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Carl Maria von Weber unter Plagiatsverdacht +++ Uraufführung I: Kaija Saariahos\' Kammer-Orchesterwerk im Gewandhaus +++ Uraufführung II: Telemann-Oper in Gmunden +++ Ausstellung zum Konzert - «Carmina Burana» in Luckenwalde +++ Dritte Auflage für «Dreiklang» in der Oberlausitz +++ Mehr als 70 Veranstaltungen bei Kunstfest Weimar 2003
Carl Maria von Weber unter PlagiatsverdachtHalle (ddp). Der Komponist Carl Maria von Weber (1786-1826) soll Teile seiner Oper «Der Freischütz» möglicherweise vom Ballenstedter Hofkapellmeister Carl Christian Agthe (1762-1797) abgeschrieben haben. Dies berichtet die in Halle (Saale) erscheinende «Mitteldeutsche Zeitung» (Mittwochausgabe) unter Berufung auf einen Ballenstedter Musiklehrer. Der Pädagoge Siegfried Hünermund habe nach intensiven Recherchen festgestellt, dass so bekannte Melodien wie der «Jägerchor» und die Arie der Agathe aus dem zweiten Akt ihr musikalisches Vorbild in Tänzen von Agthe fanden.
Der bisweilen als «Mozart des Harzvorlandes» bezeichnete Komponist hatte als Musiklehrer die Porträtmalerin Caroline von Bardua unterrichtet, die später mit Carl Maria von Weber gut bekannt war. Als Webers Nationaloper «Der Freischütz» 1821 uraufgeführt wurde, war Carl Christian Agthe bereits 24 Jahre tot.
Uraufführung I: Kaija Saariahos\' Kammer-Orchesterwerk im Gewandhaus
Leipzig (ddp-lsc). Das Leipziger Gewandhausorchester startet am 29. August mit der deutschen Erstaufführung von Kaija Saariahos «Quatre Instants für Sopran und Kammerorchester» in die Spielzeit 2003/4. Das Auftragswerk der finnischen Komponistin dirigiert Gewandhauskapellmeister Herbert Blomstedt. Außerdem stehen Carl Nielsens erste Sinfonie in g-Moll und die fünfte Sinfonie Ludwig van Beethovens auf dem Programm, wie das Gewandhaus am Dienstag in Leipzig mitteilte. Nach dem Eröffnungskonzert begrüßt das Gewandhausorchester die Leipziger und alle Besucher am 31. August 2003 ab 15.00 Uhr zum Gewandhaustag in der Innenstadt und um 19 Uhr mit einem Freiluftkonzert im Rosental.
Die 223. Gewandhaus-Saison bietet zudem drei weitere Uraufführungen. Am 4. und 5. September 2003 erklingt unter der Leitung Blomstedts Hans-Christian Bartels «David und Goliath» mit dem Gewandhausorchester. Das Gewandhaus-Bläserquintett bringt Tilo Medeks sechstes Bläserquintett am 29. Februar 2004 zu Gehör. Gewandhauschordirektor Morten Schuldt-Jensen leitet am 28. März 2004 die Uraufführung eines neuen Werkes von Siegfried Thiele, das für den GewandhausKammerchor und das GewandhausOktett in Auftrag gegeben wurde.
Die kommende Saison mit ihren 63 Großen Concerten ist für Dirigent Blomstedt eine ganz besondere. Vor knapp 50 Jahren, am 4. Februar 1954, gab er in Stockholm sein Dirigenten-Debüt. Er hat bereits angekündigt, das damalige Programm in Leipzig zu wiederholen. Voraussichtlicher Termin ist der 24. und 25. Juni 2004.
Die Eintrittspreise werden nach Angaben des Gewandhauses in der neuen Saison um vier bis sieben Prozent erhöht. Um die in den vergangenen drei Jahren rasant gestiegene Abonnentenzahl um rund 40 Prozent auf 11 565 zu halten, bietet das Gewandhaus zahlreiche Neuerungen im Programm und im Marketing. So wird es erstmals für Abonnenten eine GewandhausCard in Kooperation mit Galeria Kaufhof geben, die auf alle Einkäufe einen Rabatt von zehn Prozent gewährt. Neu ist auch das Kinder- und Jugendprogramm «Soundcheck». An vier Samstagen wird Kapellmeister Blomstedt junge Musikfreunde an die Hand nehmen und in die Geheimnisse klassischer Musik einführen.
http://www.gewandhaus.de
Uraufführung II: Telemann-Oper in Gmunden
orf - Die Festwochen Gmunden haben heuer etliche interessante Projekte zu bieten. Nach einem interdisziplinären Thomas Bernhard-Abend ("Servus und es ist alles egal") sowie Uraufführungen von Michael Nyman ("Beckham crosses, Nyman scores") und Franzobel ("Black Jack") wird am Samstag (23.August) eine bisher unbekannte Telemann-Oper erstmals aufgeführt.
"Pastorelle en musique", das älteste erhaltene Musikdrama des Komponisten, entstand vermutlich zwischen 1705 und 1710. Die Partitur wurde in den Beständen der Berliner Singakademie entdeckt, die nach dem Zweiten Weltkrieg lange als verschollen galten, 1999 in Kiew entdeckt und im Vorjahr restituiert wurden.
"Die Partitur dieses Werkes habe ich erstmals im April 2001 in der Hand gehalten, als die Sammlung noch in Kiew war", schildert der junge, in Österreich ausgebildete Dirigent Kirill Karabits, der im Oktober 2001 von einem Spezialisten in Magdeburg die Bestätigung erhalten haben will, dass es sich bei der (nicht als Autograph, sondern in Abschrift erhaltenen) Partitur um eine Telemann-Komposition handelt.
Noch in Kiew hat er begonnen, die Telemann-Oper - ein für fünf Solopartien und zwei Chöre geschriebenes Schäferspiel nach Moliere - zu transkribieren, um möglichst bald eine Aufführung zu ermöglichen.
In Gmunden (und tags darauf in der Kirche von Piber) dirigiert Karabits das auf historischen Originalinstrumenten spielende Grazer Barockensemble Capella Leopoldina. Auch die Komische Oper in Berlin soll 2004 eine Aufführung des Werkes, das 43 Vokalnummern und vier Instrumentalstücke umfasst, planen.
Telemann gilt als der produktivste aller Tonschöpfer der abendländischen Musik. Sein gewaltiges Werk umfasst 40 Opern, 46 Passionen, 35 Oratorien, 1.750 nachweisbare Kantaten, 33 Hamburger Kapitänsmusiken, 600 Orchesterstücke, Suiten, Ouvertüren, Sinfonien, Konzerte und Solosonaten.
Ausstellung zum Konzert - «Carmina Burana» in Luckenwalde
Luckenwalde (ddp-lbg). Musiker aus Polen bringen am 30. August in Luckenwalde die «Carmina Burana» von Carl Orff auf die Bühne. Im Foyer des Kreishauses treten unter anderem die Bydgosker Symphoniker sowie die polnischen Chöre «Alla Camera» und «Adoramus» auf, wie eine Sprecherin des Landratsamtes Teltow-Fläming sagte. Als Sprecher fungiert Hans-Joachim Frank von theater 89.
Begleitend zum Konzert ist im Kreishaus eine Ausstellung zu sehen. Sie zeigt Kostüm- und Szenenbildentwürfe zum Ballett «Carmina Burana», die der Künstler Ronald Paris für die Staatsoper Sofia 1972 angefertigt hat. Karten für die Aufführung können unter der Nummer 03371/6083604 vorbestellt werden und kosten 15 Euro. Kinder bis 14 Jahre haben freien Eintritt.
Dritte Auflage für «Dreiklang» in der Oberlausitz
Zittau (ddp-lsc). Unter dem Motto «Musik Menschen Landschaft» beginnt am Samstag das Musikfestival «Dreiklang» in der Oberlausitz. Besucher der dritten Auflage können bis 7. September 23 Veranstaltungen an zwölf verschiedenen Orten erleben, darunter auch in Polen und Tschechien, teilten die Organisatoren mit. Das vom früheren sächsischen Wirtschaftsminister Kajo Schommer (CDU) angeregte Festival wird erstmals vom Landkreis Löbau-Zittau getragen. Rund 500 000 Euro stehen als Zuschuss für das Festival zur Verfügung und damit ein deutlich kleinerer Etat als 2002.
«Dreiklang» wird am Samstag in der Zittauer Johanniskirche eröffnet. Unter Leitung von Ludwig Güttler führen die Virtuosi Saxoniae und die Hallenser Madrigalisten die 1740 entstandene «Missa Dei Patris» des böhmischen Barockkomponisten Jan Dismas Zelenka (1679 1745) auf. Die Internationale Eröffnung des Festivals ist für Sonntag in Wroclaw (Breslau) geplant.
http://www.dreiklangfestival.net
Mehr als 70 Veranstaltungen bei Kunstfest Weimar 2003
Weimar (ddp-lth). Das Weimarer Kunstfest 2003 bietet vom 23. August bis 14. September mehr als 70 Veranstaltungen. Konzerte aller musikalischen Genres stehen dabei neben Theater, Tanz, Kabarett, Ausstellungen und Film. Anders als in früheren Jahren konzentriert sich dieses Kunstfest auf die Weimarer Innenstadt. Schwerpunkte bilden nach Angaben der Organisatoren die «Halle» des ehemaligen Gauforums mit ihren 1400 Plätzen als Hauptspielstätte und das Spiegel-Zelt am Burgplatz als Kommunikations- und Veranstaltungsort. Ein Programmteil ist Johann Sebastian Bach (1685-1750) gewidmet, der vor 300 Jahren erstmals nach Weimar kam.
In der «Halle» wird unter anderem Hector Berlioz\' monumentales Requiem unter der Leitung von Jac van Steen (13./14.9.) erklingen, werden Udo Lindenbergs «Atlantic Affairs» zu erleben sein (28./29.8.) und die «junge philharmonie thüringen» mit ihren «Salutes to Europe» (11.9.). Im Spiegelzelt, das die Tradition des holländisch-belgischen Zeltbaus wieder auferstehen lässt, haben Kabarett, Jazz, Chansons und Lesungen ein Domizil. Dort sind beispielsweise Burghart Klaußner (24.8.) und Gustav Peter Wöhler (14.9.) zu Gast.
Der Schwerpunkt «Bach» sucht sich verschiedene Räume. Der von Enoch zu Guttenberg dirigierten «Matthäuspassion» (30.8.) ist wegen ihrer besonderen Atmosphäre die «Halle» vorbehalten. Die «Goldberg-Variationen» mit Ragna Schirmer (31.8.) erklingen dagegen im Festsaal des Schlosses. Darüber hinaus ist der Komponist vielfach präsent, etwa im Internationalen Meisterkurs für Violine mit Igor Oistrach sowie bei einem Konzert, das der Virtuose gemeinsam mit anderen Solisten am 7. September im Musikgymnasium Schloss Belvedere gibt.
Vielfach integriert sind Weimarer Kultureinrichtungen. So steuert das Theaterhaus Weimar in Kooperation mit lettischen Künstlern mit «Euphoria!» die einzige Eigenproduktion des Kunstfestes bei (Uraufführung 26.8.).
http://www.kunstfest.de