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21.7.: kunst und architektur aktuell +++ kunst und architektur

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Dresden: Brückenbau im Dresdner Ebtal vorläufig ausgesetzt +++ Seethen: Kunstfestival EuroLandArt lockt im Sommer in die Altmark +++ Karlsruhe: Schwerelose Meisterwerke in Staatlicher Kunsthalle


Dresden: Brückenbau im Dresdner Ebtal vorläufig ausgesetzt
Dresden (ddp-lsc). Die Gefahr einer Streichung des Dresdner Elbtals von der UNESCO-Weltkulturerbeliste scheint vorläufig gebannt. Der Dresdner Stadtrat verschob am Donnerstagabend in einer Sondersitzung die Entscheidung über den Bau der umstrittenen Waldschlößchenbrücke.
Die Mitglieder des Kommunalparlaments stimmten mehrheitlich für eine vorläufige Aussetzung des Baubeginns. Zugleich soll die Stadt dafür sorgen, mögliche Schadensersatzforderungen von Bauherrn für die Stadt zu minimieren. Die betreffenden Bauaufträge haben ein Volumen von etwa 60 Millionen Euro. Vor Beginn der Beratungen des Stadtrats protestierten vor dem Rathaus mehr als 200 Menschen für den Erhalt des Welterbetitels und gegen den Bau der Brücke.
Eine Mehrheit von 39 der 69 Räte votierte für einen Antrag der Grünen-Fraktion, der die Stadt mit der Suche nach Lösungen beauftragt, die mit dem jüngsten Votum der UNESCO in Einklang zu bringen sind. Zugleich soll die kommunale Führung Maßnahmen erarbeiten, die den Erhalt des bedrohten Welterbetitels für das Elbtal sichern.
Die Stadtspitze wird zudem beauftragt, mit dem UNESCO-Komitee Gespräche aufzunehmen und dem Rat eine Fragestellung für einen neuerlichen Bürgerentscheid über das Brückenprojekt vorzulegen. Der Stadtrat muss nun innerhalb von drei Wochen erneut über den Baustart befinden.
Die FDP im Stadtrat, die die Brücke befürwortet, sprach von einem Rechtsbruch. Durch den Antrag werde das Votum des Bürgerentscheids zugunsten des Baus verletzt. Es liege ein Verstoß gegen die Gemeindeordnung vor. Die Dresdner hatten sich im Februar 2005 in einem Bürgerentscheid mehrheitlich für den Brückenbau ausgesprochen.
Vor der Abstimmung hatte die Delegierte der Kultusministerkonferenz beim Welterbekomitee der UNESCO, Birgitta Ringbeck, die Stadt eindringlich vor einem Beschluss zugunsten der Brücke gewarnt. Der Bau werde zur Aberkennung des Welterbetitels und damit zu einem erheblichen Prestigeverlust nicht nur für Dresden, sondern für Deutschland führen, sagte Ringbeck am Donnerstag in einer Expertenbefragung vor dem Dresdner Stadtrat. In der Geschichte der Kommission sei noch nie ein Welterbetitel aberkannt worden. «Es wäre für kein Land dieser Welt eine Ehre, diesen Imageschaden als erstes zu erleiden», betonte Ringbeck.
Zugleich machte Ringbeck deutlich, dass auch ein überarbeiteter Brückenentwurf nicht akzeptabel wäre. Sie sehe «keinen Verhandlungsspielraum für eine überirdische Elbquerung an dieser Stelle». Indes sei ein Tunnel unter dem Fluss hindurch eine gangbare Alternative.
Die Demonstranten vor dem Rathaus forderten den unbedingten Erhalt des UNESCO-Titels. Auf Spruchbändern und Plakaten wie «Nicht vergessen, Welterbe verpflichtet» und «Kultur statt Beton» machten sie ihrem Unmut Luft. Zu der Veranstaltung hatte die Grüne Liga Sachsen aufgerufen.
Die UNESCO hatte das Dresdner Elbtal in der vergangenen Woche wegen der geplanten Brücke auf die Rote Liste der bedrohten Weltkulturerbestätten gesetzt. Die UNO-Organisation verlangt eine alternative Lösung zu dem Bau. Ansonsten droht die Aberkennung des Titels.

Seethen: Kunstfestival EuroLandArt lockt im Sommer in die Altmark
Seethen (ddp-lsa). Das Kunstfestival EuroLandArt lädt in die Altmark ein. An sieben Standorten im Norden Sachsen-Anhalts zeigten Künstler aus Europa ab Samstag und bis Oktober ihre Werke, teilten die Veranstalter mit. Die Künstler hätten sich intensiv mit dem Thema Landwirtschaft auseinandergesetzt. Entstanden sei unter anderem eine «Rennbahn für Kühe». Das Festival wird begleitet von Veranstaltungen wie Kunst-Workshops, Konzerten, Wanderungen und Dorffesten.
Vier der sieben Kunstwerke wurden in einem internationalen Kunstwettbewerb von einer Jury ausgewählt. 27 Künstler hatten daran teilgenommen. Im Arendsee wird die Lichtskulptur «Grand Lotus Bleu» schwimmen: Eine Holzkonstruktion trägt ein Leuchtmittel, das eine Lichtzeichnung mit acht blauen Blütenblättern nachts scheinen lässt. Die 700 Quadratmeter große Blume ist auch tagsüber sichtbar. In Arneburg ist ein doppelseitiges Amphitheater zu sehen.
Die Altmark ist der zweite Austragungsort für EuroLandArt. Im vergangenen Jahr besuchten Tausende Franzosen für das Festival die Region Centre südlich von Paris, die Partnerregion von Sachsen-Anhalt. Im kommenden Jahr soll das Festival voraussichtlich in einer niederländischen Region stattfinden.
Finanziert wird das Kunstprojekt aus Mitteln der europäischen Gemeinschaftsinitiative Leader, der Landkreise Salzwedel und Stendal, der Sparkasse Altmark West und des Kultusministeriums.
http://www.eurolandart.com

Karlsruhe: Schwerelose Meisterwerke in Staatlicher Kunsthalle
Karlsruhe (ddp). Es ist eine Sammlung von Meisterwerken, die als Geschenk Frankreichs kurz nach dem Zweiten Weltkrieg nach Karlsruhe kam. Doch erst jetzt, nach knapp 60 Jahren, sind jene 88 Druckgrafiken der französischen Moderne erstmals wieder öffentlich zu sehen - darunter Werke von Pablo Picasso, Henri Matisse und Marc Chagall. Die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe präsentiert ab Samstag die Lithografien und Radierungen, die dem Ausstellungshaus am 20. Oktober 1948 von der französischen Militärregierung geschenkt worden waren. Die Ausstellung ist bis 24. September zu sehen.
Es war ein Akt der Versöhnung zwischen ehemals verfeindeten Nationen, der nebenbei auch die Vorrangstellung der französischen Kultur nach dem Krieg verbreitern sollte. «Die Schenkung kann rückblickend als Sensation betrachtet werden», sagte der Direktor der Kunsthalle, Klaus Schrenk, am Donnerstag.
Zuletzt seien die Blätter der von den Nazis verfemten Künstler in einer bis 1951 dauernden Wanderausstellung durch 20 deutschen Städte gezeigt worden, die damals mehr als 80 000 Besucher anzog. Es sei «ein Glücksfall, dass wir diese Sammlung über die Jahre beherbergt haben», sagte Schrenk. Nun werde sie ohne Bezug zu einem besonderem Datum wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Die Schau «Picasso, Matisse, Chagall - Französische Druckgraphik 1900 bis 1950» zeigt 18 Werke von Picasso (1881-1973). Darunter seien Hauptwerke seiner grafischen Kunst, sagte Kurator Holger Jacob-Friesen. Zu sehen ist etwa die auf schwarzem Grund entstandene Lithografie «Weiße Taube» aus dem Jahr 1947. Picassos gezeigte Werke reichen von seiner frühen grafischen Phase über kubistische Kompositionen, von seiner neoklassizistischen Phase bis zu großformatigen schwarz-weißen Steindrucken aus den 40er Jahren.
Elf Werke von Matisse (1869-1954) dokumentieren die Vorliebe des Künstlers für weibliche Modelle. Dabei erzeugt nach Auffassung der Ausstellungsmacher die «geniale Reduktion auf die einfache Linie» jene Schwerelosigkeit, die Matisse anstrebte. Matisse wird mit den Worten zitiert: «Ich habe immer versucht, meine Anstrengungen zu verbergen und wünschte, dass meine Arbeiten die Leichtigkeit des Frühlings hätten. Keiner konnte erkennen, wie viel Mühe mich das gekostet hat.»
Von Chagall (1887-1985) sind neben frühen Radierungen und Illustrationen zu seiner Autobiografie auch Szenen aus dem Alten Testament zu sehen. In einer Radierung mit dem Titel «Die Weiber und ihr Geheimnis» verdeutlicht Chagall die Hektik tratschender Frauen durch Lichtflecken, die einen vibrierende, unruhige Atmosphäre erzeugen. Zudem werden mehrfarbige Farblithografien unter anderem von Fernand Léger, Georges Braque und Joan Mirò gezeigt.
Die Schenkung der Sammlung nach dem Krieg ging auf Maurice Jardot, den Kulturoffizier der französischen Besatzungsarmee, zurück, der gute Kontakte zu Künstlern und Kunsthändlern in Frankreich hatte. Nach den Worten von Kunsthallen-Direktor Schrenk hatte Jardot damals 500 000 Franc zur Verfügung und hat damit «das Maximum herausgeholt». Allein Matisse habe ihm für insgesamt 55 000 Franc zehn bedeutende Grafiken geliefert, die auf dem damaligen Kunstmarkt ein Mehrfaches wert gewesen seien.
Dass die Werke schließlich der Karlsruher Kunsthalle kostenlos gestiftet wurden, war dem französischen General Pierre Koenig und den Kontakten des damaligen Kunsthallen-Direktors Kurt Martin zu verdanken. Kurator Jacob-Friesen sagte auf ddp-Anfrage, er sei selbst «fast schon entsetzt» gewesen, dass die Druckgrafiken seit knapp 60 Jahren nicht mehr gezeigt worden seien. Dazu habe sicherlich beigetragen, dass manche der Werke «sehr stark restaurierungsbedürftig» gewesen seien. Und der Restaurator habe eben jetzt dafür genügend Zeit gehabt.