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Generalsekretär des PEN-Zentrums: Buchmesse soll in Frankfurt bleiben +++ Messe München sieht sich für Buchmesse gut gerüstet +++ Uraufführung von Falladas Knastroman in Greifswald geplant +++ Französische Autorin Francoise Giroud gestorben +++ Erste Veranstaltungen im Greifswalder Koeppen-Haus
Generalsekretär des PEN-Zentrums: Buchmesse soll in Frankfurt bleiben
Mainz (ddp-bay). Der Generalsekretär des PEN-Zentrums Deutschland, Wilfried F. Schoeller, ist für die Beibehaltung von Frankfurt am Main als Standort der Buchmesse. «Für Frankfurt spricht die Tradition und eine solche Branche muss auf Tradition setzen, um sich zu erhalten», sagte Schoeller in der 3sat-Sendung «Kulturzeit». Zwar habe sich München zur neuen deutschen Hauptstadt des Verlags- und Buchwesens entwickelt und das dortige Messe-Gelände sei attraktiver als in Frankfurt. Trotzdem sei die Mainmetropole der bessere Standort.
Schoeller fügte hinzu: «Deutschland verfügt über das beste Verlags- und Buchwesen der Welt. Das sollte erhalten bleiben und mit ihm die verbundenen Traditionen. Und dazu gehört die Frankfurter Buchmesse.»
Messe München sieht sich für Buchmesse gut gerüstet
München (ddp-bay). Das neue Münchner Messegelände ist nach Ansicht der Messegesellschaft auch für die Frankfurter Buchmesse gut geeignet. Messesprecher Ulrich Esser trat am Montag Argumenten entgegen, das Gelände im Stadtteil Riem liege zu weit außerhalb der Innenstadt. München verfüge über ein «sehr attraktives und funktionierendes» Messegelände. Andere Großmessen wie die ISPO hätten gezeigt, dass das Messegelände vom Zentrum aus rasch zu erreichen sei.
Die Messe München wolle Frankfurt die Buchmesse «nicht abjagen», fügte Esser hinzu. Allerdings würde eine Verlagerung als «große Gelegenheit» für München begrüßt. Voraussetzung für weitergehende Verhandlungen mit der Buchmesse sei jedoch, dass der Börsenverein des Deutschen Buchhandels eine offizielle Entscheidung treffe.
In Frankfurt am Main trafen am Montagmittag Vertreter der Messegesellschaft, der Buchmesse sowie des Hotel- und Gaststättenverbandes zu einem Krisengipfel zusammen. Der Sprecher der Buchmesse, Holger Ehling, sagte im Vorfeld des Treffens, der Standort Frankfurt am Main sei attraktiv, aber die Stadt müsse auch aktiv etwas tun, um den Verbleib der Buchmesse zu sichern. Vergangene Woche war bekannt geworden, dass die Frankfurter Buchmesse aus Kostengründen mit einem Umzug nach München liebäugelt. Gespräche mit der Münchner Messe und der bayerischen Staatskanzlei gab es nach Angaben Ehlings bereits.
Uraufführung von Falladas Knastroman in Greifswald geplant
Greifswald (ddp). Mit der Bühnenversion von Hans Falladas (1893-1947) Romanerfolg «Wer einmal aus dem Blechnapf frisst» (1934) will das Theater Vorpommern auf aktuelle Probleme der Resozialisierung von Straftätern aufmerksam machen. Die Uraufführung des weltweit bekannten Gefängnisstücks findet am Samstag in Falladas Geburtstadt Greifswald statt, wie das Theater mitteilte.
Französische Autorin Francoise Giroud gestorben
Die französische Autorin und Politikerin Francoise Giroud ist am Sonntag im Alter von 86 Jahren in Neuilly bei Paris gestorben. Als Mitbegründerin des Nachrichtenmagazins "L\'Express", Schriftstellerin und Staatssekretärin für Kultur beziehungsweise Frauenfragen Mitte der 70er Jahre zählte sie zu den bekanntesten Persönlichkeiten Frankreichs. Politiker und Intellektuelle zeigten sich erschüttert über ihren Tod.
Die 1916 in Genf geborene Giroud schrieb bereits in jungen Jahren Geschichte: 1937 wurde sie - nach mehreren Jahren Tätigkeit als Scriptgirl und Sekretärin - die erste weibliche Regieassistentin Frankreichs. Während des Zweiten Weltkrieges zog sie sich nach Lyon zurück und arbeitete dort als Mitarbeiterin mehrerer Zeitungen. 1943/44 verbrachte sie in Haft.
Schlingensief bittet, Premiere nicht zu besuchen
orf - Für einige Verwirrung hat am Freitag eine ungewöhnliche Presseerklärung des Regisseurs und "Theaterprovokateurs" Christoph Schlingensief für sein jüngstes Volksbühnen-Projekt gesorgt. Unter der Überschrift "Betreff: Atta Atta - Die Kunst ist ausgebrochen! am 23. Januar 03" hieß es in dem Brief an die Journalisten: "Hiermit möchte ich Sie recht herzlich bitten, nicht zu meiner Premiere zu kommen, da wir sonst nicht denken können."
Schlingensief sagte, ihm sei es darum gegangen, auch einmal deutlich zu machen, dass sich ein Künstler nicht schon während seiner Arbeit von den Gedanken daran beirren lassen dürfe, wie die Kritik später ausfallen könnte. "Richard Wagner hat sich auch nicht darum gekümmert." Bei seinem neuen Projekt gehe es auch um die Frage, wie weit sich Kunst instrumentalisieren lasse, "also Kunst als Waffe oder Gerhard Schröder als Staatskünstler oder dergleichen".
Erste Veranstaltungen im Greifswalder Koeppen-Haus
Greifswald (ddp-nrd). Noch vor seiner offiziellen Eröffnung ist das neue Koeppen-Haus in Greifswald Ende Januar Gastgeber für einer Reihe von Lesungen, Vorträgen und Musikveranstaltungen. Neben der Autorin Monika Maron und Akteuren der ehemaligen Band «Sandow» werde der Greifswalder Koeppen-Forscher Roland Ulrich zu einer Buchpremiere einladen, sagte am Montag Sascha Fricke vom Literaturzentrum Vorpommern.
Monika Maron wird am 24. Januar ihren im Fischer-Verlag erschienenen Roman «Endmoränen» vorstellen. Einen Tag später begibt sich der Autor und Theaterregisseur Kai Grehn zusammen mit den Musikern Kai-Uwe Kohlschmidt (Sandow) und ZAP (LoFi-Studio) auf eine musikalische Reise. Zur Buchpremiere von Jakob Littners Text Mein Weg durch die Nacht« gibt am 26. Januar Herausgeber Roland Ulrich eine Einführung zum Urtext und der »Metamorphose« zu Wolfgang Koeppens Roman.
Der Jüdische Verlag im Hause Suhrkamp hatte 1992 die Geschichte des Holocaust-Überlebenden Jakob Littner verlegt, literarisch erzählt von Wolfgang Koeppen (19061996). Das Buch mit dem Titel »Jakob Littners Aufzeichnungen aus einem Erdloch" war erstmals 1948 erschienen, 1985 wurde es ein zweites Mal verlegt. Zu einer nennenswerten Resonanz kam es jedoch erst, als der renommierte Schriftsteller Wolfgang Koeppen den wortgleichen Text unter seinem Namen herausbrachte.
(Internet: www.literaturzentrum.org)