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21.9.: literatur aktuell +++ literatur

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Schäden nach Bibliotheksbrand in Weimar größer als erwartet +++ Günter-Grass-Stiftung endlich arbeitsfähig +++ Bremer Krimitage mit hochkarätiger Besetzung


Schäden nach Bibliotheksbrand in Weimar größer als erwartet
Weimar (ddp-lth). Das Feuer in der Weimarer Anna Amalia Bibliothek hat weit größere Schäden angerichtet als vermutet. «Wir wissen nun, vor welchem Desaster wir stehen», sagte der Präsident der Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen, Hellmut Seemann, am Dienstag in Weimar. Allein 50 000 Bücher seien bei dem Feuer am 2. September unwiederbringlich vernichtet worden. Etwa 62 000 Bände mit Brand- und Wasserschäden befinden sich derzeit im Leipziger Zentrum für Bucherhaltung. Die Restaurierung und Wiederbeschaffung werde wohl drei Jahrzehnte dauern, sagte Seemann. Für die Finanzierung plant er die Einrichtung eines Fonds. Die Landesregierung stellte unterdessen eine halbe Million Euro als Soforthilfe bereit.
Die im Dachgeschoss und in der 2. Galerie des Rokokosaales befindlichen Werke wurden nach Angaben Seemanns vollständig vernichtet. Die darunter liegenden Galerien wurden zwar von den Flammen nicht erfasst, doch trugen die dort befindlichen Bände Wasserschäden davon. Den Flammen zum Opfer fielen auf der 2. Galerie auch 37 Gemälde, die zwar «keine Meisterwerke der europäischen Malerei» waren, aber wichtige, mit der Bibliothek verbundene Personen zeigten. Die Bilder waren nach Angaben Seemanns versichert.
Bibliotheksdirektor Michael Knoche sagte, von den etwa 28 000 brandgeschädigten Bänden könne nur ein Bruchteil wieder hergestellt werden. Die ersten rund 1000 Bände mit nur leichten Wasserschäden kehren voraussichtlich Anfang Oktober aus Leipzig nach Weimar zurück.
Eine Ahnung von den Verlusten vermittle die noch unvollständige Verlust-Datenbank, die die Bibliothek auf ihrer Homepage eingestellt hat, sagte Seemann. Sie solle auch Anregungen für die Wiederbeschaffung von Büchern geben.
Zur Finanzierung der Restaurierung und Wiederbeschaffung von Büchern plant Seemann einen Fonds «Fruchtbringende Gesellschaft», Namensgeber sei die gleichnamige Gesellschaft, die 1617 in Weimar zur Pflege der deutschen Sprache gegründet wurde. Zahlreiche Werke von Mitgliedern der Gesellschaft verbrannten. Bei der Finanzierung des Fonds hofft Seemann vor allem auf Unternehmen. Bei vielen Unternehmen, die ihre Bereitschaft zu spenden erklärt hätten, wachse die Einsicht, dass die Hilfe langfristig angelegt werden müsse, sagte er. Bund und Land sollen aber nicht aus der Verantwortung entlassen werden.
Über die Kosten von Restaurierung und Wiederbeschaffung lassen sich nach Angaben von Seemann und Knoche noch keine verlässlichen Angaben machen. Allein die Restaurierung der wassergeschädigten Bücher dürfte 15 bis 20 Millionen Euro kosten. Für die Wiederbeschaffung verlorener Titel könnten gut noch einmal 20 Millionen Euro veranschlagt werden.
Für den Wiederaufbau der Anna Amalia Bibliothek gibt das Land zunächst eine halbe Million Euro. Das Geld sei als Soforthilfe gedacht, sagte Staatskanzlei-Chef Gerold Wucherpfennig (CDU) nach der Kabinettssitzung in Erfurt. Weitere Finanzhilfen flössen voraussichtlich im nächsten Jahr. Mit dem Bund gebe es die Regelung, dass der Freistaat die zweite Hälfte der von Berlin zugesagten Vier-Millionen-Euro-Hilfe zu 50 Prozent finanziert. Bislang seien rund 440 000 Euro Spenden eingegangen, sagte Wucherpfennig.

Günter-Grass-Stiftung endlich arbeitsfähig
Bremen (ddp-nrd). Rund drei Jahre nach Gründung der Günter-Grass-Stiftung sieht sich die Bremer Einrichtung jetzt arbeitsbereit. «Wir hatten Probleme, in die Hufe zu kommen», sagte Stiftungsvorsitzender Dieter Berghöfer am Montag in Bremen. Rechtliche, personelle und finanzielle Schwierigkeiten seien jetzt ausgeräumt.
Aufgabe der Stiftung ist es, das Werk des Literaturnobelpreisträgers Günter Grass wissenschaftlich zu erforschen sowie weltweit Interessierten zugänglich zu machen. In einem Zeitraum von fünf Jahren wolle man das Werk erforscht und erfasst haben, sagte Berghöfer. Er registriere ein weltweit wachsendes Interesse am Gegenwartsautoren Grass, so dass man den Aufbau eines literarischen wie audio-visuellen Archivs mit «großem Eifer» vorantreibe.
Derzeit steht die Günter-Grass-Stiftung in der Diskussion, da der Bremer Senat ohne Wissen der Bürgerschaft der Stiftung 200 000 Euro hatte zukommen lassen. «Wir brauchen das Geld und wollen arbeiten", sagte Berghöfer. Er wolle die Streitereien zwischen Parlament und Rathaus nicht kommentieren. Die insgesamt benötigten Gelder von 1,2 Millionen Euro habe man jetzt beisammen. Demnach ist der Stiftungsbetrieb in den kommenden fünf Jahren gesichert, ohne nochmals auf die öffentliche Hand angewiesen zu sein.

Bremer Krimitage mit hochkarätiger Besetzung
Bremen (ddp-nrd). Mit einem hochkarätigen Reigen von Krimiautoren wartet das Festival «Crime Time Prime Time» von Mittwoch bis Freitag in Bremen auf. Unter anderem werden der Schwede Ake Edwardson, der Russe Andrej Kurkow, die Österreicherin Edith Kneifl sowie die deutschen Autorinnen Maeve Carels und Thea Dorn Lesungen abhalten.
Bereits zum siebten Mal treffen sich nationale wie internationale Krimiautoren auf Einladung des Bremer Schriftstellers Jürgen Alberts zu einem dreitägigen Festival an der Weser. Neben Einzellesungen der bekannten Autoren gibt es am Freitagabend eine «Große Bremer Kriminacht» mit allen Teilnehmern im einstigen Polizeihaus, das ab Oktober Sitz der bundesweit einmaligen Krimibibliothek sein wird.
Zum Auftakt des Festivals wird der Krimi-Preis 2004 an Ake Edwardson verliehen. Die Jury begründet ihre Wahl mit dem psychologischen Einfühlungsvermögen, mit dem der Journalist, Hochschullehrer und ehemalige Mitarbeiter der Vereinten Nationen die Abgründe der Normalität auslote. Edwardson ist bereits mehrfach mit dem Crime Writers Award ausgezeichnet worden. Die Laudatio in Bremen hält Anne Chaplet, Trägerin des Krimi-Preises 2003.