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Saarbrücken: Kritiker-Verband protestiert gegen «Repressalien» durch Filmverleih +++ Dresden: Filmnächte bieten ab heute 56 Filme und 9 Konzerte


Saarbrücken: Kritiker-Verband protestiert gegen «Repressalien» durch Filmverleih
Berlin (ddp). Der neue Steven-Spielberg-Film «Krieg der Welten» sorgt bereits vor seinem Kinostart am Mittwoch für Wirbel. Filmjournalisten sind empört über die strikten Auflagen und Sperrfristen für Rezensionen. Der Verband der deutschen Filmkritik rief am Mittwoch dazu auf, künftig Verleiher-Embargos zu ignorieren oder diese Filme nicht zu besprechen. Aus Redaktionen gab es Kommentare wie «wir sind stinkig» und «in dieser Drastik habe ich das noch nicht erlebt».
Der Filmverleih UIP verlangt von Journalisten, dass sie vor den Pressevorführungen am Montag unterschreiben, keine Kritik vor Starttermin zu veröffentlichen. In der zu unterzeichnenden Erklärung heißt es: «Falls Sie zur Erfüllung dieser Bedingung nicht in der Lage oder nicht dazu bereit sein sollten, bitten wir Sie, von der Einladung keinen Gebrauch zu machen.»
Dieses Vorgehen behindere die Presse bei der Ausübung «ihrer von der Verfassung garantierten Rechte», kritisierte der rund 300 Mitglieder starke Verband der deutschen Filmkritik. Zudem werde der Eindruck erweckt, dass Journalisten mit juristischen oder anderen Repressalien rechnen müssten, wenn sie diese Verpflichtungserklärung nicht unterschrieben oder ihr zuwider handelten.
Das Berliner Stadtmagazin «Tip» wird den Film in seiner Berichterstattung boykottieren. Es sei jedoch das erste Mal, dass das Blatt einen Film nicht bespreche, sagte Chefredakteur Karl Hermann. Hauptgrund sei die «fragwürdige Praxis» von Hauptdarsteller Tom Cruise und Regisseur Spielberg, den Film zu Werbezwecken für Scientology «zu missbrauchen».
Filmkritiker Wolfgang Hübner von der Nachrichtenagentur AP will sich nach eigener Aussage zwar zwei Tage vor Filmstart die Pressevorführung ansehen. Er werde jedoch keine Sperrfristerklärung unterschreiben, sagte er. Sollte er den Film dann nicht sehen dürfen, werde es keine Besprechung durch AP geben. Genau so werde die Nachrichtenagentur ddp verfahren, sagte ddp-Chefredakteur Joachim Widmann.
Der Filmredakteur der «Welt», Hanns-Georg Rodek, ist dafür, sich über die Sperrfrist hinwegzusetzen und bereits am Montag oder Dienstag eine Kritik ins Blatt zu nehmen. «Wenn man zu etwas genötigt wird, muss man sich nicht unbedingt daran halten», betonte er. Dies sei jedoch allein seine persönliche Meinung.
Auch Redakteur Bernd Teichmann vom Magazin «Stern» betonte, «ich unterschreibe nichts». Zwar sei der «Stern» nicht betroffen, weil er statt einer Kritik eine Geschichte über die Historie der Weltuntergangsfilme im Blatt habe. Es sei jedoch «nicht in Ordnung, dass Journalisten vorgeschrieben wird, wann sie über einen Film zu berichten haben».
Die Filmzeitschrift «Cinema» wird den Film zwar besprechen, aber erst in der Augustausgabe. Redakteur Jochen Schütze sagte zudem, man habe ein «instinktives Misstrauen» gegen Filme, die ihnen nicht rechtzeitig gezeigt würden. In der aktuellen Ausgabe heißt es mit Blick auf die Geheimniskrämerei: «Eine kongeniale Interpretation wie die von Orson Welles wird es wohl kaum.»
Gelassener gehen die Tageszeitungen mit den strengen Auflagen um. Die «Süddeutsche Zeitung» und die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» verwiesen darauf, dass ihre Filmkritiken ohnehin immer erst am Tag des Filmstarts in den Zeitungen stünden. «FAZ»-Filmredakteur Michael Althen sagte jedoch, auch wenn sein Blatt nicht betroffen sei, sei es «verdrießlich», wie Filmjournalisten «gegängelt» würden.
Nach Ansicht des Vorsitzenden des Verbands der deutschen Filmkritik, Rolf-Rüdiger Hamacher, haben Filmverleiher kein Interesse an Rezensionen. «Mein Eindruck ist, die wären ganz froh, wenn es gar keine Kritiken mehr gebe», sagte er.
Nathalie Waehlisch

Dresden: Filmnächte bieten ab heute 56 Filme und 9 Konzerte
Dresden (ddp-lsc). Die 15. Dresdner Filmnächte am Elbufer präsentieren ab heute 65 Veranstaltungen vor der historischen Altstadtkulisse. Bis 21. August sind 56 Filme und 9 Konzerte zu sehen, wie die Veranstalter in Dresden ankündigten. Die Filme, zu denen sowohl große Hollywood-Erfolge als auch Autorenfilme und Klassiker zählen, sind auf der den Angaben zufolge weltweit größten mobilen Kinoleinwand zu sehen, deren Projektionsfläche 448 Quadratmeter misst. Zu dem Open-Air-Kinofestival werden mehr als 140 000 Besucher erwartet.
Zum Auftakt ist in diesem Jahr das Heldenepos «Troja» zu sehen, mit dem in der vergangenen Saison mit 5000 Filmfans ein Besucherrekord erzielt wurde.