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23.6.: theater und literatur aktuell +++ theater und literatur

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Bonn: Wellershoff erhält Ernst-Robert-Curtius-Preis für Essayistik +++ Köln: Verbot des Romans «Esra» - Verlag sieht «gefährliche Entwicklung» +++ Görlitz: Straßentheater erstmals auf der Altstadtbrücke +++ Wittenberg: Theater verabschiedet sich mit langer Nacht


Bonn: Wellershoff erhält Ernst-Robert-Curtius-Preis für Essayistik
Bonn (ddp-nrw). Der Kölner Schriftsteller Dieter Wellershoff erhält am Donnerstag (11.00 Uhr) den mit 8000 Euro dotierten Bonner Ernst-Robert-Curtius-Preis für Essayistik. Die Laudatio hält nach Angaben der Stadtverwaltung der Literaturkritiker Hellmuth Karasek.
Wellershoff hat wichtige Teile seines Werkes in der Form des Essays verfasst und in diesem Genre Maßstäbe gesetzt. Wenige Autoren deutscher Sprache hätten ihre Zeit und den Geist dieser Zeit so intensiv und regelmäßig essayistisch begleitet, heißt es in der Begründung der Jury.
Den Ernst-Robert-Curtius-Förderpreis erhält der Bonner Politikwissenschaftler Thomas Speckmann. Der Autor arbeitet im Bonner Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland und hat die Jury mit zwei im «Merkur» erschienenen Arbeiten über Bündnisse und außenpolitische Strategien beeindruckt.
Der Curtius-Preis wurde 1984 von dem Buchhändler und Verleger Thomas Grundmann und der Universitätsbuchhandlung Bouvier begründet. Ziel ist es, die in Deutschland lange vernachlässigte Literaturgattung Essay zu fördern und Brücken zu schlagen zwischen Literatur und Wissenschaft einerseits sowie dem breiten Publikum und der Politik andererseits. Der Preis wird alle zwei Jahre verliehen.

Köln: Verbot des Romans «Esra» - Verlag sieht «gefährliche Entwicklung»
Köln (ddp-bay). Das Urteil des Bundesgerichtshof in Karlsruhe gegen den Roman «Esra» von Maxim Biller veranschaulicht aus Sicht des Kölner Verlages Kiepenheuer & Witsch eine «gefährliche Entwicklung». Verleger Helge Malchow sieht nach einem Bericht des «Kölner Stadt-Anzeigers» (Mittwochausgabe) eine Neigung der Gerichte, «in einer Güterabwägung zwischen Grundrechten die Kunstfreiheit einzuschränken».
Dies schränke nicht nur die ästhetische Arbeit der Autoren ein, sondern bedrohe auch die humane Gesellschaft, sagte Malchow. Schon jetzt bemerke er, dass die Urteile gegen das Buch von Biller «zu einer Verängstigung und deutlichen Verkrampfung» unter Autoren geführt hätten: «Ich beobachte eine Art innerer Vorzensur beim Schreibprozess, die dem Kunstwerk nicht zugute kommen kann.»
Enttäuscht äußerte sich Malchow auch über die mangelnde Solidarität von Autoren und Verbänden im Fall Biller. Ob der Verlag in die Revision vor das Bundesverfassungsgericht gehen wird, steht noch nicht fest.
Der Bundesgerichtshof hatte am Dienstag den Biller-Roman «Esra» endgültig verboten. Die Karlsruher Richter wiesen die dagegen gerichtete Revision von Kiepenheuer & Witsch zurück und bestätigten die Auffassung des Münchner Oberlandesgerichts (OLG), wonach die Ex-Freundin des Autors und deren Mutter in den Romanfiguren Esra und Lale «jedenfalls für einen mehr oder minder großen Bekanntenkreis erkennbar» seien. Damit würden ihre Persönlichkeitsrechte verletzt. Diese hätten im vorliegenden Fall Vorrang vor der Kunstfreiheit.
Das OLG hatte im April 2004 in zweiter Instanz die weitere Auslieferung des Buches untersagt und dabei auch die vom Verlag angebotenen Änderungen der Ursprungsfassung nicht akzeptiert.

Görlitz:Straßentheater erstmals auf der Altstadtbrücke
Görlitz (ddp-lsc). Beim diesjährigen Straßentheaterfestival «ViaThea» in Görlitz wird erstmals die Altstadtbrücke zur Bühne. Die im Herbst 2004 eröffnete Verbindung in die polnische Nachbarstadt Zgorzelec ist einer von vielen Orten, an denen Künstler vom 4. bis 6. August auftreten, sagte Kulturamtsleiter Stefan Waldau am Mittwoch. Mit insgesamt 55 Vorstellungen werden 10 Gruppen aus 10 Ländern in Parks, auf Straßen und Plätzen ihr Können zeigen. Waldau hofft, dass über die neue Brücke verstärkt Besucher aus Polen zum Straßentheater kommen. Gespielt werde auch in Zgorzelec.
Als Neuheit bei der elften Festivalauflage kündigte Waldau zudem einen Workshop an, der von 28. Juli bis 7. August auf Schloss Klingewalde stattfindet. Junge Schauspieler aus Polen, Deutschland und Frankreich lernen dabei Besonderheiten des Straßentheaters kennen. Der Philosoph Jacob Böhme (1575 bis 1624), der lange Zeit in Görlitz lebte, soll thematisch im Mittelpunkt stehen. Maximal 20 Teilnehmer werden für das Straßentheateratelier zugelassen. Die Ergebnisse des Workshops sollen bereits während des Festivals und bei einem Brunch am 7. August in Klingewalde vorgestellt werden.
115 000 Euro stehen für «ViaThea» in diesem Jahr wieder zur Verfügung. Zum Auftakt am 4. August darf sich das Publikum auf «betont unterhaltsame» Aktionen im Görlitzer Stadtpark einstellen. Das Kulturpicknick leitet das Festival wie in den Vorjahren ein. In der Szene gilt Görlitz längst als «guter Ort für Straßentheater», sagte Waldau. Anders als bisher findet das Festival allerdings nicht am ersten Juliwochenende statt. Mit Rücksicht auf das Görlitzer Sommertheater, das vom 2. bis 17. Juli auf dem Untermarkt über die Bühne geht, wurde «ViaThea» auf Anfang August verschoben.
http://www.viathea.de

Wittenberg: Theater verabschiedet sich mit langer Nacht
Wittenberg (ddp-lsa). Mit einem Theaterfest verabschiedet sich die Phönix Theaterwelt Wittenberg in die Sommerpause. Das Programm am Samstag ist mit «Illusionen - die lange Nacht des Phönix» überschrieben, wie das Haus mitteilte. Um 20.15 Uhr beginnt das einstündige Hauptprogramm. Der Eintritt zu »Illusionen - die lange Nacht des Phönix" kostet 14,99 Euro.
Die Phönix Theaterwelt Wittenberg hatte zum Abschluss ihrer ersten Spielzeit ein positives Fazit gezogen. Den Angaben zufolge waren die 77 Veranstaltungen von fast 11 400 Zuschauern besucht worden. Die Wittenbergerin Diana Pielorz hatte das Theater gemeinsam mit ihrem Mann im Dezember 2003 gekauft, nachdem das ehemalige Mitteldeutsche
Landestheater wegen fehlender Gelder zuvor zwei Jahre lang geschlossen war. Dem Ehepaar steht ein Verein aus engagierten Bürgern zur Seite.
http://www.theater-wittenberg.de