Hauptrubrik
Banner Full-Size

22.5.: theater aktuell +++ theater

Publikationsdatum
Body

Berlin: Burgtheater-Regisseurin ohne Verständnis für «Ekeltheater»-Debatte +++ Berlin: Theatertreffen ging mit Preisverleihung zu Ende


Berlin: Burgtheater-Regisseurin ohne Verständnis für «Ekeltheater»-Debatte
Berlin (ddp). Die Regisseurin am Wiener Burgtheater, Andrea Breth, hat kein Verständnis für die Debatte über Provokationen und «Ekelinszenierungen» auf Theaterbühnen. Sie begreife diese Diskussionen nicht, sagte Breth am Samstag im Deutschlandradio Kultur mit Blick auf beleidigende Äußerungen eines Theaterkritikers im Schauspiel Frankfurt am Main. «Es werden lauter Scheinkämpfe geführt, aber worum es wirklich geht, darüber wird nicht geredet.»
Breth verwies in diesem Zusammenhang auf die finanziellen Engpässe vieler Bühnen. Diese verzichteten auf bestimmte Stücke, «nicht weil die Theaterleute das nicht könnten, sondern weil die Ensembles so klein geworden sind.»
Für inakzeptabel hält Breth allerdings Regisseure, die Originaltexte der Autoren in ihren Inszenierungen verändern: «Warum schreiben die sich nicht ihre eigenen Texte? Warum machen sie Dichtung kaputt?» Zwar habe jede Zeit ihre eigene Lesart der Stücke. Der Begriff der Werktreue gehöre daher auch «in die Staubtruhe», sagte Breth. Dies erlaube jedoch keinen Verzicht auf Textgenauigkeit.
Sie selbst sehe sich nicht als Autorin, sondern als «Verwalterin der Dichter», sagte die Regisseurin, der am Sonntag der Theaterpreis Berlin 2006 verliehen wird. Entsprechend käme sie nie auf die Idee, eine Originalvorlage umzuschreiben. Auf die Frage, wie sie es erreicht habe, ästhetischen Moden im Theaterbetrieb erfolgreich zu widerstehen, antwortete Breth: «Ich denke in erster Linie an den Text, den ich zu verantworten habe.»

Berlin: Theatertreffen ging mit Preisverleihung zu Ende
Drei Preisverleihungen bildeten am Sonntag, den 21. Mai den krönenden Abschluss des Theatertreffens 2006. Den Theaterpreis Berlin, ausgelobt von der Stiftung Preußische Seehandlung, erhält in diesem Jahr Andrea Breth. Den Alfred-Kerr-Darstellerpreis hat der Juror, Martin Wuttke, Felix Goeser zuerkannt. Der 3sat-Preis ging an Dimiter Gotscheff für seine Berliner Volkbühnen-Inszenierung „Iwanow“ von Anton Tschechow.
Mit der traditionell anschließenden Jurydiskussion und den letzten Vorstellungen von „Hedda Gabler“, „Drei Schwestern“, „Allein das Meer“, „Wallenstein“ und „Der Kick“ ging das Theatertreffen der bemerkenswerten Inszenierungen im deutschsprachigen Theaterraum erfolgreich mit 100-prozentiger Auslastung zu Ende.
Rund 20.000 Zuschauer haben die 50 Veranstaltungen besucht. Den größten Teil notierte vor allem das Haus der Berliner Festspiele mit 11.000 Besuchern. Dazu kamen überfüllte Lesungen des Stückemarktes, die Diskussionen und Publikumsgespräche. Auch die Konzerte von Julia Hummer, Mariha und nicht zuletzt die Russendisko von Wladimir Kaminer versammelten zahlreiche Fans bei freiem Eintritt. Mit großem Zuspruch und Besucherschlangen fand erstmalig das Talentetreffen mit seinem Messe-Angebot statt. Vor allem junge Besucher nahmen das Angebot des Gesprächs und der individuellen Beratung wahr. Im völlig verwandelten Haus der Berliner Festspiele standen insgesamt 30 Messe-Stände den 500 Akkreditierten zur Verfügung.
Drei „junge Sektionen“ des Theatertreffens – das Internationale Forum, der Stückemarkt und die zum zweiten Mal das Theatertreffen begleitende Festivalzeitung – brachten insgesamt 81 junge Talente zusammen. Allen drei gemein war ein reger Austausch, dynamische Neugier und Suche nach neuen theatralischen Formen.
Die Veranstalter des Theatertreffens zeigen sich über den Erfolg des Festivals sehr zufrieden. Joachim Sartorius: „Ein in diesem Jahr besonders dichtes, streitlustiges, auch schönes und sinnliches Festival“. Das nächste Theatertreffen findet vom 4. bis zum 20. Mai 2007 statt.
Quelle: http://www.berlinerfestspiele.de