Body
Mehr als 70 Bands und Solisten bei 19. Berliner Jazztreff +++ Vorentscheide für "jugend jazzt" fallen
Mehr als 70 Bands und Solisten bei 19. Berliner Jazztreff
Berlin (ddp-bln). Am Wochenende gibt der Berliner Jazztreff den Auftakt für heiße Jazztage in der Hauptstadt. Mehr als 70 Bands und Solisten sind im «stilwerk» dabei - von Swing bis zu funkig-souligen Grooves wird für jeden Jazz-Fan etwas geboten, wie ein Sprecher der Veranstalter mitteilte.
Schirmherr des Jazztreffs ist der Trompeter Till Brönner. Beim Jazztreff fällt auch die Vorentscheidung für den Berliner Teilnehmer beim Bundeswettbewerb «jugend jazzt».
Insgesamt stehen am Samstag und am Sonntag rund 600 Musiker auf vier Bühnen im «stilwerk» in der Kant-/Ecke Uhlandstraße. Vom 4. bis 7. November geht es mit dem 40. Jazzfest in Berlin «jazzig» weiter.
«Jugend jazzt» - Vier Bands starten beim ersten Landeswettbewerb - Brandenburg hat bei Nachwuchsförderung noch Nachholbedarf
Potsdam (ddp-lbg). Die Konkurrenz ist klein und fein. Zum 1. Landeswettbewerb «Jugend jazzt» treffen sich am Samstag im Potsdamer Waldschloss vier Bands. Die Preisträger dürfen Brandenburg beim Bundesentscheid im kommenden Jahr vertreten. «In Brandenburg ist es sehr schwer für Jugendliche, einen Zugang zu Jazz zu bekommen», sagt der Perkussionist und Komponist Albrecht Riermeier. Die Musikrichtung sei in der Mark nicht so verbreitet wie beispielsweise in Berlin. Dort treffen sich am Samstag rund 600 Musiker beim 19. Berliner Jazztreff, darunter auch der Nachwuchs für «Jugend jazzt».
In Potsdam geht Riermeiers 15-jähriger Sohn Ruben mit seiner Band FiBer ins musikalische Rennen. «Ruben spielt seit seiner Geburt Schlagzeug», behauptet der stolze Vater. 1998 habe er die Jazz-Band mit seinem damals achtjährigen Sprössling ins Leben gerufen. «Auf der Suche nach Mitstreitern haben wir in Fichtenwalde und Umgebung nur wenige Jugendliche gefunden, die ein Instrument spielen», erzählt Riermeier. Da spiele höchstens mal einer Blockflöte, weil die Eltern es so wollten. Häufig würden Erziehungsberechtigte auch darauf dringen, dass ihr Kind klassische Musik spielt.
Komplettiert wird die Band deshalb durch zwei Potsdamer und zwei Berliner. Johannes Gutzmann (Klavier) und Gregor Mangelsdorf (Saxophon) stammen nach Angaben Riermeiers aus der Brandenburger Landeshauptstadt, Robin Kahl (Trompete) und Paul Saint-Paul (Bass) aus der Bundeshauptstadt. «Fällt mal einer aus, ist es wahnsinnig schwer, Ersatz zu finden», berichtet der 53-Jährige. Da der FiBer-Saxophonist gerade ein Austauschjahr in Brasilien verbringt, werde beim Wettbewerb eine junge Musikerin aus Berlin aushelfen.
«Vielleicht schreckt das Wort Jazz die Jugendlichen in Brandenburg ab, weil sie damit nichts verbinden», vermutet Riermeier. In der Mark gebe es nur wenige Unterrichtsangebote und Konzerte in diesem Bereich. Dabei sei Jazz mit Latin- oder Souleinflüssen eine Richtung, «die Jugendliche total anpackt». Wenn so etwas aber nicht angeboten wird, fragten die Jungen und Mädchen auch nicht danach.
Auch in den Medien sieht Riermeier einen Grund für den spärlichen Nachwuchs. «Ich finde es schlimm, dass in Brandenburg im Radio kein Jazz gespielt wird», betont der Musiker. Auf den Musikkanälen im Fernsehen kämen Jugendliche ebenfalls nicht mit den vielfältigen Erscheinungsweisen der Musikrichtung in Berührung.
Interesse könne im Elternhaus und in den Schulen geweckt werden.
«Ich bin ein bisschen traurig und wütend darüber, dass in Brandenburg
so ein großes Desinteresse besteht, Kinder zu fördern», sagt
Riermeier. Viele Probleme mit Jugendlichen könnten eingedämmt oder
gelöst werden, indem man ihre Kreativität ausbaut. «Alleine schaffen
sie es nicht», unterstreicht er.
Die meisten Jugendlichen gründeten eine Band, wenn sie ein Instrument einigermaßen beherrschten. Das sei häufig mit 16 oder 17 Jahren der Fall. Wichtig sei eine treibende Kraft in der Gruppe. Das Projekt scheitere oft, wenn sich kein Leiter für die Band findet, der über die Auswahl von Stücken entscheidet oder Probetermine ansetzt. «Es ist gut, wenn es einen Supervisor gibt, der ab und zu mal reinguckt», glaubt Riermeier.
Claudia Stäuble