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Berlin: Theater am Berliner Ku\'damm von Immobiliendeal bedroht +++ Cottbus: Polnische Fassung von «Hallo Nazi» wird in Zielona Gora aufgeführt +++ Ralswiek: Schon 60 000 Karten für Störtebeker-Festspiele 2006 gebucht +++ Hannover: Schweizer Autor Bärfuss erhält Gerrit-Engelke-Literaturpreis +++ Köln: Ralf Rothmann erhält Heinrich-Böll-Preis +++ Neubrandenburg: Literaturzentrum bittet bespitzelte Autoren um Entschuldigung
Berlin: Theater am Berliner Ku\'damm von Immobiliendeal bedroht
Die seit Wochen in Berlin schwärenden Gerüchte um einen drohenden Auszug von Theater und Komödie am Kurfürstendamm aus ihrem angestammten Areal sind jetzt dem Tagesspiegel gegenüber bestätigt worden.
Ein Konzept des Immobilienfonds DB Real Estate, der zur Deutschen-Bank-Gruppe gehört, plant die Ansiedlung neuer Läden zu Lasten des Theaterbetriebs. Das Theater am Kurfürstendamm müsste offenbar schließen, die Komödie in die zweite Etage umziehen.
Das endgültige Konzept soll am 14. Dezember dem Immobilienfonds vorgelegt werden.
„Theoretisch", so Theaterchef Martin Woelffer, "sind wir zum 31. Dezember 2006 kündbar.“
Cottbus: Polnische Fassung von «Hallo Nazi» wird in Zielona Gora aufgeführt
Cottbus/Zielona Gora (ddp-lbg). Das in Cottbus mit Erfolg aufgeführte Stück «Hallo Nazi!» wird jetzt auch in Polen gezeigt. Die polnische Fassung hat am 7. Dezember im Lubuski Teatr Zielona Gora (Grünberg) Premiere, wie das Cottbuser Staatstheater ankündigte. In Kooperation beider Bühnen wird das Stück dort wie zuvor in Cottbus von Regisseur Michael Becker auf die Bühne gebracht. In Zielona Gora spielen allerdings polnische Schauspieler.
Das Stück hatte in Cottbus für große Aufmerksamkeit gesorgt. Das Schauspiel steht hier weiter auf dem Spielplan und wird den Angaben zufolge vor allem an Schulen gezeigt. Da es jetzt in zwei Sprachen aufgeführt wird, biete sich «Hallo Nazi!» als Ausgangspunkt politischer Diskussionsrunden bei deutsch-polnischen Begegnungen an.
Das Stück beleuchtet eine brisante Begegnung. Nach dem Überfall einer rechtsextremen «Kameradschaft» auf polnische Arbeiter in einer ostdeutschen Kleinstadt werden ein deutscher Neonazi und ein polnischer Automechaniker in eine Zelle gesperrt. Zwischen beiden kommt es zu einer spannenden Auseinandersetzung, in der ihre unterschiedlichen Denkweisen und Weltbilder deutlich werden.
Ralswiek: Schon 60 000 Karten für Störtebeker-Festspiele 2006 gebucht
Ralswiek (ddp). Ein halbes Jahr vor dem Start der 14. Störtebeker-Festspiele hat auf der Insel Rügen der Vorverkauf begonnen. Bislang seien schon mehr als 60 000 Karten reserviert oder gekauft worden, sagte Geschäftsführerin Ruth Hick am Donnerstag in Ralswiek. Das seien etwa 40 Prozent mehr als im Jahr zuvor.
Offenbar planten die Zuschauer immer früher ihren Besuch bei dem Piratenspektakel am Jasmunder Bodden und sicherten sich somit die besten Plätze, sagte Hick. Mit dem Stück «In Henkers Hand», das am 24. Juni 2006 seine Premiere feiern werde, ende ein fünfjähriger Zyklus. Zum Jubiläumsjahr 2007 werde dann ein neuer Zyklus bis zum Jahr 2012 mit spannenden Seefahrergeschichten beginnen. Im vergangenen Sommer hatten über 366 000 Zuschauer die Aufführungen des erfolgreichsten deutschen Freilichttheaters erlebt, so viele wie nie zuvor.
http://www.stoertebeker.de
Hannover: Schweizer Autor Bärfuss erhält Gerrit-Engelke-Literaturpreis
Hannover (dpa) - Der Schweizer Schriftsteller Lukas Bärfuss (33) erhält den mit 10 500 Euro dotierten Gerrit-Engelke-Literaturpreis der Stadt Hannover. Die Theaterstücke des Autors, die sich unter anderem mit Sterbehilfe und der Sexualität Behinderter beschäftigen, werfen nach Angaben der Jury einen scharfen Blick auf unsere Gesellschaft. Der Preis, der alle zwei Jahre vergeben wird, ist nach dem in Hannover geborenen Dichter Gerrit Engelke (1890-1918) benannt. Bärfuss erhält die Auszeichnung im März 2006.
Köln: Ralf Rothmann erhält Heinrich-Böll-Preis
Köln (ddp). Der Schriftsteller Ralf Rothmann erhält am Freitag den diesjährigen Heinrich-Böll-Preis der Stadt Köln. Die Auszeichnung, die mit 20 000 Euro dotiert ist, wird von Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) überreicht, wie die Stadtverwaltung am Donnerstag mitteilte.
In ihrer Begründung attestiert die Jury dem Werk von Rothmann «große humanistische Kraft». Der 52-Jährige sei ein «Autor, der mit seinen Romanen, Erzählungen und Gedichten seit über 20 Jahren wie kein anderer seiner Generation Poesie und Realismus, Erinnerungen und Gegenwart miteinander verbindet». Rothmann stammt aus Schleswig, wuchs im Ruhrgebiet auf und lebt heute in Berlin. Er schrieb Romane wie «Stier» (1991), «Milch und Kohle» (2000) und «Junges Licht» (2004).
Neubrandenburg: Literaturzentrum bittet bespitzelte Autoren um Entschuldigung
Neubrandenburg (dpa) - Das wegen Stasi-Verwicklungen kritisierte Neubrandenburger Literaturzentrum hat sich bei den zu DDR-Zeiten bespitzelten Autoren entschuldigt. Das sagte die amtierende Geschäftsführerin Erika Becker bei der Vorstellung einer Studie zur Einflussnahme des Ministeriums für Staatssicherheit am Mittwochabend in Neubrandenburg. In dem 1971 gegründeten Zentrum werden unter anderem die Nachlässe von Brigitte Reimann (1933-1973) und Hans Fallada (1893-1947) betreut.
Die Studie haben drei Vorstandsmitglieder des Trägervereins des Literaturzentrums erarbeitet. Dazu durchforsteten sie zusammen mit der Birthler-Behörde rund 50 Aktenordner mit 3600 Seiten Opfer- und Täterakten. Anlass war eine Untersuchung der Berliner Journalistin Christiane Baumann. Sie hatte dem Literaturzentrum und dem früheren Leiter Tom Crepon bereits im September die Verwicklung in Überwachungen von Autoren und mangelnde Aufarbeitung der Vergangenheit vorgeworfen.
Die neue Studie kommt zu dem Schluss, dass die Kulturszene massiv von Funktionären und Schriftstellern des DDR-Schriftstellerverbandes, den Kulturbehörden sowie von Journalisten der SED-Zeitung «Freie Erde» bespitzelt wurde. So seien 1981 etwa 60 Menschen von rund 75 Informellen Mitarbeitern (IM) überwacht worden. Auch Crepon, der heute in Schleswig-Holstein lebt, habe sein Amt als Leiter des Literaturzentrums (bis 1985) für Bespitzelungen missbraucht. Zu den Opfern gehörten unter anderem Brigitte Reimann, der Schriftsteller Rainer Prachtl - nach 1990 mehrere Jahre CDU-Landtagspräsident -, und andere Autoren wie Peter Tille und Uwe Saeger.
http://www.literaturzentrum.de