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26.6.: theater und literatur aktuell +++ theater und literatur

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Neuer Salzburger «Jedermann» weitgehend textgetreu +++ Zukunftskongress begleitet Frankfurter Buchmesse +++ Rechtliche Folgen nach Schlingensief-Aktionen +++ «WeinLese» lädt zum 10. Geburtstag hochkarätige Autoren in den Rheingau +++ Garcia Marquez will im September Memoiren veröffentlichen


Neuer Salzburger «Jedermann» weitgehend textgetreu
Salzburg (ddp). Die erste Salzburger Neuinszenierung des Traditionsstückes «Jedermann» seit 18 Jahren wird keine radikale Umdeutung des Hofmannsthalschen Stoffes bringen. Befürchtungen, das weltberühmte Mysterienspiel könne über Gebühr modernisiert werden, zerstreute Regisseur Christian Stückel am Dienstag im Salzburger Festspielhaus. Es werde nicht sehr viele Streichungen geben: «Wir spielen einen großen Teil von Hofmannsthal.»
Jürgen Flimm, Leiter der Salzburger Theatersparte, bestätigte, dass es sich bei Stückels neuem «Jedermann» auf dem Domplatz um eine «textgebundene Inszenierung» und keine «Dekonstruktion» handele. Stückel wurde unter anderem bekannt durch seine hoch gelobten Inszenierungen der Oberammergauer Passionsspiele. Er wird im Herbst neuer Intendant des Münchner Volkstheaters.
Optisch soll das Kultwerk des Salzburger Festspielgründers Hugo von Hofmannsthal von der Renaissance in die Barockzeit verlegt werden. Dabei richte man sich in Bühnenbild und Kostümen nach dem barocken Salzburger Dom, aus dem das Stück «herauswachsen» werde. Stückel sagte, er fühle sich bei der Inszenierung des heiklen «Spiels vom Sterben des reichen Mannes» ungeachtet der langen Tradition und der hohen Erwartungshaltung des Publikums «relativ frei». Es werde neue Sichtweisen geben, aber auch Festhalten an Bewährtem. Auf die berühmten «Jedermann-Rufer» werde bestimmt nicht verzichtet. «Sonst gründet sich gleich ein Freundeskreis der Jedermann-Rufer.»
Mit dem Burgtheater-Star Peter Simonischek als Jedermann, Veronica Ferres als Buhlschaft, Sunnyi Melles als Glaube und Tobias Moretti als Teufel ist das Stück, das am 28. Juli Premiere hat, wieder hochkarätig besetzt. Ferres nannte es eine «ganz große Ehre, aber auch große Bürde», im Salzburger «Jedermann» mitspielen zu können. Schon vor zwölf Jahren habe sie für eine Nebenrolle in dem Freiluftschauspiel vorgesprochen, sei aber nicht genommen worden. Vermutlich habe es daran gelegen, dass sie damals keine langen blonden, sondern kurze feuerrot gefärbte Haare getragen habe. «Ich war damals in einer rebellischen Phase», sagte die Schauspielerin. Dass sie jetzt die Geliebte des Jedermann spiele, mache sie stolz: «Ich nehme die Aufgabe sehr gerne an und freue mich, hier zu sein.»

Zukunftskongress begleitet Frankfurter Buchmesse
Frankfurt/Main (ddp-swe). Ein Zukunftskongress unter dem Motto «Frankfurt Futura Mundi» wird in diesem Jahr die Frankfurter Buchmesse (9. bis 16. Oktober) begleiten. Nach Angaben der Veranstalter vom Dienstag diskutieren am 12. Oktober im Congress Center in Frankfurt am Main Experten über Probleme und Auswirkungen der Globalisierung.
Zu den Diskussionsteilnehmern zählen den Angaben zufolge die kanadische Schriftstellerin Naomi Klein, der Politikwissenschaftler Benjamin R. Barber und der israelische Schriftsteller Amos Oz. Veranstaltet wird der Kongress gemeinsam von der Buchmesse und dem Kommunikationsunternehmen Maleki Group.

Rechtliche Folgen nach Schlingensief-Aktionen
Düsseldorf (ddp). Die umstrittene Kunstaktionen des Theaterprovokateurs Christoph Schlingensief zur FDP-Wahlkampagne «Projekt 18» werden rechtliche Konsequenzen haben. Die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft leitete ein Ermittlungsverfahren unter anderem wegen der Verwendung verfassungswidriger Symbole auf der Internetseite des Künstlers ein, wie ein Sprecher am Dienstag in Düsseldorf mitteilte. Die Staatsanwaltschaft Duisburg prüft derzeit die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens wegen eines Auftritts im Stadttheater Duisburg, bei dem Schlingensief am Sonntagabend unter anderem «Tötet Möllemann!» gerufen hatte.
Schlingensief hatte den weiteren Angaben zufolge auf der Internetseite Nutzer unter anderem aufgefordert habe, sich als Selbstmordattentäter zu bewerben und sich bei FDP-Veranstaltungen in die Luft zu sprengen. Das Verfahren soll an die Staatsanwaltschaft Berlin weitergeleitet werden.
Eine Aktion am Montag vor der Düsseldorfer Firma des nordrhein-westfälischen FDP-Vorsitzenden Jürgen Möllemann wird hingegen keine Folgen haben. Es lägen nach derzeitigem Stand keine verfolgbaren Straftaten vor, hieß es. Auch das Verbrennen einer Puppe mit dem Konterfei des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon und einer israelischen Flagge erfülle keine Straftatbestände. Allerdings könnte der Tatbestand der «Beleidigung» erfüllt sein. Hier müssten die Betroffenen allerdings selbst tätig werden.
Möllemann schloss eigene rechtliche Schritte unter anderem wegen des Aufrufs «Tötet Möllemann» aus. Mit dieser Entgleisung, die den Tatbestand der öffentlichen Aufforderung zu Straftaten erfülle, beschäftige sich bereits die Staatsanwaltschaft Duisburg, betonte er. Der Politiker verlangte aber eine Erklärung der Grünen zu einem Auftritt ihres Bundestagsabgeordnete Cem Özdemir bei der Veranstaltung in Duisburg. Özdemir habe mit auf der Bühne gestanden und nach dem Aufruf «nicht ein Anzeichen des Protestes» gezeigt habe. Dies sei «bemerkenswert und überhaupt nicht nachvollziehbar».
NRW-Kulturminister Michael Vesper (Grüne) distanzierte sich unterdessen von den Aktionen Schlingensiefs, die «indiskutabel» seien. Vesper gab zu, dass das Land das Festival «Theater der Welt», in dessen Rahmen die Aktionen Schlingensiefs laufen, fördere.
Schlingensief sei aber «kurz vor Torschluss» und ohne Rücksprache mit dem Ministerium in dieses Festival aufgenommen worden. Vesper sprach zwar von der «künstlerischen Freiheit» der Festivalleitung. Er hätte sich aber gewünscht, dass diese auf den «verunglückten Gag» verzichtet hätte, betonte der Minister. Möllemann hatte zuvor eine Erklärung für die Förderung gefordert.
Wibke Busch

«WeinLese» lädt zum 10. Geburtstag hochkarätige Autoren in den Rheingau
Oestrich-Winkel (ddp-swe). Das Rheingau Literatur Festival hat sich zu seinem zehnten Geburtstag hochkarätige Autoren eingeladen. Zum «WeinLese»-Festival im Oktober werden unter anderem Dieter Hildebrandt, Christa Wolf, Walter Kempowski, Martin Suter und Doris Dörrie erwartet. Der künstlerische Leiter der «WeinLese», Thomas Hocke, kündigte außerdem am Dienstag in Oestrich-Winkel zum Jubiläum drei neue Veranstaltungen an: Eine Schifffahrt bietet das Wandeln auf den literarischen Spuren des Rheingaus von Goethe bis Karoline von Günderode an, bei einer Verleger-Runde soll über Buchmarkt, Verlagsprogramme und Verlagsübernahmen diskutiert werden. Und schließlich präsentiert die Kulturwelle hr2 des Hessischen Rundfunks erstmals ihr Quiz «Literatur im Kreuzverhör» auf dem Festival.
Den Auftakt der Lesungen in verschiedenen Rheingau-Weingütern gestaltet der Autor Martin Suter am 17. Oktober. Zum Abschluss gibt sich Kabarett-Legende Dieter Hildebrandt am 27. Oktober im Schloss Johannisberg die Ehre. Am gleichen Tag stellt sich auch mit einer Lesung der frisch gebackene Preisträger des «Rheingau Literatur Preises» vor, der von einer internationalen Jury im Laufe des Jahres gekürt wird. Der Preis ist mit 7700 Euro und 111 Flaschen Wein dotiert.
(Internet: www.rheingaufestival.de)

Garcia Marquez will im September Memoiren veröffentlichen
Der Literaturnobelpreisträger Gabriel Garcia Marquez will im September den ersten Band seiner Memoiren veröffentlichen. Wie das Verlagshaus Norma am Dienstag in Bogota mitteilte, soll das Buch gleichzeitig in Kolumbien, Bolivien, Ecuador, Peru und Venezuela erscheinen. Der provisorische Titel laute "Leben, um darüber zu erzählen". Darin geht es dem Verlag zufolge um die Beziehung der Eltern des kolumbianischen Autors und um seine frühe Liebe zur Literatur, die ihn zunächst Journalist und später dann Schriftsteller werden ließ.
Von dem Buch sollen zunächst 12.000 Exemplare gedruckt werden. Die Auflage könne je nach Nachfrage jedoch umgehend erhöht werden, sagte Verlagssprecherin Maria Paula Munoz. Auch in Argentinien, Mexiko und Spanien werde das Werk schon bald erscheinen, allerdings bei anderen Verlagen. Über Übersetzungen in andere Sprachen war zunächst nichts bekannt. Garcia Marquez ist vor allem bekannt für seine Romane "Die Liebe in den Zeiten der Cholera" und "Hundert Jahre Einsamkeit". Diese zählen zu den herausragendsten Werken des "magischen Realismus".