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21.12.: film aktuell +++ filmpreis

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Bremer Filmpreis für Filmproduzent Karl Baumgartner +++ Kosslick stellt Berlinale 2003 unter das Motto «Towards Tolerance»


Bremer Filmpreis für Filmproduzent Karl Baumgartner
Bremen (ddp). Der 5. Bremer Filmpreis geht an den Filmproduzenten und -verleiher Karl Baumgartner. Die Auszeichnung wird am 16. Januar im Umfeld des 8. Bremer Film-Symposiums zum Thema «Zeitsprünge» überreicht, das vom 17. bis 19. Januar 2003 stattfindet. Wie die Veranstalter mitteilten, wird der Schauspieler Moritz Bleibtreu die Laudatio halten. Er hatte die Hauptrolle in dem von Baumgartner produzierten Kinofilm «Luna Papa» gespielt.
Zu den Filmen, die Baumgartner auf den Weg gebracht hat, gehören auch «Schwarze Katze, weißer Kater» und «Underground» von Emir Kusturica, «Bella Martha» von Sandra Nettelbeck sowie «Samsara» von Pan Nalin. Anlässlich der Preisverleihung zeigt das Bremer Kino 46 diese Streifen.
Die Jury ehrt Baumgartner, der in der Filmbranche auch unter dem Spitznamen «Baumi» bekannt ist, für «seine außergewöhnlichen Verdienste, die er sich um Herstellung und Verbreitung außergewöhnlicher Filmwerke erworben hat». Er habe viele Filme aus Europa, Asien und Amerika mitproduziert und sie damit erst ermöglicht, heißt es in der Begründung. Der Cineast sei «immer offen für neue Entwicklungen» und zeichne sich durch einen «ungewöhnlichen Spürsinn» aus.
Baumgartner wurde 1949 in Brunico in Südtirol geboren und arbeitete von 1967 bis 1970 in Rom als Regieassistent und Filmkritiker. 1971 ging er nach Frankfurt am Main, wo er mit seinem Kollegen Reinhard Brundig das Programmkino «Harmonie» und den Filmkunstverleih Pandora gründete.

Kosslick stellt Berlinale 2003 unter das Motto «Towards Tolerance»
Berlin (ddp-bln). Die Internationalen Filmfestspiele Berlin laufen im nächsten Jahr unter dem Motto «Towards Tolerance». Die Berlinale solle die gesellschaftliche Realität widerspiegeln, und die könne jede Menge Toleranz vertragen, sagte Festivaldirektor Dieter Kosslick der Nachrichtenagentur ddp in Berlin. «Wir werden im Programm mehrere Filme haben, die sich mit aktuellen politischen Themen auseinandersetzen, wie die weltweiten Flüchtlingsströme oder die Situation von Kindern in der Welt», kündigte Kosslick an. Die diesjährige Berlinale stand unter dem Motto «Accept Diversity».
Die größte Neuerung der Filmfestspiele (6.-16. Februar) sei der Talent Campus, sagte Kosslick. Dabei treffen sich im Haus der Kulturen der Welt für fünf Tage 500 Talente aus der ganzen Welt. Zudem arbeiteten die Sektionen Panorama, Forum und Wettbewerb noch enger zusammen, fügte der Festivalchef hinzu. «In der Perspektive laufen natürlich wieder Nachwuchsleute. Und auch im Wettbewerb wird es wieder deutsche Filme geben», sagte er.

«Luxus-Jammern ist beim Film nicht angesagt» - Kosslick stellt Berlinale 2003 unter das Motto «Towards Tolerance»

Mit dem 54-jährigen Berlinale-Direktor Dieter Kosslick sprach ddp-Korrespondentin Nathalie Waehlisch.

ddp: Wie viele Filme haben Sie schätzungsweise in diesem Jahr gesehen?

Kosslick: Ich glaube, bislang waren es ungefähr 250. Für die Berlinale 2003 wurden über 2000 Filme eingereicht. Dieses Jahr drängelt sich alles, um jetzt noch zur Berlinale zu kommen. Ich schätze, wir werden auch noch im Januar Filme sichten.

ddp: Ein paar Programmpunkte der kommenden Filmfestspiele sind mittlerweile ja schon bekannt: Die Verfilmung des Broadway-Musicals «Chicago» wird als Eröffnungsfilm gezeigt, der japanische Regisseur Yasujiro Ozu mit einer Werkschau geehrt, Friedrich Wilhelm Murnau mit der Retrospektive. Was erwartet die Filmfans sonst noch?

Kosslick: Ich kann schon jetzt starke Hollywood-Filme versprechen. Der Goldene Ehrenbär geht an die französische Schauspielerin Anouk Aimée. Wir werden zusammen mit dem Filmmuseum zehn ihrer Filme zeigen. Das Motto der nächsten Berlinale - «Towards Tolerance» - ähnelt unserem vergangenen «Accept Diversity». Die Berlinale soll die gesellschaftliche Realität widerspiegeln, und die kann jede Menge «Tolerance» vertragen. Wir werden im Programm mehrere Filme haben, die sich mit aktuellen politischen Themen auseinandersetzen, wie die weltweiten Flüchtlingsströme oder die Situation von Kindern in der Welt.

ddp: Was wollen Sie bei der Berlinale 2003 anders machen als bei Ihrer ersten?

Kosslick: Für mich wird das Festival mit mehr Erfahrung ablaufen. Leider wird damit auch der humoristische Teil der Eröffnungsveranstaltung wegfallen, vor lauter Angst, etwas falsch zu machen. Wir werden keine langen Reden halten und die Eröffnung straffen. Nachdem wir in diesem Jahr die «Perspektiven des deutschen Films» eingeführt haben, haben wir nun mit dem «Talent Campus» die größte Neuerung. Dabei treffen sich im Haus der Kulturen der Welt im Tiergarten 500 Talente aus der ganzen Welt für fünf Tage. Ansonsten werden die Sektionen Panorama, Forum und Wettbewerb noch enger zusammenarbeiten. Ich hoffe, das schlägt sich in der endgültigen Programmierung nieder. In der Perspektive laufen natürlich wieder Nachwuchsleute. Und auch im Wettbewerb wird es wieder deutsche Filme geben.

ddp: Wenn es um den deutschen Film geht, ist das allgemeine Wehklagen nach wie vor groß: Der Anteil in den Kinos sei zu gering, das Ansehen im Ausland zu schlecht... Wie stehen Sie zu dieser Meinung?

Kosslick: Ich sehe das seit 20 Jahren völlig anders. Der deutsche Film war zum Beispiel in diesem Jahr im Ausland mit Caroline Links «Nirgendwo in Afrika», dem deutschen Beitrag für die Oscar-Nominierungen, und «Bella Martha» wirklich gut vertreten. Alle Leute mögen Martina Gedeck, sie ist eine fantastische Schauspielerin. Und «Halbe Treppe» geht um die Welt auf alle Festivals, weil die ausländischen Filmliebhaber sehen möchten, was in Deutschland los ist. Die sehen sich nicht Filme an, die die Amerikaner besser machen können. So wie wir ja auch nicht einen chinesischen Film aus der Schweiz haben wollen oder einen indischen Film aus Innsbruck. Das Klagen und das Klappern gehört zum Geschäft. Wenn man aber zu sehr klagt, dann werden die Zuschauer sagen, da gehen wir gar nicht hin, weil das auf jeden Fall schlecht ist. Also, Luxus-Jammern ist beim Film nicht angesagt.

ddp: Sie waren vor über 20 Jahren in Hamburg Pressesprecher in der Leitstelle für die «Gleichstellung der Frau». Schlägt sich das auch jetzt auf Ihre Arbeit nieder?

Kosslick: Also bei der Berlinale habe ich jetzt noch nicht durchgezählt, wie viele Frauen hier arbeiten. Aber in allen Büros, in denen ich vorher war, waren 90 Prozent Frauen. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass man mit Frauen besser arbeiten kann und dass sie auch besser arbeiten können. Wie sich die Frauenfrage im Berlinale-Programm stellt, werden wir sehen.