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Berlin: Millionenschäden in der Kinobranche durch Raubkopierer +++ Potsdam: Studentenfilmfestival «Sehsüchte» präsentiert 135 Produktionen +++ Linz: Filmfestival Crossing Europe beginnt in Linz
Berlin: Millionenschäden in der Kinobranche durch Raubkopierer
Berlin (ddp). Raubkopierer machen der Kinobranche weiter das Leben schwer. 61 Prozent aller aktuellen Filme könnten illegal im Netz downgeloaded werden, sagte der Geschäftsführer der Zukunft Kino Marketing GmbH, Jan Oesterlin, am Dienstag in Berlin bei der Vorstellung der Studie «Available for Download» (AFD). Die Filmindustrie erleide dadurch jedes Jahr einen Schaden von schätzungsweise mehreren hundert Millionen Euro. «Wir reden hier über keine Kleinigkeit», betonte Oesterlin. Die Zahl der eingeleiteten Strafverfahren gegen die Verantwortlichen war derweil nach Angaben der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU) in 2006 rückläufig.
Der AFD-Studie zufolge sind Filme mit 50 000 oder mehr Besuchern am Eröffnungswochenende zu 93 Prozent online verfügbar, Filme mit 10 000 bis 50 000 Zuschauern zu 89 Prozent. Im Durchschnitt sind aktuelle Filme sogar 3,7 Tage vor dem offiziellen Start bereits im Internet veröffentlicht. Osterlin sagte, Dani Levys Hitler-Parodie «Mein Führer - Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler» sei 30 Tage nach Kinostart schon rund 400 000 Mal illegal heruntergeladen worden.
Thriller und Animationsfilme sind zu 100 Prozent im Internet zu haben, Actionfilme zu 95 Prozent, Horrorfilme zu 92 Prozent und Komödien zu 82 Prozent. Weniger stark sind Dramen mit 52 Prozent und Dokumentarfilme mit 12 Prozent vertreten. Die häufigsten Bildquellen sind DVD-Rips mit 43 Prozent und Abfilmungen aus Kinos mit 33 Prozent. Beides stammt meist aus den USA, der deutsche Ton wird in Kinos in Deutschland aufgenommen. Die Qualität der Film ist schwankend. Oesterlin betonte jedoch: «Wer die Filme illegal und schnell sehen will, akzeptiert auch eine mindere Qualität.»
Der Geschäftsführer der GVU, Roland Schäfer, sagte, zwar sei die Zahl der eingeleiteten Verfahren gegen Raubkopierer rückläufig. Dies bedeute aber nicht, dass das Problem abgenommen habe. 2006 wurden durch die Arbeit der GVU 1843 Verfahren eingeleitet, 2005 waren es 2549 gewesen. Die Zahl der Verfahren, die mit einer Verurteilung abgeschlossen wurden, sei indes um rund 20 Prozent gestiegen.
Schäfer sagte, es gelinge «großen Fischen», in der Vielzahl der Verfahren unterzutauchen. Es sei unrealistisch, «neben jeden Downloader einen Ermittler stellen zu wollen». Zum Täterprofil sagte er, diese seien in der Regel technisch hoch ausgebildet. Zudem gebe es durch «undichte Stellen» offenbar Kontakte in die Industrie. Für die Motivation der Raubkopierer habe er jedoch «keine vernünftige Erklärung». Weniger als der Gelderwerb stehe seiner Einschätzung nach der «sportliche Ehrgeiz» im Vordergrund.
Für die AFD-Studie der Firma P4M - Die InternetAgenten wurden alle 383 Kinofilme, die zwischen 1. April 2006 und 28. Februar 2007 in den deutschen Kinos liefen, untersucht. Zur Erfassung aller Raubkopien wurden sämtliche Internetforen und -portale durchforstet.
Potsdam: Studentenfilmfestival «Sehsüchte» präsentiert 135 Produktionen
Potsdam (ddp-lbg). Beim 36. Studentenfilmfestival «Sehsüchte» wird ab Dienstag wieder nach Talenten des internationalen Kinos gesucht. Bis zum Sonntag stehen 135 Filme aus 37 Ländern auf dem Spielplan, wie die Veranstalter am Montag in Potsdam-Babelsberg ankündigten. Erstmals seien auch Filme aus Georgien, der Türkei sowie der Andenregion vertreten. Wie im vergangenen Jahr werde es einen Kinder-Filmblock geben. Zum Rahmenprogramm gehörten Podiumsdiskussionen, Workshops und Partys.
Eröffnet wird das Festival, das nach Veranstalterangaben das größte seiner Art in Europa ist, unter anderem mit dem polnischen Kurzfilm «Razem» und der indischen Dokumentation «Prakash Travelling Cinema». Wettbewerbsbeiträge werden in den Thalia Kinos Potsdam-Babelsberg vorgeführt. Die Nachwuchsfilmer bewerben sich um zehn Preise im Gesamtwert von knapp 40 000 Euro. Zu den Wettbewerbskategorien gehören Spielfilm, Schnitt, Animation, Produktion und Publikumsfavorit.
Stärker denn je sind den Angaben nach osteuropäische Filme vertreten. 15 Filmemacher kommen aus Polen, rund 40 aus Deutschland. Der Themenschwerpunkt liege in diesem Jahr bei zehn Filmen aus Ekuador, Peru, Bolivien, Chile und Argentinien. Auffallend sei, dass viele Produktionen sehr ernsthaft seien und sich mit Problemen etwa in der Familie auseinander setzten, sagte eine Sprecherin.
Die Teilnehmerfilme wurden den Angaben zufolge aus insgesamt 700 Einsendungen ausgewählt. Veranstalter sind Studenten der Hochschule für Film und Fernsehen «Konrad Wolf» in Potsdam-Babelsberg. Im vergangenen Jahr besuchten 10 000 Menschen die 159 Vorstellungen.
Linz: Filmfestival Crossing Europe beginnt in Linz
Das internationale Filmfestival Crossing Europe beginnt heute in Linz. 120 Spiel- und Dokumentarfilme aus 29 europäischen Ländern werden bis Sonntag gezeigt. Das Festival arbeitet in seiner vierten Auflage eng mit dem Linzer Kulturhauptstadt-Team zusammen.
Der Startschuss zum Festival fällt am Abend mit der Uraufführung von "Attwenger Adventure", einer Doku über das Linzer Musikerduo Attwenger. Im Europäischen Wettbewerb von Crossing Europe laufen in Anwesenheit nahezu aller Regisseure zwölf Filme, nicht weniger als elf davon sind zum ersten Mal in Österreich zu sehen. Der Große Wettbewerbspreis, der mit 10.000 Euro dotiert ist, wird vom "Linz 2009"-Team gestiftet.
Quelle: orf.at