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Dresden: 250 Jahre alter Etikettenschwindel - Vivaldi-Werk identifiziert +++ Berlin: Internationale Orchester- und Kammerkonzerte beim Musikfest Berlin +++ Stuttgart: Europäisches Musikfest Stuttgart 2005 beginnt +++ Dresden: Jukka-Pekka Saraste übernimmt Saisoneröffnung der Staatskapelle
Dresden: 250 Jahre alter Etikettenschwindel - Vivaldi-Werk identifiziertDresden (ddp). Eine australische Musikwissenschaftlerin hat in der Sächsischen Landesbibliothek einen 250 Jahre alten Etikettenschwindel aufgedeckt. Die Forscherin habe ein laut Manuskripttitel von Baldassarre Galuppi (1706-1785) stammendes «Dixit Dominus» im historischen Bestand der Musikabteilung als Spätwerk seines venezianischen Kollegen Antonio Vivaldi (1678-1741) identifiziert, teilte die Bibliothek am Montag in Dresden mit.
Nach Einschätzung des Liverpooler Wissenschaftlers Michael Talbot handelt es sich um den wichtigsten Vivaldi-Fund seit etwa 75 Jahren. Das Stück sei eine elfsätzige Vertonung des 110. Psalms für Solostimmen, Chor und Kammerensemble. Wie die Bibliothek weiter berichtete, hatte die Dresdner Hofkapelle um 1754 eine größere Anzahl geistlicher Werke Galuppis bei einem Kopisten in Venedig bestellt. Dessen Musik sei damals weitaus begehrter gewesen, als die des älteren Vivaldis. Deshalb seien der Lieferung offenbar als Galuppis deklarierte Stücke Vivaldis hinzugefügt worden. Schon 2003 hatte Talbot ein ebenfalls Galuppi zugeschriebenes Werk als verschollene Vivaldische Psalmvertonung identifiziert.
Die Komposition soll nun in der textkritischen Vivaldi-Gesamtausgabe erscheinen, sobald das Istituto Italiano Antonio Vivaldi in Venedig die Echtheit beglaubigt hat. Eine erste Aufführung des Fundstücks durch den Körnerschen Singverein ist für das nächste Jahr geplant.
Berlin: Internationale Orchester- und Kammerkonzerte beim Musikfest Berlin
Das Musikfest Berlin wird zum Auftakt der jährlichen Konzertsaison herausragende Orchester, Ensembles und Solisten vom 31. August bis 13. September 2005 nach Berlin holen. In Zusammenarbeit mit der Stiftung Berliner Philharmoniker stehen die Berliner Festspiele damit am Beginn einer neuen Sicht auf die internationale Orchester und Ensemblelandschaft und ihre innovative künstlerische Entwicklung.
"Orchestral" ist ein anderes Wort für "klangprächtig". Nichts weniger als ein großes, repräsentatives, klangprächtiges Orchesterfest soll die Hauptstadt mit dem Musikfest Berlin erhalten. Nicht ohne Absicht steht das Orchester, das große Ensemble im Mittelpunkt. Implizit stellt das Musikfest Berlin auch die Frage nach Auftrag und Stellung des Orchesters im 21. Jahrhundert. In einer Zeit, in der die Lage vieler Ensembles prekär ist und einige Rundfunkanstalten bereit zu sein scheinen, ihre Orchester zu kippen, hat diese Frage eine besondere Virulenz.
So wird es beim Musikfest Berlin perspektivisch nicht nur um die üblichen Repertoire- und Tourneeprogramme gehen, sondern auch um das außergewöhnliche Werk, um historische Aufführungspraktiken, um das Verhältnis von Moderner und Alter Musik, um Entgrenzungen.
Das Musikfest Berlin geht aus den alten Festwochen hervor, die eine lange, glanzvolle Geschichte aufweisen, jedoch in einem von Grund auf gewandelten Berlin der Neuorientierung bedurften. Ganz besonders begrüßenswert ist die Partnerschaft mit den Berliner Philharmonikern.
Themenschwerpunkt dieser ersten Ausgabe des Musikfest Berlin ist die osteuropäische, insbesondere die tschechische Musik. Orchester und Künstler aus der ganzen Welt verleihen dem Festival internationalen Glanz, darunter die Tschechische Philharmonie, das London Philharmonic Orchestra, das Concertgebouworkest Amsterdam und das Chamber Orchestra of Europe.
Das SWR Sinfonieorchester, die Staatskapelle Berlin und das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin setzen weitere Akzente. Ein Höhepunkt wird Janáceks „Jenufa“ in der konzertanten Wiedergabe der Berliner Philharmoniker mit Sir Simon Rattle sein. Das Freiburger Barockorchester weist mit Uraufführungen von Komponisten der jüngsten Generation in die Zukunft.
Joachim Sartorius
Intendant Berliner Festspiele
Stuttgart: Europäisches Musikfest Stuttgart 2005 beginnt
Das Europäische Musikfest Stuttgart 2005 findet vom 27. August – 11. September unter dem Motto „Bach im 21. Jahrhundert!“ statt. Wie die Internationale Bachakademie Stuttgart mitteilt, biete das Programm für jeden etwas: für die Fans von Bach pur, Bach und Klavier, Bach und Oper, Bach und Tanz, Bach und Film, Bach und Neuer Musik …
Als besondere Höhepunkte gelten die Konzerte des Eröffnungswochenendes: Am 27. und 28. August wird Martin Stadtfeld, der neue Star am deutschen Klavierhimmel, im reizvollen Ambiente des Weißen Saals im Neuen Schloss den ersten Band von Bachs Wohltemperiertem Klavier spielen, dazu Werke von Rachmaninow und Prokofiew.
http://www.bachakademie.de/
Dresden: Jukka-Pekka Saraste übernimmt Saisoneröffnung der Staatskapelle
Jukka-Pekka Saraste, ab 2006/2007 Chefdirigent des Oslo Philharmonic Orchestra, wird die Saison- Eröffnungskonzerte der Sächsischen Staatskapelle Dresden am 25., 28. und 29.8. dirigieren. Auch das Gastkonzert am 26. August bei den Salzburger Festspielen übernimmt der junge, finnische Maestro, der bereits bedeutende Orchester wie die Münchner Philharmoniker oder das Orchester der Mailänder Scala dirigiert hat.
Aus gesundheitlichen Gründen musste Sarastes Landsmann, Maestro Esa-Pekka Salonen, der ursprünglich als Dirigent vorgesehen war, die Konzerte absagen. Damit ändert sich auch das Programm. Anstelle der "Metamorphosen" von Richard Strauss und des Werks "Exquisite Corpse" von Anders Hillborg musiziert Jukka-Pekka Saraste Béla Bartóks Pantomime "Der wunderbare Mandarin" (nicht in der Konzertversion, sondern in der Gesamtfassung) und die zweite Sinfonie von Jean Sibelius.