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Berlin: Schlingensief will Festspielleitung in Bayreuth übernehmen +++ Gera: Zweiteiliger Ballettabend verbindet Carmen-Choreografie mit Tango
Berlin: Schlingensief will Festspielleitung in Bayreuth übernehmen
Berlin (ddp). In der Debatte um die Nachfolge der Bayreuther Festspielleitung bringt sich Regisseur Christoph Schlingensief selbst ins Gespräch. «Warum soll Bayreuth nicht von einem Team von Künstlern übernommen werden?», sagte er dem Magazin «Vanity Fair» am Mittwoch in Berlin. Er könne sich vorstellen, die Festspielleitung zu übernehmen. «Warum soll ich mich nicht mit Matthew Barney oder Paul McCarthy oder Doug Aitken bewerben?» Die drei genannten US-Amerikaner gehören zu den wichtigsten und innovativsten Künstlern der Gegenwart.
Seit einigen Monaten tobt zwischen den beiden Töchtern Eva Wagner-Pasquier und Katharina Wagner ein Streit um die Nachfolge des 88-jährigen Festspielleiters Wolfgang Wagner. Schlingensief kritisierte, dass sich derzeit nur Mitglieder der Familie Wagner bewürben. «Ich verbinde Wagner mit Leben. Bayreuth braucht Kontakt zum Leben, das ist alles», sagte der Künstler und fügte hinzu: «Und der ist bei den Wagners nicht immer messbar.» Der 29-jährigen Katharina Wagner halte er jedoch ihre «Faszination für Kunst» und ihre «positive Verführbarkeit» zugute.
Schlingensief erinnert sich nach eigenen Angaben mit gemischten Gefühlen an seine Inszenierung des «Parsifals» 2004 in Bayreuth: «Das Erste, was ich in Bayreuth dachte, war: Was ist denn hier los? Das ist das allerletzte Lager. Mobbing hoch zehn.» Trotzdem empfinde er Respekt für Wagner, mit dem er während seiner Inszenierung in Streit geriet: «Das ist Alterswahnsinn mit Neugier gekoppelt.» Er finde das bewundernswert, betonte der Künstler. Deshalb sei es absolut falsch, dass Wagners direktes Umfeld diesen «auf so peinliche Art» demontiere und beschädige.
Gera: Zweiteiliger Ballettabend verbindet Carmen-Choreografie mit Tango
Gera (ddp-lth). Mit einer Uraufführung wartet der neue Ballettabend von Theater & Philharmonie Thüringen auf. «Tangos for the affectionate» nennt der junge portugiesische Choreograf Hugo Viera seine Arbeit, die am Freitag im Rahmen des zweiteiligen Ballettabends «Carmen meets Tango» am Theater Gera zum ersten Mal aufgeführt wird. Es sei ein abstraktes Stück, mit dem er versuche, das Wesen dieses Tanzes, die Beziehung zwischen ihm und dem Tänzer zu zeigen, sagte Hugo Viera der Nachrichtenagentur ddp.
Mit dem Tango verbänden sich für ihn vielschichtige Emotionen, ein Gefühl von Trauer, aber auch Stärke und Leidenschaft. «Damit wollte ich spielen.» Um das anschaulicher zu machen, habe er «den Tango vermenschlicht» und zudem dem älteren einen jüngeren Tango an die Seite gestellt. «Für mich ist der Tango eine Figur auf der Suche nach sich selbst», machte der 32-jährige Choreograf deutlich. Musikalisch greift er auf verschiedene Tangos, aber auch auf andere Klänge zurück.
Den zweiten Teil des Ballettabends steuert der renommierte italienische Choreograf Davide Bombana bei. Er übertrug seine «Carmen»-Choreografie, die 2006 für das Ballett Toulouse entstand, auf die Geraer Company. In der Struktur sei das ursprüngliche Stück erhalten geblieben, Änderungen seien stilistischer Art, sagte Bombana. Er erzähle zwar die bekannte Geschichte, konzentriere sie jedoch zu Musik von Georges Bizet, Rodion Schtschedrin, Meredith Monk und Tambours du Bronx auf das Paar Carmen und José, «die daran scheitern, dass sie ihre Unabhängigkeit über ihre Liebe stellen». Der Choreograf, der viele Jahre am Bayerischen Staatsballett tätig war, bescheinigte der Geraer Company ein hohes künstlerisches Niveau.
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