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Podiumsgespräch mit irakischen Theaterfachleuten +++ Reich-Ranicki wurde von Theater und Deutschunterricht geprägt +++ Solschenizyn wehrt sich gegen Kritiker-"Hetze"
Podiumsgespräch mit irakischen Theaterfachleuten
Berlin (ddp-bln). Neun irakische Theaterautoren, Dramaturgen und Regisseure besuchen Ende Oktober eine Woche lang Deutschland zum Erfahrungsaustausch mit Kollegen und Gespräch mit dem deutschen Publikum. Am 28. Oktober sind die Theaterfachleute zu Gast im Berliner Haus der Kulturen der Welt bei einem Podiumsgespräch mit dem Titel «Theater auf Trümmern - Perspektiven des kulturellen Wiederaufbaus im Irak».
Dabei soll Veranstalterangaben zufolge thematisiert werden, dass dort «wo die Politik zu schlechtem Theater verkommt, das politische Theater eine neue Rolle bekommt». Während Terror und Besatzung die Herausbildung einer neuen Öffentlichkeit im Irak verhindere, eröffne das Theater einen öffentlichen Raum für Geschichtsbewältigung und Gesellschaftsentwürfe.
Die Veranstaltung wird organisiert vom Forum Goethe-Institut und dem Theater Mülheim an der Ruhr, in Zusammenarbeit mit dem Haus der Kulturen der Welt und dem Auswärtigen Amt. Das Podiumsgespräch beginnt um 19.00 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Reich-Ranicki wurde von Theater und Deutschunterricht geprägt
Berlin (ddp). Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki hat an der Zusammenstellung seines Kanon-Großprojekts «rund 70 Jahre» gearbeitet. Mit 13 Jahren habe er angefangen, vor allem deutsche Literatur zu lesen, sagte er der «Berliner Morgenpost» (Dienstagausgabe). Ein Kanon habe ihm damals gefehlt. «Er hätte mir in meiner Lesewut, meiner Leselust eine Orientierung sein können», betonte er. Zwei Institutionen seien für ihn besonders wichtig gewesen: das Theater und der Deutschunterricht.
«An den Berliner Theatern durften damals viele zeitgenössische Autoren nicht gespielt werden, weil die Nationalsozialisten sie verboten hatten. Also wurden vor allem die deutschen Klassiker gespielt, was zu meiner Bildung erheblich beitrug.» In der Schule sei es ähnlich gewesen. Auf jeden Fall sei er dem Deutschunterricht bis heute «sehr dankbar».
Die 20 Bände von Reich-Ranickis Roman-Kanon sind im vergangenen Herbst erschienen. Jetzt werden die Erzählungen in zehn Bänden veröffentlicht (alles im Insel Verlag). Dramen, Gedichte und Essays sollen folgen. Reich-Ranicki sagte, er habe in den Erzählungs-Kanon alles aufgenommen, was ihm literarisch gut und sinnvoll erschien und von dem er glaube, dass es viele Menschen lesen sollten. «Ob meinen Gegnern das gefällt oder nicht, ist mir gleichgültig», betonte er.
Solschenizyn wehrt sich gegen Kritiker-"Hetze"
Der russische Literaturnobelpreisträger Alexander Solschenizyn ("Archipel Gulag") wehrt sich gegen "Angriffe und Hetze" von Kritikern seines jüngsten Werkes über die Geschichte der Juden in Russland. "Die kurze Lebensfrist, die mir bleibt, zwingt mich zu antworten", schrieb der kranke 84-jährige Schriftsteller in der Moskauer "Literaturnaja Gaseta". Der Artikel sei die erste Publikation Solschenizyns in russischen Medien seit Jahren, meldete die Agentur Interfax am Montag.
Der weltberühmte Autor hatte in seinem zweibändigen Werk "Zweihundert Jahre zusammen" (deutsch bei Langen Müller Herbig, München/2002) die These vertreten, die Juden in Russland trügen eine Mitschuld an der Sowjetherrschaft. In Russland wie im Ausland reagierte die Kritik gespalten auf Solschenizyns Aufruf an die Juden zur Buße.
Seit dem Erscheinen des Buches werde er verleumdet, schrieb der Autor jetzt. Einige Kritiker unterstellten ihm "jüdische Wurzeln". Andere wollten ihn "des Antisemitismus, des Vaterlandsverrates, der Mitarbeit mit der (Nazi-Geheimpolizei) Gestapo überführen". In der Kritik würden die "in 30 Jahren der Hetze gegen mich verwendeten Methoden des KGB" wiederbelebt, erklärte Solschenizyn.
Quelle: orf