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Anklam: Peenespektakel geht in seine dritte Saison +++ Lübeck: Zweite Lübecker Theaternacht am Wochenende +++ Oestrich-Winkel: Clemens Meyer erhält Rheingau Literatur Preis +++ Berlin: Ernst-Reuter-Plakette für Kertesz +++ Weimar: Die Anna Amalia Bibliothek zwei Jahre nach dem Brand
Anklam: Peenespektakel geht in seine dritte Saison
Anklam (ddp-nrd). Das Theaterspektakel «Die Peene brennt» geht heute in Anklam in seine dritte Saison. Im Mittelpunkt des Stücks der Vorpommerschen Landesbühne steht der Kampf um die reiche Hansestadt vor etwa 200 Jahren. Historischer Hintergrund ist die wechselvolle Geschichte der Stadt Anklam, die bis 1815 mehr als 90 Jahre lang von Brandenburgern, Preußen und Schweden regiert wurde. Die jetzt als Theaterkulisse dienende Peene war damals noch Grenzfluss.
An dem Stück beteiligen sich etwa 50 Mitwirkende, darunter Schauspieler, Sänger des Anklamer Knabenchores sowie Mitglieder von Anklamer Kultureinrichtungen und des Fritz-Reuter-Ensembles. Das Theaterspektakel am Peeneufer wird bis 9. September gezeigt.
Lübeck: Zweite Lübecker Theaternacht am Wochenende
Lübeck (ddp-nrd). Mit Ausschnitten aus Thomas Manns «Buddenbrooks» startet die zweite Lübecker Theaternacht am Samstag schon um 11.00 Uhr auf der Bühne in der oberen Mengstraße. Nach einer zweiten Kostprobe des Stückes um 15.30 Uhr beginnt das Hauptprogramm um 18.00 Uhr an neun Spielstätten. Bis nach Mitternacht werden Figuren von Gretchen bis hin zu Ottos Mops von 13 Theaterensembles dargestellt. Das Sammelticket für alle Vorstellungen kostet zehn Euro, ermäßigt fünf Euro.
Oestrich-Winkel: Clemens Meyer erhält Rheingau Literatur Preis
Oestrich-Winkel (ddp-lsc). Den Rheingau Literatur Preis 2006 hat der in Leipzig lebende Schriftsteller Clemens Meyer für seinen Debütroman «Als wir träumten» erhalten. Das Buch porträtiere beeindruckend eine Kindheit und Jugend im Leipzig der Nachwendezeit und rücke eine gesellschaftliche Schicht in den Mittelpunkt, die in der deutschsprachigen Belletristik bislang kaum Berücksichtigung gefunden habe, hieß es in der Begründung der Jury am Donnerstag in Oestrich-Winkel.
Trotzdem sei der Roman kein Verliererroman, sondern ein kämpferisches Buch. Neben den individuellen Schicksalen zeichne es auch das facettenreiche Bild einer Stadt, die in den Umbruchjahren nach 1989 den nötigen Freiraum für einen Gegenentwurf zum bürgerlichen Leben geboten habe, erklärte die Jury.
Der seit 1994 im Rahmen des jährlichen Rheingau Literatur Festivals «WeinLese» verliehene Preis ist mit 10 000 Euro dotiert. Zusätzlich gibt es 111 Flaschen Rheingauer Riesling.
Clemens Meyer wurde 1977 in Halle an der Saale geboren. Ab 1998 studierte er fünf Jahre am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. 2001 gewann er den MDR-Literaturwettbewerb. In diesem Jahr nahm Meyer am Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt teil.
Berlin: Ernst-Reuter-Plakette für Kertesz
Der ungarische Schriftsteller und Literatur-Nobelpreisträger Imre Kertesz erhält in diesem Jahr die Ernst-Reuter-Plakette der Stadt Berlin. Seine Entscheidung, von Berlin aus zu wirken, sei ein Zeichen für Versöhnung und Dialog, das er als Überlebender von Auschwitz und Buchenwald gesetzt habe, erklärte der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit. Der 1929 in Budapest geborene Kertesz wurde 1944 von den Nationalsozialisten u. a. nach Auschwitz und Buchenwald verschleppt. In "Roman eines Schicksallosen" beschrieb er diese Erfahrungen.
Quelle: B5Aktuell
Weimar: Die Anna Amalia Bibliothek zwei Jahre nach dem Brand
Weimar (ddp). «Die Bibliothek brennt!» Wie ein Lauffeuer verbreitete sich diese Nachricht am späten Abend des 2. September 2004 in Weimar. Das Stammhaus der berühmten Herzogin Anna Amalia Bibliothek stand in Flammen. Meterhohe Flammen schlugen aus dem Dachstuhl des mehr als 400 Jahre alten Grünen Schlosses, das zum Weltkulturerbe zählt. Noch ahnten die zahlreich eintreffenden freiwilligen Helfer nicht, dass sie Zeuge des größten Bibliothekbrandes in Deutschland seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden.
Drei Stunden dauerte es, bis die Feuerwehr den Brand unter Kontrolle hatte. Tage später schwelten noch immer einzelne Glutherde unter den Schuttmassen des eingestürzten Dachs, die auf der Decke des historischen Rokokosaales lasteten. Der Saal selbst wurde durch Feuer und Löschwasser stark beschädigt. Selbst die bestehende Einsturzgefahr konnte in der Brandnacht und danach Helfer nicht davon abhalten, sich immer wieder in das Gebäude zu wagen, um die rund 120 000 historischen Bücher, Hand- und Notenschriften sowie Globen, Skulpturen und Gemälde zu bergen.
Rund 50 000 Bände wurden dennoch ein Opfer der Flammen. Etwa 62 000 Bände konnten gerettet werden, doch sie wurden durch Feuer und Löschwasser teilweise schwer beschädigt. Oft nur noch Rudimente wurden sie vorsichtig verpackt und zur Gefriertrocknung in das Zentrum für Bucherhaltung nach Leipzig gebracht. Etwa 11 000 Bände wurden nach entsprechender Reinigung inzwischen wieder in den Bestand integriert.
Doch fast die Hälfte der aus dem brennenden Gebäude geretteten Exemplare wurde so schwer in Mitleidenschaft gezogen, dass «nur der kleinste Teil restauriert werden kann», befürchtet der Direktor der Anna Amalia Bibliothek, Michael Knoche. Die Buchrestauratoren richten ihr Augenmerk derzeit auf jene 22 000 Bücher, die durch Löschwasser, Hitze und Rauch mittelschwere Schäden davontrugen. Ihre Wiederherstellung wird laut Knoche sieben bis acht Jahre in Anspruch nehmen, so dass die sehr schwer beschädigten Bücher erst einmal warten müssten.
Auch die ersten Lücken, die der Brand hinterließ, konnten schon geschlossen werden. Rund 5000 und damit ein Zehntel der vernichteten Bände finden sich dank Schenkungen und Ankäufen inzwischen wieder im Bestand der über 300 Jahre alten Einrichtung. Tag um Tag füllen sich die Regale der Bibliothek wieder mit kostbaren Schätzen. Dazu gehören Klassiker-Ausgaben wie Ciceros «Philosophica» und Lukrez-Ausgaben des 17. Jahrhunderts ebenso wie seltene Drucke des 16. Jahrhunderts oder «Der ander Post Reuter» von 1620 als Zeugnis aus dem Dreißigjährigen Krieg.
Etwa 70 Prozent der verlorenen Bücher können nach Einschätzung Knoches wiederbeschafft werden. Das aber werde mindesten drei Jahrzehnte dauern und damit «Aufgabe einer ganzen Generation sein» sowie rund 47 Millionen Euro kosten. Darüber hinaus würden cirka 20 Millionen Euro für die Restaurierung gebraucht. Davon stünden aus Spenden und öffentlichen Zuwendungen bislang 17,5 Millionen Euro bereit. «Doch wir müssen noch kräftig nachlegen, damit der gerissene Faden der kulturellen Überlieferung wieder geknüpft werden kann», macht er deutlich.
Als der Brand vor zwei Jahren ausbrach, stand dem wertvollen Bestand ein Umzug in das neue unterirdische Magazin unmittelbar bevor, das im Zuge des Erweiterungsbaus der Bibliothek vis-a-vis im Roten und im Gelben Schloss gebaut wurde. Schließlich sollte das einst von Herzogin Anna Amalia zum Stammhaus der Bibliothek bestimmte Grüne Schloss ab 2006 für rund neun Millionen Euro saniert werden. Infolge des Brandes wurde dieses Vorhaben schneller umgesetzt. Schon im Oktober 2005 zum 266. Geburtstag Herzogin Anna Amalias schwebte die Richtkrone über dem Bau, der für rund 11,4 Millionen Euro in alter Schönheit wiederersteht. Seine Pforten soll er erstmals wieder an Anna Amalias 200. Todestag im April 2007 öffnen.
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