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Leipzig: Schröder eröffnete Heisig-Werkschau +++ Dresden: Gerhard Richters Werkgruppe zur RAF
Leipzig: Schröder eröffnete Heisig-Werkschau
Leipzig (ddp-lsc). «Nun lassen sie uns doch mal gucken.» Gerhard Schröder (SPD) wendet sich von den Fotografen ab und begrüßt den Maler. Bernhard Heisig ist ein bisschen später gekommen zu seiner Verabredung mit dem Bundeskanzler anlässlich der Eröffnung seiner Ausstellung «Die Wut der Bilder» im Leipziger Museum der bildenden Künste. Der Kanzler und der Maler beginnen ihren Rundgang an einem fünfteiligen Gemälde «Gestern und in unserer Zeit», das Heisig, seit er es 1974 begonnen hatte, mehrfach zu großen Teilen übermalt hat.
Dieses Revidieren, Neustrukturieren und Übermalen hat nicht nur das Schaffen des Malers geprägt, es hatte auch Einfluss auf die Konzeption der Ausstellungen seiner Arbeiten und auf das Verhalten der Kuratoren. Denn, wie Museumsdirektor Hans-Werner Schmidt erzählt, musste Leipzig vor der Eröffnung der bis zum 29. Mai laufenden Ausstellung den Leihgebern, darunter viele private Sammler, versichern, dass «man ein Auge darauf habe», dass Heisig nicht noch einmal mit dem Pinsel an die Werke herangehe. 71 Gemälde sowie 62 Zeichnungen des Malers, der am 31. März seinen 80. Geburtstag feiert, zeigt das Haus, der Großteil stammt dabei aus eigenem Bestand.
Heisig sei nur selten «fertig» mit seinen Bildern, berichtet Schmidt und erzählt, wie der Maler am Übergangssitz des Museums vor der Fertigstellung des Hauses im Jahr 2004, eines seiner ausgestellten Bilder noch einmal ein wenig korrigiert habe, während seine Frau die Aufsicht des Museums abgelenkt habe.
Heisig beeinflusste seit den 60er Jahren die Malerei in der DDR entscheidend mit und fand mit seinen Werken in den Jahren der deutschen Teilung auch in der Bundesrepublik breite Beachtung. Allerdings führte Heisigs Stellung außerhalb der Malerei in der Kulturpolitik der DDR noch vor wenigen Jahren zu einem erbitterten Streit über die Bedeutung seines Werks.
Heisig war nach Kriegsdienst, Verwundung und Gefangenschaft bereits 1947 im Osten SED-Mitglied geworden und hatte sich neben seiner Malerei immer auch in die Kulturpolitik der DDR eingemischt und höhere Positionen, so im Verband der Bildenden Künstler, bekleidet. Die Ausstellung, die im Sommer nach Düsseldorf (11. Juni bis 25. September) und im Winter nach Berlin (22. Oktober bis 31. Januar) umzieht, zeigt allerdings auch, dass dieser Zeit der Verurteilungen nun eine Zeit der Auseinandersetzung und Diskussion
folgt.
«Ich möchte dafür plädieren, aufrichtig mit Personen und Werken umzugehen und beides nicht voneinander zu trennen», sagte Schröder nach seinem Rundgang durch die Ausstellung. Ehrlichkeit und ein Suchen nach der Wahrheit stünden im Vordergrund des Schaffens Heisigs, und darum gehe es nun einmal bei der Auseinandersetzung mit Kunst. Schlichte Verurteilung sei falsch.
Die Exposition gibt von dieser Auseinandersetzung einen außerordentlich lebendigen Eindruck. Neben Bildern, in denen sich Heisig mit dem Christentum, mit Galilei oder der Pariser Kommune beschäftigte, hängen beispielsweise auch Arbeiten, in denen er sein Kriegstrauma verarbeitet. Der tabellarische Lebenslauf des Malers, so Museumsdirektor Schmidt, neige dazu, die Brüche im Leben auszulassen. Der aufmerksame Betrachter erkenne diese und die Auseinandersetzung des Künstlers damit allerdings in Heisigs Bildern.
Stefan Ruwoldt
Dresden: Gerhard Richters Werkgruppe zur RAF
Dresden (ddp). In der Dresdner Galerie Neue Meister sind ab heute die 15 Gemälde Gerhard Richters aus der Werkgruppe «18. Oktober 1977» zu sehen. Nach intensiven Verhandlungen sei es gelungen, die Werke aus dem Museum of Modern Art in New York als Leihgabe für Dresden zu gewinnen, teilten die Staatlichen Kunstsammlungen mit.
Mit den Bildern thematisiert Richter den RAF-Terrorismus. «Der Tod der Terroristen und alle damit in Zusammenhang stehenden Geschehnisse davor und danach bezeichnen eine Ungeheuerlichkeit, die mich betraf und mich, auch wenn ich sie verdrängte, seitdem beschäftigte wie etwas, was ich nicht erledigt hatte», beschreibt der Maler seine Motivation. Die Bilder entstanden zwischen März und Oktober 1988.
Darüber hinaus werden auch das 20 Meter lange Gemälde «Gelber Strich (auf Rot)» von 1980 und die «11 Glasscheiben» von 2004 zu sehen sein. Ein großer Teil der Dresdner Gemälde von Gerhard Richter ist derzeit auf einer Ausstellungstournee in Düsseldorf, München und Japan.