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"Braunschweig Classix"-Intendant warnt vor Orchestersterben +++ Dirigentin Julia Jones gibt mit "Otello" Berliner Operndebüt +++ 19 Inszenierungen bei Off-Theaterfestival "unidram" +++ Ausverkauft - Pina Bauschs Tänzer spielten vor vollen Häusern +++ Cottbuser Staatstheater mit großen und kleinen Utopien in die neue Spielzeit
"Braunschweig Classix"-Intendant warnt vor OrchestersterbenBraunschweig (ddp). Der Intendant des Musikfestivals "Braunschweig Classix", Christian Wille, warnt vor einem zunehmenden Orchestersterben in Deutschland. Zum Auftakt des Festivals in Braunschweig sprach Wille von einer Bedrohung für die kulturelle Vielfalt. In den vergangenen zehn Jahren seien durch die Auflösung vor Orchestern mehr als 1400 Musiker arbeitslos geworden. Besonders stark betroffen sei Ostdeutschland, wo allein mehr als 1000 Orchestermusiker keine Beschäftigung hätten, fügte der Intendant hinzu.
Wille appellierte an die Kulturpolitiker aller Parteien, sich für die Orchester stark zu machen und sie finanziell zu stützen. "Die Politiker dürfen sich nicht hinter der Finanzknappheit verstecken", sagte Wille.
Beim 15. "Braunschweig Classix Festival" treten bis zum 15. Juni unter dem Motto "Kontraste" in 53 Konzerten insgesamt 550 Mitwirkende auf. Die Veranstalter erwarten etwa 30 000 Besucher.
Dirigentin Julia Jones gibt mit "Otello" Berliner Operndebüt
Berlin (ddp). Die Dirigentin Julia Jones gibt mit "Otello" an der Berliner Staatsoper ihr Operndebüt in der Hauptstadt. Die Aufführungen laufen am 5., 8. und 11. Mai, wie die Oper am Donnerstag mitteilte. Christian Franz wird in der Titelpartie des Verdi-Werkes zu hören sein, Cristina Gallardo-Domás gibt an seiner Seite als Desdemona ihr Staatsoperndebüt.
Jones wurde 1961 in Droitwich (England) geboren. Sie begann 1985 als Korrepetitorin an der Kölner Oper, ging dann nach Stuttgart, wo sie unter anderem 1991 die Uraufführung von Sciarrinos "Perseus und Andromeda" dirigierte. Nach Stationen etwa in Ulm, Darmstadt und Straßburg wurde Jones mit Beginn der Saison 1998/99 Chefdirigentin der Oper Basel, wo sie mit einer gefeierten Neuproduktion von Verdis "Otello" ihren Einstand gab. Zudem leitete sie unter anderem Aufführungen an der Washington Opera, am Teatro Comunale in Florenz und an der Opera Australia in Melbourne.
19 Inszenierungen bei Off-Theaterfestival "unidram"
Potsdam (ddp-lbg). Potsdam rückt im Juni erneut ins Zentrum der osteuropäischen Off-Theaterszene. Beim 9. osteuropäisch-deutschen Festival für Off-Theater "unidram 2002" werden vom 2. bis 8. Juni insgesamt 19 internationale Inszenierungen aufgeführt. Die Theatergruppen kommen aus Polen, Ungarn, Kroatien, Russland und Deutschland. Insgesamt werden rund 100 Theaterschaffende aus elf Ländern erwartet, sagte Thomas Pösl vom Veranstalter DeGater \'87 am Donnerstag in Potsdam. DeGater \'87 ist ein freies Theater, das vor 15 Jahren in der brandenburgischen Landeshauptstadt gegründet wurde und seit 1994 das "unidram" organisiert.
Von den 19 Inszenierungen werden 8 erstmals in Deutschland zu sehen sein. Einen Höhepunkt sieht Pösl in dem Gastspiel der "Compagnie Pal Frenak" aus Budapest. Die Gruppe sei eines der renommiertesten Tanztheater in Ungarn. Ebenfalls herausragend sei das Moskauer Tanztheater "blackSKYwhite", dass bereits zum dritten Mal bei "unidram" zu Gast ist.
Mit den Höhepunkten ist auch schon die Richtung des diesjährigen Festivals vorgegeben. "Die Tendenz geht zum Körper mit all seinen Formen und Verklammerungen", umschrieb Pösl den Schwerpunkt Tanztheater. Wichtig sei auch die Musik, die bei zahlreichen Inszenierungen live gespielt werde.
Während das Programm für das Festival fest steht, ist die Finanzierung noch nicht gesichert. Das Theaterfest wird von Bund, Land sowie verschiedenen Stiftungen und Institutionen gefördert. Allerdings seien vier Wochen vor Beginn noch nicht alle Anträge bewilligt, bemängelte Franka Schwuchow von DeGater \'87. Etwa 15 Prozent des Etats in Höhe von rund 110 000 Euro seien noch offen. Der jährliche Kampf ums Geld erschwere auch das Engagement von Gruppen, mit denen häufig nicht rechtzeitig genug Verträge unterzeichnet werden könnten.
(Internet: www.unidram.de)
Ausverkauft - Pina Bauschs Tänzer spielten vor vollen Häusern
Wuppertal (ddp). Die Spielzeit des Tanztheaters Wuppertal unter Leitung von Pina Bausch ist mit einem Rekordergebnis zu Ende gegangen. Die 32 Vorstellungen in den beiden Wuppertaler Theaterhäusern waren mit insgesamt 24 000 Zuschauern jeweils komplett ausverkauft, wie das Tanztheater am Donnerstag mitteilte. Auch zu den Gastspielabenden im Ausland kamen rund 30 000 Besucher.
Nach der Uraufführung der jüngsten Produktion "Für die Kinder von gestern, heute und morgen" in der vergangenen Woche hat die weltweit renommierte Compagnie mit den Proben für ihre achte Japantournee durch drei Städte begonnen. Gezeigt werden dort die Stücke "Wiesenland" und "Masurca Fogo". Begleitet wird das Tanztheater von der Schauspielerin Meret Becker, die in Tokio ihre neue Platte vorstellen will. Insgesamt wird das Ensemble 24 Vorstellungen in Japan und anschließend in Paris spielen.
Pina Bausch Choreografie zu Igor Strawinskijs "Le Sacre du Printemps" wird am Samstag in der Pariser Oper als Wiederaufnahme Premiere haben. Bauschs langjähriger Assistent Hans Pop und die ehemalige Tänzerin Jo Ann Endicott haben die Produktion von 1975 mit dem Ensemble des National Balletts einstudiert.
Cottbuser Staatstheater mit großen und kleinen Utopien in die neue Spielzeit
Cottbus (ddp-lbg). Mit Visionen und Utopien will das Staatstheater Cottbus in der nächsten Spielzeit Besucher anlocken. "Die Ereignisse der letzten Monate haben viel Verwirrung bei den Menschen ausgelöst, Ängste machen sich breit", sagt Intendant Christoph Schroth bei der Präsentation der Angebote für die Spielzeit 2002/2003. "Darauf wollen wir mit der Frage nach den Utopien der Menschheit, nach Sehnsüchten und anderen Gesellschaftsentwürfen reagieren", betont Schroth. Jeder habe sich sicherlich schon einmal vorgestellt, anders zu leben.
Die Schauspieler, Sänger und Tänzer wollen ab September Träume und Utopien aufnehmen und auf der Bühne durchspielen, ihre Folgen und Umsetzungsmöglichkeiten ausloten. Dabei wird es nicht nur um die großen gesellschaftlichen Veränderungen gehen, sondern auch um die Ideale des Einzelnen, um Wünsche, anders miteinander zu leben. "Theater hat die Chance, Dinge zu träumen, die in der Realität nicht zu verwirklichen scheinen. Wir werden solche Veränderungen in drei Stunden Bühnenzeit für die Zuschauer lebendig werden lassen", kündigt Schroth an.
Der Bogen spannt sich vom Kampf um die Macht im Staat, der in der Oper "Boris Godunow" über Leichen führt, über persönliche Schicksale wie die Liebe eines Mannes zu zwei Frauen in "Stella" bis hin zu verschwommenen, fast schon kitschigen Utopien in der romantischen Operette "Land des Lächelns". Das Ballett "Wir amüsieren uns zu Tode" reflektiert die Macht der Medien in der Gesellschaft und Sichten auf mögliche und reale Gesellschaften.
13 eigene und eine Gastspiel-Uraufführung wird der nächste Spielplan bieten. Das Konzept, Träume und Visionen wahr werden zu lassen, wird seinen Höhepunkt in der 8. so genannten Zonenrand-Ermutigung finden. Bei dem Festival wollen Musiktheater, Schauspiel, Ballett und Philharmonisches Theater ab dem 30. Mai 2003 unter dem Motto "Utopien?!" zehn Tage lang in mehr als einem Dutzend Stücke Phantasien ausleben.
Ronald Ufer