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Unbekannte Texte Heinrich Manns in Prag entdeckt +++ Uraufführung für Jelineks «Prinzessinnendramen» in Hamburg +++ «Politik im Freien Theater» - Festival der Freien Bühnen
Unbekannte Texte Heinrich Manns in Prag entdeckt
Frankfurt/Main (ddp). Bislang unbekannte Dokumente und Briefe aus dem Nachlass des Schriftstellers Heinrich Mann (1871-1950) sind in Prag aufgetaucht. Der «sensationelle Fund» geht auf eine Mitarbeiterein der Stiftung Archiv der Berliner Akademie der Künste zurück, wie Stiftungsdirektor Wolfgang Trautwein der Nachrichtenagentur ddp am Montag in Berlin sagte. Es handele sich um 15 Kartons mit Dokumenten und Briefen, die der Forschung bislang vollständig unbekannt waren.
Laut Trautwein sind die Experten davon ausgegangen, dass dieser Teil des Nachlasses verloren gegangen ist. Gefunden wurden Werkmanuskripte, Fotos und die Kartei der Münchner Bibliothek Heinrich Manns sowie Teile der Korrespondenz des Autors. So zählen 1200 an Heinrich Mann gerichtete Briefe zu dem Konvolut, darunter ein Schreiben seines Bruders Thomas Mann sowie Briefe von der Schauspielerin Tilla Durieux und von dem Autor Erich Mühsam.
Die Materalien stammen offenbar aus dem Münchner Nachlass des Schriftstellers. Nach der Emigration Heinrich Manns 1933 waren diese Papiere nach Prag gelangt. Ab 1951 übergab Manns Tochter Leonie die Unterlagen an das Heinrich-Mann-Archiv der Ost-Berliner Akademie der Künste. Bei dem jetzt gefundenen Bestand handele es sich offensichtlich um in Prag zurückgebliebene Dokumente.
Die Berliner Akademie der Künste betreut den Nachlass Heinrich Manns. Er umfasst nach Angaben Trautweins fünf laufende Meter - Manuskripte, Tagebücher, Korrespondenz und Arbeitsunterlagen. Bei der Erschließung des Prager Fundes wolle die Akademie mit dem Prager Literaturarchiv zusammenarbeiten. «Priorität hat, dass das Material der Forschung zugänglich gemacht wird», sagte Trautwein. «Dabei können wir mit unseren Know-how helfen.»
Uraufführung für Jelineks «Prinzessinnendramen» in Hamburg
Hamburg (ddp-nrd). Elfriede Jelineks «Prinzessinnendramen ? Der Tod und das Mädchen I-III» sind am Dienstag in einer Uraufführung am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg zu sehen. Die vielfach ausgezeichnete österreichische Dramatikerin erforscht in dieser Trilogie die Aktualität jener Mythen, in denen sich Schönheit, Macht und Tod gegenseitig anziehen. Damit fragt sie nach heutigen romantischen Sehnsüchten, nach einem Leben jenseits der Illusion. Die Regie bei der Uraufführung führt der 29-jährige Franzose Laurent Chetouane, der am Schauspielhaus auch für die deutsche Erstaufführung von «4.48 Psychose» von Sarah Kane verantwortlich zeichnete.
Mit Schneewittchen, Dornröschen und Rosamunde betreten drei Prinzessinnen die Bühne und erkunden, wie sich ihre romantischen Utopien in der Gegenwart fortleben lassen. In Jelinkes Text haben sie ihre Geschichten und Hoffnungen bereits hinter sich, haben aber für ihre einstigen Illusionen noch keinen Ersatz gefunden. Schneewittchen irrt als Wahrheitssucherin durch den Wald und trifft auf den Jäger Tod. Dornröschen erstarrt angesichts der bevorstehenden Paarung mit dem Prinzen, der sie wachgeküsst hat, und die melodramatische Rosamunde sucht einen Ort des Rückzugs von ihrem Mann.
Unter dem Schubert-Titel «Der Tod und das Mädchen» bilden die drei Dramen den Auftakt einer Serie, die sich mit Macht und Mentalitäten der Geschlechter beschäftigt.
(Internet: www.schauspielhaus-hamburg.de)
«Politik im Freien Theater» - Festival der Freien Bühnen
Hamburg (ddp-nrd). Eine große Bühne für aktuelles politisches Theater bietet das 5. Festival «Politik im Freien Theater» ab Dienstag in Hamburg. Aus mehr als 300 gesichteten Aufführungen der vergangenen zwei Jahre wählte eine Jury 17 Produktionen des professionellen Freien Theaters aus, die bis zum 2. November in der Hansestadt gezeigt werden. Eröffnet wird das Festival mit «Tropfen auf heiße Steine» von Rainer Werner Fassbinder. Das alle drei Jahre stattfindende Festival wird von der Bundeszentrale für politische Bildung, der Landeszentrale für politische Bildung in Hamburg sowie der Kulturbehörde veranstaltet.
Schwerpunkt ist in diesem Jahr die Zukunft der Arbeit vor dem Hintergrund von New Economy und Globalisierung. Doch auch die nationalsozialistische Vergangenheit, Migration, Gewalt und Feminismus sind in der freien Theaterszene dominante Themen und ebenfalls auf dem Festival vertreten. Zu sehen sind die Stücke am Deutschen Schauspielhaus, im Thalia Theater, den Kammerspielen sowie auf Kampnagel.
In 45 Aufführungen werden Produktionen aus Arnsberg, Berlin, Braunschweig, Dresden, Jena, München, Münster, Tübingen, Stuttgart, Wien und Zürich präsentiert. Das Festival ist zudem ein künstlerischer Wettbewerb. Eine unabhängige Jury vergibt Preisgelder in Höhe von 20 000 Euro, und als Sonderpreis zeichnet der 3sat/ZDF-Theaterkanal eine Produktion in voller Länge auf. Die Preisträger werden am 2. November bekannt gegeben.
Für das Schwerpunkt-Thema des Festivals stehen vor allem drei Produktionen: Gesine Danckwarts «Täglich Brot», Martin Heckmanns «Schieß doch, Kaufhaus» und «Heidi Hoh 3 - die Interessen der Firma können nicht die Interessen sein, die Heidi Hoh hat» von Dramatiker-Star Rene Pollesch.
Neben aktuellen Theatertexten zeigt das Festival aber auch eine Reihe von neuen, unkonventionellen Inszenierungen von Theaterklassikern, die den aktuellen Phänomenen von Macht und Machtmissbrauch nachgehen. Beispiele dafür sind «Antigone» von Sophokles, «Baal» von Bertolt Brecht und Joseph Conrads «Heart of Darkness».
(Internet: http://theaterfestival.bpb.de)