboten. Ab Januar werde es zweimal täglich das Magazin zu Themen der Migranten geben. Begleitet würden die Sendungen von einem nach wie vor mehrsprachigen Internetangebot, einem Novum innerhalb der ARD.
Zwei deutsche Filme im Wettbewerb von Locarno
München (ddp). Beim Festival Internazionale di Locarno (1.- 11. August) laufen in diesem Jahr zwei deutsche Filme im Wettbewerb. Wie die Export-Union des Deutschen Films am Mittwoch in München mitteilte, werden in der Konkurrenz Michael Hofmanns zweiter Spielfilm «Sophiiiie» sowie «Das Verlangen» von Iain Dilthey präsentiert. Zudem wird auch die griechisch-deutsche Koproduktion «Hard Good-Byes: My Father» von Penny Panayiotopoulou im Wettbewerb zu sehen sein.
Hofmanns Streifen gewann jüngst beim Münchner Filmfest den neuen «Förderpreis deutscher Film» sowohl in der Kategorie Regie als auch in der Kategorie Schauspiel (für Katharina Schüttler). Dilthey, Absolvent der Filmakademie Baden-Württemberg, war im schon vergangenen Jahr mit seinem ersten längeren Film «Ich werde dich auf Händen tragen» im Wettbewerb von Locarno.
Insgesamt ist Deutschland in diesem Jahr bei dem Filmfestival in der Schweiz mit neun Beiträgen vertreten. Die Sektion «Cinéastes du Présent» zeigt Walter Ruttmanns Stummfilm-Klassiker «Berlin. Die Sinfonie der Großstadt» von 1927 sowie Thomas Schadts filmische Neuauflage «Berlin: Sinfonie einer Großstadt», die im April in der deutschen Hauptstadt uraufgeführt wurde.