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21.1.: bildende kunst aktuell +++ bildende kunst

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Picasso schlägt Munch um Längen +++ «01 award» für iranische Künstlerin Shirin Neshat +++ Karikaturist Al Hirschfeld starb 99-jährig +++ UNICEF darf Sammlung Rau nicht verwerten


Picasso schlägt Munch um Längen
Chemnitz (ddp). Die am Sonntag beendete Ausstellung «Picasso et les femmes» (Picasso und die Frauen) in den Kunstsammlungen Chemnitz hat innerhalb von drei Monaten 120 000 Besucher in ihren Bann gezogen. Wie ein Museumssprecher sagte, wurde mit dieser Zahl die Edvard-Munch-Retrospektive vor drei Jahren um 70 000 Besucher übertroffen. Der Jahresdurchschnitt liege sonst bei 40 000 bis 45 000 Besuchern.
Nach einer Ab- und Umbaupause ist das Museum ab 27. März wieder geöffnet. Dann sind auch zahlreiche Werke des aus Chemnitz stammenden Expressionisten Karl Schmidt-Rottluff wieder zu sehen, die sich anderthalb Jahre auf Reisen befanden. Gleichzeitig werden die Tage der jüdischen Kultur mit der Ausstellung «Walldrawings and sculpture» des amerikanischen Künstlers Sol Lewitt eröffnet. Im Spätsommer ist eine Schau mit Bildern der Picasso-Gefährtin Francoise Gilot geplant.
(www.chemnitz.de/kunstsammlungen)

«01 award» für iranische Künstlerin Shirin Neshat
Berlin (ddp). Die iranische Künstlerin Shirin Neshat bekommt den diesjährigen «01 award». Der Preis würdigt außerordentliche künstlerische und wissenschaftliche Leistungen im Multimedia-Bereich und wird seit fünf Jahren gemeinsam von der Universität der Künste (UdK) in Berlin und der Deutschen Bank vergeben. Die Auszeichnung ist undotiert, aber mit einer Honorarprofessur an der UdK verbunden, teilte die Universität am Montag in Berlin mit.
Neshat, deren Werk kürzlich vom Fachmagazin «art» in die 25 «Meilensteine der aktuellen Kunst» eingereiht wurde, setzt sich in ihren Videos und Fotografien mit der islamischen Gesellschaft auseinander, vor allem mit den Frauen - den «Women of Allah». In «kühlen, eindringlichen und verstörenden Bildern» berichte die in New York lebende Künstlerin vom Verhältnis zwischen universellen Idealen und regionalen Gegebenheiten, hieß es.
Neshat, 1957 im iranischen Quazin geboren, kann bereits auf mehrere Auszeichnungen verweisen. So bekam sie 1999 den Goldenen Löwen der Biennale in Venedig. Die Künstlerin soll den «01 award» am 29. Januar in Berlin entgegennehmen. Frühere Preisträger sind Brian Eno (1998), Nicholas Negroponte (1999), Frieda Grafe und Enno Patalas (2000) sowie Alan C. Kay (2001).

Karikaturist Al Hirschfeld starb 99-jährig
Der legendäre New Yorker Karikaturist Al Hirschfeld ist tot. Nach US-Medienberichten starb er am Montag in New York. Er wurde 99 Jahre alt. Berühmt wurde Hirschfeld durch seine Zeichnungen in der "New York Times", wo er jahrzehntelang mit wenigen Strichen berühmte Künstler und Stars von Charlie Chaplin bis Jerry Seinfeld karikierte.
Er wisse immer, wenn eine Zeichnung stimme, sagte Hirschfeld einmal in einem Interview. Aber er habe keine Ahnung, wie er zu den gelungenen Bildern komme. "Durch Versuch und Irrtum muss man weglassen und weglassen bis man auf eine klare Linie kommt, die den Betrachter anspricht. Die letzte Zeichnung, die man macht, ist die beste - oder sollte es sein", so Hirschfeld.
1945, als seine Tochter Nina geboren wurde, machte er sich einen Spaß daraus, ihren Namenszug mehrfach in seinen Zeichnungen zu verstecken. Das wurde sein Markenzeichen.
Hirschfelds Karriere begann beim Filmstudio von Samuel Goldwyn, für den er schon als Teenager Werbungen zeichnete. Als seine Familie dann nach New York zog, studierte er dort Kunst. Ab 1924 lebte und arbeitete er mehrere Jahre in Paris und London. Hirschfelds Arbeiten sind heute Teil der ständigen Sammlungen von mehreren großen Museen, unter anderem dem Metropolitan Museum of Art und dem Museum of Modern Art in New York.

UNICEF darf Sammlung Rau nicht verwerten
Das Kinderhilfswerk UNICEF darf die auf mehrere hundert Millionen Euro geschätzte Kunstsammlung des Stuttgarter Sammlers und Arztes Gustav Rau vorerst doch nicht verwerten. Dies hat der 14. Zivilsenat des Oberlandesgerichts Karlsruhe im Wege der einstweiligen Anordnung am Montag in Freiburg entschieden.
Rau war schwer krank am 3. Januar 2002 fast 80-jährig gestorben. Er hatte mehrere sich widersprechende letztwillige Verfügungen und einen Erbvertrag hinterlassen.
Am 19. Dezember 2002 hatte das Landgericht Konstanz nach einer Beschwerde der UNICEF-Stiftung und einer weiteren Beteiligten die Nachlasspflegschaft für die fast 750 Kunstwerke aufgehoben; dem Gericht erschien die Testierfähigkeit des Verstorbenen zum Zeitpunkt des Abschlusses des Erbvertrags vom 26. Oktober 1999 und damit dessen Wirksamkeit nicht zweifelhaft.
Demnach hätte die UNICEF über die Rau- Sammlung verfügen können, denn in dem Vertrag hatte der Sammler die UNICEF-Stiftung in Köln zum alleinigen und unbeschränkten Erben eingesetzt. Rau hatte die Sammlung dem Kinderhilfswerk am 4. September 2001 übergeben. Bis zur Rechtskräftigkeit dieses Urteils wollte UNICEF nach Aussage eines Sprechers jedoch keine Kunstwerke der Sammlung veräußern.
Das Oberlandesgericht Karlsruhe beschloss nun am Montag wieder die Einrichtung einer Nachlasspflegschaft bis zur Entscheidung über die weitere Beschwerde einer anderen testamentarisch Begünstigten in der Hauptsache. Damit wolle man Zeit für eine eingehende Prüfung der komplexen und schwierigen Sache haben, teilte das OLG mit (Az: 14 Wx 3/03).
Der Streit um die Kunstsammlung, zu der Gemälde und Skulpturen von u.a. Paul Cezanne, Auguste Renoir, Claude Monet, Max Liebermann, Lucas Cranach dem Älteren und Edvard Munch gehören, dauert schon Jahre.
Rau hatte seine Privatsammlung 1997 zunächst der "Crelona"-Stiftung in Liechtenstein und der mit ihr verbundenen "Stiftung Rau für die Dritte Welt" in der Schweiz versprochen. Kurz bevor der greise Arzt das Testament zu Gunsten von UNICEF unterschrieb, hatte ihn ein Gericht für "nicht zurechnungsfähig" erklärt.