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CSU gegen Rückführung wertvoller Kulturgüter nach Franken +++ Sammler will "Brücke"-Bilder nach Halle geben +++ Staatsgalerie Stuttgart plant Ausstellung über plastisches Werk von Kirchner +++ Werke von Pankok und Grass in Meppen zu sehen
CSU gegen Rückführung wertvoller Kulturgüter nach FrankenMünchen (ddp-bay). Die Landtags-CSU hat mit ihrer Mehrheit im Kulturausschuss einen Antrag fränkischer SPD-Abgeordneter auf Rückführung wertvollen Kulturbesitzes von München nach Franken abgelehnt. Es geht dabei um Kunstschätze, die im Zuge der Säkularisierung und der Angliederung Frankens an Bayern im Jahre 1806 nach München verbracht worden waren. Darunter befinden sich die «Vier Apostel» Dürers, das Würzburger Herzogschwert oder das Perikopenbuch und die Krone Heinrichs II. Letztere waren bis vor kurzem als Leihgaben in der Bamberger Landesausstellung «Kaiser Heinrich II.» zu sehen. Der Bamberger SPD-Abgeordnete Friedrich Odenbach begründete den Vorstoß mit der großen Bedeutung der wertvollen Kulturgüter für die fränkische Identität. Für die Franken sei es «äußerst irritierend», wenn fränkisches Kulturgut nur geliehen zurückkomme. Die Rückgabe dieser «Beutekunst» sei im Hinblick auf ein «eigenständiges fränkisches Kulturbewusstsein» wichtig. Ludwig Spaenle (CSU) sprach dagegen von einem «dumm-populistischen Schaufensterantrag». Mit seinem Beutekunst-Vergleich gebe Odenbach das fränkische Ansinnen der Lächerlichkeit preis. Mit ihrer dezentralen Museums- und Ausstellungspolitik betreibe die Staatsregierung genau das Ziel, die kulturelle Identität in allen Landesteilen zu stärken. Zudem gebe es rechtliche und konservatorische Gründe, die gegen eine Rückführung sprächen. Petra Münzel (Grüne) unterstützte dagegen die Pläne der SPD. Es müsse zumindest geprüft werden, inwieweit sich die Verträge mit der Wittelsbacher Landesstiftung und dem Wittelsbacher Ausgleichsfonds kündigen oder verändern ließen, in deren Besitz sich die meisten der fraglichen Kulturgüter befänden. Der CSU warf sie heuchlerisches Verhalten vor. «Was würden Sie sagen, wenn so viele bayerische Kulturgüter in Berlin wären?», fragte sie die CSU-Mehrheitsfraktion im Bayerischen Landtag.
Sammler will "Brücke"-Bilder nach Halle geben
mdr - Halle besitzt möglicherweise bald eine wertvolle Sammlung expressionistischer Malerei und Grafik. Wie die Tageszeitung "Die Welt" berichtet, denkt der Unternehmer und Kunstsammler Hermann Gerlinger darüber nach, der Stadt seine rund 800 Bilder der Künstlergruppe "Die Brücke" zu überlassen.Bereits Anfang des vergangenen Jahres hatte Gerlinger seine Sammlung für zwei Jahre der Staatliche Galerie Moritzburg überlassen. Am Sonnabend wird dort die nächste Ausstellung mit Holzschnitten aus dem Gerlinger-Besitz eröffnet.Wie die Zeitung weiter schreibt, wollte Gerlinger seine Sammlung eigentlich seiner Heimatstadt Würzburg geben. Dieser Plan habe jedoch nicht umgesetzt werden können, weil die Stadt weder über angemessene Räume noch über das notwendige Geld für einen Neubau verfüge.Weil der 71 Jahre alte Sammler seine Bilder auf jeden Fall dauerhaft unterbringen will, macht sich Halle nach den Worten von Museumsdirektorin Schneider jetzt "natürlich einige Hoffnungen". Allerdings wäre dafür auch in Halle ein Museumsneubau erforderlich.
Staatsgalerie Stuttgart plant Ausstellung über plastisches Werk von Kirchner
Stuttgart (ddp-bwb). Die Staatsgalerie Stuttgart wird im kommenden Jahr in einer großen Sonderschau Skulpturen von Ernst Ludwig Kirchner präsentieren. Wie die Staatsgalerie am Mittwoch bekannt gab, stellt die Ausstellung vom 12. April bis zum 27. Juli 2003 erstmals umfassend das plastische Schaffen des Expressionisten dar. Etwa 50 der insgesamt 70 noch erhaltenen Skulpturen Kirchners sollen gezeigt werden. Hinzu kommen Fotografien und Gemälde, die die verschollenen Arbeiten dokumentieren.
Den Angaben zufolge gehört Kirchner zu den bedeutendsten Holzbildhauern der Klassischen Moderne. Die Bildhauerei wurde anders als bei den übrigen Mitgliedern der Künstlergruppe «Brücke» zu einer wesentlichen Säule in seinem Werk neben der Malerei, dem Zeichnen und der Druckgrafik. Insgesamt soll Kirchner rund 140 Plastiken geschaffen haben. Die Ausstellung wird in Zusammenarbeit mit dem Kirchner Museum Davos ausgerichtet. Zu der Schau erscheint auch ein Werkverzeichnis.
Werke von Pankok und Grass in Meppen zu sehen
Meppen (ddp-nrd). Die emsländische Kreisstadt Meppen entwickelt sich zur Pilgerstätte für Liebhaber der Werke Otto Pankoks. Nachdem Anfang des Jahres der herausragende Bilderzyklus «Die Passion» zu sehen war, beginnt am Sonntag die Ausstellung «Freiheit!!! Was will man mehr??? Sinti in den Darstellungen von Otto Pankok». Die bis zum 16. März im Ausstellungszentrum an der Koppelschleuse laufende Schau zeige eine Auswahl der beeindruckenden «Zigeunerbilder» des Künstlers, teilte der Landkreis Emsland am Mittwoch mit. Dieser «Glücksgriff» basiere auf den intensiven Kontakten des Landkreises zur Tochter des Künstlers, Eva Pankok.
Ein weiteres Highligt der Sonderausstellung ist eine Bronzeskulptur des Literaturnobelpreisträgers Günter Grass, der von 1948 bis 1952 Schüler Otto Pankoks an der Kunstakademie in Düsseldorf war und bis heute eine tiefe innere Bindung zu dem 1966 verstorbenen Künstler hat. Wie prägend Pankok nach Auskunft des Landkreises für den bekanntesten zeitgenössischen Schriftsteller Deutschlands gewesen sein muss, werde darin deutlich, dass Grass 1999 den «Otto-Pankok-Preis» ins Leben rief. Damit werden Angehörige der Sinti und Roma geehrt, die sich kulturell oder sozial besonders hervorgetan haben.
Die «Zigeunerbilder» Otto Pankoks gehen auf sehr persönliche Erfahrungen zurück. Als der Künstler 1931 aus der Provence nach Düsseldorf zurückkehrte, richtete er sich auf dem so genannten Heinefeld in einem Hühnerstall ein Atelier ein. Auf dem Gelände lebten auch Sinti. Sie nannten ihn liebevoll ihren «Molari», ihren Maler. Mehrere hundert Kohlezeichnungen und Holzschnitte entstanden in dieser Zeit. In Meppen ist eine Auswahl von rund 50 Werken zu sehen.