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19.12.: theater und literatur aktuell +++ theater und literatur

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Berlin: Uraufführung zum 10. Todestag Heiner Müllers am BE +++ Berlin: BE erinnert an den 70. Todestag von Kurt Tucholsky +++ Bochum: Schauspielhaus feiert Geburtstag von Tana Schanzara +++ Rheinsberg: Tom Wolf wird Stadtschreiber


Berlin: Uraufführung zum 10. Todestag Heiner Müllers am BE
Berlin (ddp). Am Berliner Ensemble (BE), der letzten großen Wirkungsstätte Heiner Müllers, stand am 30. Dezember 1995 seine «Arturo Ui»-Inszenierung auf dem Programm. Am selben Tag starb der große Theatermann. Zum zehnten Todestag des Regisseurs wird am BE das Stück «100 Fragen an Heiner Müller - Eine Séance» uraufgeführt. Das Werk des Dramatikers und Journalisten Moritz von Uslar und des Bochumer Dramaturgen und künftigen Schauspielchefs der Salzburger Festspiele, Thomas Oberender, versteht sich als Annäherung an den Dichter und Intendanten des Berliner Ensemble. Auch das Schauspielhaus in Zürich erinnert am 30. Dezember mit einer Heiner-Müller-Nacht an den Dramatiker.
Obwohl Müller zu Lebzeiten zahllose Interviews gegeben hatte, bleibe er ein Rätsel, befand das Berliner Traditionstheater. Die Autoren hätten sich mit seinen Aussagen nicht zufrieden gegeben und wollten nun eine Geisterbeschwörung veranstalten, um «100 Fragen an Heiner Müller» zu stellen. Beide Autoren hätten aber nicht nur nachträglich Müller selbst, sondern auch Freunde und Feinde, Mitarbeiter und Mitstreiter befragt. Das Stück lasse Müllers große Lebensthemen Revue passieren.
Mit 66 Jahren war Müller, dessen äußerliche Markenzeichen die schwarze Brille, die Zigarre und der Whiskey waren, an Krebs gestorben. Bis zum Schluss war er auch fotografisch begleitet worden von seiner vierten Ehefrau, der Fotografin und Performance-Künstlerin Brigitte Maria Mayer. Erst vor wenigen Wochen erschien ein Bildband von Mayer, der ihren Mann in seinem privaten Umfeld zeigt und auch vor Aufnahmen des Sterbenden nicht zurückschreckt. «Der Tod ist ein Irrtum» ist ein sehr privates Buch, zugleich ein durchkomponiertes Gesamtkunstwerk.
Der am 9. Januar 1929 im sächsischen Eppendorf als Sohn eines Beamten geborene Autor schrieb rund 30 Theaterstücke. Nach der Wende arbeitete er vor allem als Regisseur. Von der offiziellen DDR-Kulturpolitik war Müller ab Mitte der 60er Jahre zunächst mit Argwohn beobachtet worden. Sie verhängte zeitweilig sogar ein Berufsverbot gegen ihn. 1986 allerdings erhielt Müller für sein Schaffen den Nationalpreis 1. Klasse der DDR. Auch im Westen gehörte er zu den meistgespielten Dramatikern. Müller konnte in den 80er Jahren ungehindert zwischen beiden deutschen Staaten hin- und herwechseln.
Im März 1992 wurde Müller als Co-Intendant in das fünfköpfige Leitungsdirektorium des BE berufen. Sein Debüt als Opernregisseur gab er 1993 in Bayreuth, wo er eine viel diskutierte Inszenierung von «Tristan und Isolde» zeigte. Für negative Schlagzeilen sorgte er Anfang 1993, als er seine «regelmäßigen Kontakte» zur DDR-Staatssicherheit bestätigte, die ihn als IM unter dem Decknamen «Heiner» geführt hatte. Er begründete sein Tun mit den Worten, er habe «versucht zu beraten und Einfluss zu nehmen». Seit Frühjahr 1995 war Müller alleiniger künstlerischer Leiter des BE.
Zu den vielgespielten Autoren gehört der Dramatiker an den deutschsprachigen Bühnen heute nicht mehr. Nach Angaben des Bühnenvereins findet er sich in seiner zuletzt veröffentlichten Statistik der meistgespielten Autoren auf Platz 63 wieder. Elf Werke von ihm, darunter «Hamletmaschine», «Quartett» und «Anatomie Titus Fall of Rome», waren in der Spielzeit 2003/2004 in 17 Inszenierungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu sehen.

Berlin: Berliner Ensemble erinnert an den 70. Todestag von Kurt Tucholsky
Berlin (ddp-bln). Im Berliner Ensemble feiert am Mittwoch das Stück «WIR NEGATIVEN! Eine Tucholsky-Revue» Premiere. Das Theater erinnert damit an den 70. Todestag von Kurt Tucholsky, wie ein Sprecher sagte. Die Schauspieler interpretieren Vertonungen, Gedichte und Briefe des von den Nationalsozialisten verfolgten Schriftstellers und Satirikers. Er starb am 21. Dezember 1935 im schwedischen Exil.

Bochum: Schauspielhaus feiert Geburtstag von Tana Schanzara
Bochum (ddp-nrw). Die als «Ruhrpott-Duse» bekannt gewordene Tana Schanzara feiert am Montagabend auf der Bühne des Bochumer Schauspielhauses ihren 80. Geburtstag. Zudem begeht die in Kiel geborene Schauspielerin ihr 50. Bühnenjubiläum. Unter dem Motto «Happy Birthday, Tana!» würdigen Freunde, Kollegen und Prominente Leben und Arbeit der Künstlerin. Als Gäste werden unter anderen Hape Kerkeling und Hildegard Krekel erwartet. Der Schauspieler Peter Jordan soll als Moderator durch den Abend führen.
Tana Schanzara nahm nach dem Abitur Schauspielunterricht in Köln. Es folgten Engagements unter anderem in Bonn, Köln und Gelsenkirchen. Seit 1956 ist sie am Schauspielhaus Bochum engagiert und damit dienstälteste Akteurin des Hauses. Bis auf Saladin Schmitt hat sie unter allen Intendanten - unter anderen Peter Zadek, Rainer Werner Fassbinder oder Claus Peymann - gearbeitet.

Rheinsberg: Tom Wolf wird Stadtschreiber
Rheinsberg (ddp-lbg). Der Autor Tom Wolf wird im kommenden Jahr Stadtschreiber in Rheinsberg. Er übernimmt das Amt von Februar bis Juni 2006, wie eine Sprecherin des be.bra-Verlages sagte. Das Kurt Tucholsky Literaturmuseum lädt den Angaben zufolge seit 1995 jährlich zwei Autoren als Stadtschreiber zu einem fünfmonatigen Arbeitsaufenthalt in Rheinsberg ein. Sie erhalten eine Wohnung im Marstall der Schlossanlage und ein monatliches Stipendium.
Tom Wolf wurde 1964 in Bad Homburg geboren. Er ist unter anderem Autor von mehreren Romanen, in deren Mittelpunkt der Ermittler Honoré Langustier, Zweiter Hofküchenmeister Friedrich des Großen steht. Im August 2005 wurde Wolf mit dem Berliner Literaturpreis «Krimifuchs» ausgezeichnet.