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Internet: Zeitschriftenverleger werfen ARD und ZDF Marktverzerrung vor +++ Musikpreis-Verleihung Echo bleibt in Berlin
Internet: Zeitschriftenverleger werfen ARD und ZDF Marktverzerrung vor
Berlin/München (ddp). Das Internet-Angebot von ARD und ZDF stößt nach Kritik der Privatsender nun auch bei den Zeitschriftenverlegern auf heftigen Widerstand. Der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) forderte am Freitag, die Internet-Aktivitäten von ARD und ZDF per Rundfunkstaatsvertrag zu begrenzen. Ansonsten würde es «in Teilmärkten» zu spürbaren Wettbewerbsverzerrungen kommen. ARD-Sprecher Martin Gartzke reagierte auf die VDZ-Kritik mit «Unverständnis». Seine Anstalt sei mit dem Verband «auf vielen Ebenen» bereits im Gespräch über eine freiwillige Beschränkung.
Die Internet-Auftritte der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten stehen seit über einem Jahr im Kreuzfeuer der Privaten, weil ARD und ZDF ihre Online-Seiten durch die Rundfunkgebühren finanzieren. Zudem halten die Privatsender der öffentlichen Konkurrenz vor, ihre Angebote gingen über den gesetzlich verankerten Bildungsauftrag hinaus. Der Verband der privaten Fernsehsender VPRT reichte deshalb bereits Klage bei der EU-Kommission in Brüssel ein.
Nach Auffassung der Zeitschriftenverleger dürften ARD und ZDF ihre Online-Dienste deshalb nur mit programmbezogenem Inhalt anbieten. Weitere Angebote und insbesondere Werbung gingen über den Bildungsauftrag hinaus. Zudem versuchten beide Sender im Internet das Werbeverbot für die öffentlich-rechtlichen Anstalten zu umgehen. So sei fraglich, was Kontaktbörsen oder E-Commerce-Angebote noch mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu tun hätten, kritisiert der VDZ.
Gartzke warnte dagegen, die bereits laufenden Gespräche mit einzelnen Zeitschriftenverlegern über eine Selbstbeschränkung der ARD machten keinen Sinn, wenn der Verband jetzt nach dem Gesetzgeber rufe. Die ARD lehnt Gartzke zufolge eine gesetzliche Regelung über den Rundfunkstaatsvertrag ab.
Die «Süddeutscher Zeitung» (Wochenendausgabe) berichtete vorab, ARD, ZDF und Deutschlandradio verlangten für ihren Online-Auftritt in der nächsten Gebührenperiode 2005 bis 2008 insgesamt knapp 260 Millionen Euro, und damit rund 49 Millionen mehr als in der noch laufenden Periode 2001 bis 2004. Medienberichten zufolge soll die monatliche Rundfunkgebühr von derzeit 16,15 Euro auf über 18 Euro steigen. Über die Anhebung entscheiden die Länder. Mit einer Bekanntgabe wird frühestens im Frühjahr nächsten Jahres gerechnet.
Musikpreis-Verleihung Echo bleibt in Berlin -
Berlin (ddp-bln). Der Deutsche Musikpreis Echo wird 2004 in Berlin verliehen. Die Vorstände der Phonoverbände einigten sich am Donnerstag darauf, die Gala erneut in der Hauptstadt auszurichten. Der Vorsitzende der Phonoverbände, Gerd Gebhardt, sagte, die Rahmenbedingungen in Berlin und die guten Erfahrungen der vergangenen drei Jahre hätten zu dieser Entscheidung beigetragen. Die Stadt gehöre zu den «spannendsten Metropolen der Welt» und sei seit 2001 «ein hervorragender Gastgeber» für den Echo. Um die Veranstaltung hatten sich für das nächste Jahr auch Hamburg, Köln und München beworben.
Oliver Schulten, Geschäftsführer der Deutschen Phono-Akademie, betonte, nach der erfolgreichen Verleihung 2003 wäre es «jetzt nicht das richtige Signal», einen Wechsel zu planen. Außerdem sei für die Veranstaltung in Berlin eigens eine Bühne gebaut worden, die nur mit «größter Mühe» verlegt werden könne.
Über die Verleihung des Musikpreises werde aber auch weiterhin jedes Jahr neu entschieden, sagte Schulten. Alle Bewerberstädte hätten überzeugende Konzepte vorgelegt. Für Berlin habe unter anderem die bisher gute Kooperation mit der Messe Berlin gesprochen.
Die Marketinggesellschaft «Partner für Berlin» begrüßte die Entscheidung für Berlin. Geschäftsführer Friedrich-Leopold von Stechow sprach von einem «sehr guten Signal für die Musikstadt Berlin». Er hoffe sehr, dass der Echo auch über 2004 hinaus in der Hauptstadt verliehen werde. Der Preis gehöre wie der Musikkonzern Universal zu Berlin.
Der Echo wird von der Deutschen Phono-Akademie, dem Kulturinstitut der phonographischen Wirtschaft, seit 1992 in verschiedenen Kategorien vergeben und gilt nach dem Grammy als der zweitgrößte Musikpreis der Welt. Vor Berlin war die Preisvergabe in Köln, Frankfurt am Main und München sowie fünf Mal in Hamburg angesiedelt.
Die Akademie würdigt mit dem Echo jährlich die «herausragendsten und erfolgreichsten Leistungen» nationaler und internationaler Pop-Künstler sowie nationaler Unternehmen und Manager des Musikgeschäfts. Entscheidend dabei sind die Verkaufszahlen. Bei der diesjährigen Gala am 15. Februar im Internationalen Congress Centrum ICC Berlin hatten unter anderen Herbert Grönemeyer, Robbie Williams, Nena und Shakira Preise bekommen.
Auch die Verleihung 2004 soll im ICC über die Bühne gehen. Wie bereits in den Jahren zuvor wird RTL die Gala übertragen. In diesem Jahr hatte das «Gipfeltreffen der Musikszene» mit mehr als acht Millionen Fernsehzuschauern einen Quotenrekord verzeichnet.