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Hamburg: NDR schließt Produzent Brandes vom Grand-Prix-Finale aus +++ Berlin: Charts-Manipulationen in der Regel ohne Konsequenzen


Hamburg: NDR schließt Produzent Brandes vom Grand-Prix-Finale aus
Hamburg (ddp). Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) hat den Produzenten von Grand-Prix-Kandidatin Gracia, David Brandes, von der Teilnahme am Finale des Eurovision Song Contest am 21. Mai in Kiew ausgeschlossen. Nachdem Brandes am Dienstag erstmals Charts-Manipulationen eingeräumt hatte, habe der Sender nun die entsprechenden Konsequenzen gezogen, teilte der NDR am Mittwoch in Hamburg mit.
NDR-Unterhaltungschef Jürgen Meier-Beer betonte, dies gelte jedoch nicht für Gracia. Die Sängerin habe die Abstimmung der Zuschauer beim Vorentscheid am 12. März für sich entschieden und es deshalb verdient, in Kiew aufzutreten. «Es gibt außerdem für uns weiterhin keine rechtliche Handhabe, das Votum des Publikums für ungültig zu erklären», betonte er.
Brandes tritt allerdings mit der Band Vanilla Ninja auch für die Schweiz an und könnte somit trotzdem in Kiew dabei sein.
Der Produzent hatte am Dienstagabend eingeräumt, er habe knapp 2000 Exemplare von Gracias Single in Plattengeschäften kaufen lassen. Grund sei ein höherer Einstieg in die Charts gewesen, sagte er in der ZDF-Sendung «Johannes B. Kerner».
Gracia war erst durch eine Top-40-Position in den Grand-Prix-Vorentscheid gelangt. Der Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft hatte Gracias Single «Run & Hide» sowie fünf weitere Brandes-Platten am 11. April von den Charts ausgeschlossen.

Berlin: Charts-Manipulationen in der Regel ohne Konsequenzen
Berlin (ddp). Ohne Zeugenaussagen von Beteiligten bleiben Manipulationen der Hitparade offenbar ungeahndet. Erst die Kombination von unregelmäßigem Kaufverhalten und Belastungszeugen habe im aktuellen Fall um Grand-Prix-Kandidatin Gracia zu einem konkreten Verdacht geführt, sagte der Sprecher des Bundesverbands Phono, Hartmut Spiesecke, am Dienstag der Nachrichtenagentur ddp in Berlin. Er fügte hinzu: «Allein über Datenunregelmäßigkeiten können wir niemandem etwas nachweisen.»
Der Phonoverband räumte zugleich ein, erst Ende März - im Zuge der Recherchen der Sat.1-Sendung «Akte 05» - ermittelnd tätig geworden zu sein. Der Manipulationsversuch war Chartsersteller Media Control jedoch schon Anfang Februar aufgefallen, denn zwischen der Veröffentlichung der Gracia-Single am 31. Januar und dem Stichtag für die Qualifikation zum Grand-Prix-Vorentscheid (8. Februar) nahm das Bereinigungssystem ungewöhnlich große Tonträgermengen aus der Wertung. Wären alle Verkäufe gewertet worden, wäre die Single laut Media Control in den Top 5 statt auf Platz 20 in die Charts eingestiegen.
Außergewöhnlich große Stückzahlen werden automatisch herabgestuft. Man wisse aber nicht, ob unter den Käufen, die nicht aufgefallen sind, möglicherweise auch gezielte Kaufvorgänge steckten, hieß es beim Phonoverband. Bei geschickt über die ganze Republik gestreuten Käufen kleiner Mengen ist das System nämlich machtlos. «Ob Sie dann Teil eines Netzwerkes von Hunderten von Strohmännern sind, weiß die Kasse nicht - und Media Control weiß es auch nicht.»
Spiesecke betonte, Media Control verzeichne täglich "Dutzende Auffälligkeiten im Absatz», etwa durch größere CD-Käufe für Kindergeburtstage oder nach Autogrammstunden. Einen Anfangsverdacht auf Manipulation zählte Media Control nach eigenen Angaben in den vergangenen zwei Jahren insgesamt 14 Mal. Sanktionen wie der Ausschluss des Gracia-Produzenten David Brandes aus den Charts waren bislang ausgeblieben.

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