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Köln: Bühnenverein sieht Probleme bei Aufführung zeitgenössischer Stücke +++ Berlin: Bühnenturm des Deutschen Theaters wird saniert +++ Cottbus: Spreewälder Sagennacht erstmals mit dem Staatstheater +++ Kassel: Günter de Bruyn ist Jacob-Grimm-Preisträger
Köln: Bühnenverein sieht Probleme bei Aufführung zeitgenössischer Stücke
Köln (ddp). Der Deutsche Bühnenverein beklagt zunehmende Probleme mit den Persönlichkeitsrechten bei aktuellen Theaterstücken. «Wir fordern von den Autoren, dass sie Stücke schreiben, die einen aktuellen Bezug haben. Solche Stücke kann man aber nicht schreiben, ohne auf Ereignisse zurückzugreifen, die tatsächlich passiert sind», sagte der Direktor des Bühnenvereins, Rolf Bolwin.
Jüngstes Beispiel sei das Theaterstück «Ehrensache» des Autors Lutz Hübner, das nach einem Gerichtsurteil nicht mehr im Theater in Hagen gespielt werden darf. Die zunehmenden juristischen Schwierigkeiten bei der Aufführung zeitgenössischer Stücke sollen auch auf der Jahreshauptversammlung des Bühnenvereins vom 25. bis 27. Mai in Karlsruhe diskutiert werden.
In «Ehrensache» geht es um den Mord an einer 14-Jährigen, der vor zwei Jahren in Hagen verübt wurde. Die Mutter des Mädchens hatte vor Gericht ein Aufführungsverbot erstritten. «Da sieht man deutlich, wie ein künstlerischer Prozess auf der Bühne plötzlich unter juristischen Druck gerät», sagte Bolwin. Solche Fälle habe es zwar immer schon gegeben, doch heute spielten die Individualrechte in der Gesellschaft offenbar eine stärkere Rolle, und es werde schneller als sonst geklagt.
Auch mit dem Urheberrecht gebe es häufig Probleme, sagte Bolwin. «Es ist ein kompliziertes Spannungsverhältnis zwischen den Autoren und Komponisten einerseits und den Regisseuren andererseits». Gerade bei zeitgenössischen Stücken sei deshalb ein konstruktives Miteinander aller Beteiligten erforderlich. Je länger aber der Urheber eines noch bis zu 70 Jahre nach dem Tod geschützten Werkes verstorben sei, desto eher seien maßvolle Eingriffe in das Werk durchaus sinnvoll.
«Das Theater hat in der Vergangenheit seine große Kraft auch daraus bezogen, dass die Regie etwas wagte - ob wir immer damit einverstanden waren oder nicht.» Wenn der Prozess des Ausprobierens an den Theatern durch juristische Schwierigkeiten eingeschränkt werde, dann sei das problematisch. «Viele Theaterstücke würden häufiger gespielt, wenn sich manche Erben etwas weniger konsequent für die Details einer Aufführung interessierten», sagte Bolwin. «Auf Brecht könnte man in diesen Zeiten häufig zurückgreifen, wenn man nicht allzu zurückhaltend sein müsste im Umgang mit dem Stück», fügte er hinzu.
Berlin: Bühnenturm des Deutschen Theaters wird saniert
Berlin (ddp-bln). Das Deutsche Theater stellt am Sonntag den Spielbetrieb wegen Bauarbeiten vorzeitig ein. Der Bühnenturm samt der eingebauten Technik wird umfassend renoviert, wie ein Theatersprecher am Mittwoch sagte. Dafür müsse das Dach des Hauses geöffnet und mehrere Wochen mit einem provisorischen Wetterschutz versehen werden. Damit sollen die Erneuerung des Schnürbodens unter dem Dach ermöglicht und die Brandsicherheit verbessert werden. Zudem werden Maschinenzüge für den Transport von Kulissen, Scheinwerfern und Requisiten installiert. Die Baumaßnahmen sollen am 20. August abgeschlossen sein. Der Spielbetrieb wird am 2. September wieder aufgenommen.
In den Kammerspielen wird nach Worten des Sprechers während der Sommerpause ein vollständiges neues Theater eingerichtet. Die neue Spielstätte «Box and Bar» wird ihren Platz im Bereich der bisherigen Garderobe und der Kammerbar haben. Sie bietet Raum für rund 80 Zuschauer. Der Bau wurde den Angaben zufolge durch die Unterstützung der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin und der Freunde des Deutschen Theaters möglich. «Box und Bar» soll Ende Oktober mit mehreren Ur- und Erstaufführungen eröffnen. In den Kammerspielen beginnt der Spielbetrieb wieder am 18. August.
Cottbus: Spreewälder Sagennacht erstmals mit dem Staatstheater
Burg/Cottbus (ddp-lbg). Die «Spreewälder Sagennacht» im südbrandenburgischen Burg wird in diesem Jahr erstmals vom Staatstheater Cottbus zelebriert. «Der sagenumwobene Wendenkönig trifft in unserem Theaterstück dabei am Pfingstwochenende den Alten Fritz», sagte Drehbuchautor und Regisseur Hauke Tesch am Mittwoch in dem Spreewaldkurort. An dem mystischen Spektakel am 3. und 4. Juni mit Friedrich II., dem Schwarzen Ritter sowie den Spreewald-Geistern Wassermann, Mittagsfrau und den Luttki-Zwergen sowie den Irrlichtern wirken über 180 Schauspieler, Sänger und Tänzer des Staatstheaters Cottbus und der Niederlausitz mit. Naturkulisse für die Geschichte mit Licht und Feuer ist der historische Schlosspark am 29 Meter hohen Bismarckturm. Zu den beiden Abendveranstaltungen werden über 3000 Schaulustige erwartet.
«Wir wollen aus der \'Spreewälder Sagennacht\' in Burg künftig eine weiterführende Geschichte wie bei den Störtebecker-Festspielen auf Rügen machen», unterstrich der Cottbuser Theaterintendant Martin Schüler. Aus diesem Grunde werden der Wendenkönig und der Schwarze Ritter als Hauptpersonen auch im nächsten Jahr wieder zu sehen sein.
Der geheimnisumwitterte Wendenkönig (serbski kral) soll tatsächlich im Jahr 900 nach Christi eine Burg in unmittelbarer Nähe des heutigen Bismarckturmes gehabt haben. Um seine Feinde zu täuschen, ließ der vom Volk geliebte König der Sage nach seinen Pferden sogar die Hufeisen verkehrt herum aufschlagen.
Kassel: Günter de Bruyn ist Jacob-Grimm-Preisträger
Kassel (ddp). Die Träger des Kulturpreises Deutsche Sprache sind 2006 der Schriftsteller Günter de Bruyn und das Naturkosmetik-Unternehmen Weleda AG. Der Preis wird von der Eberhard-Schöck-Stiftung und vom Verein Deutsche Sprache für besondere Verdienste um die deutsche Sprache vergeben. Der 1926 geborene Günter de Bruyn erhält den Jacob-Grimm-Preis Deutsche Sprache für seine Verdienste als Schriftsteller, Bibliothekar und Herausgeber, wie die Universität Bamberg am Mittwoch mitteilte. Er gehörte zu den maßgeblichen Autoren der DDR und setzte sich in seinem Werk kritisch oder ironisch mit dem Leben der Intelligenz in der DDR auseinander. Bruyn habe nach der Wende in seinen Essays und Erzählungen die geistige und sprachliche Einheit des Landes befördert, hieß es.
Der Jacob-Grimm-Preis ist mit 35 000 Euro die am höchsten dotierte Auszeichnung für sprachliche Verdienste in Deutschland. Die bisherigen Preisträger sind Rolf Hochhuth, Ludmila Putina, Christian Meier, Vicco von Bülow alias Loriot und Paul Kirchhof.
Den undotierten Institutionenpreis Deutsche Sprache erhält 2006 die Weleda AG aus Schwäbisch-Gmünd für eine klare und verständliche Verwendung der deutschen Sprache bei der Verbraucherinformation. Das 1921 gegründete Unternehmen ist heute weltweit führender Hersteller von ganzheitlichen Körperpflege- und Arzneimitteln.
http://www.kulturpreis-deutsche-sprache.de