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27.10.: theater und literatur aktuell +++ theater und literatur

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Nordhausen: Boxer kämpfen für Nordhäuser Theater +++ Hamburg: Elfriede Jelineks «Ulrike Maria Stuart» wird uraufgeführt +++ Schwerin: Walter Kempowski erhält Landeskulturpreis

Nordhausen: Boxer kämpfen für Nordhäuser Theater
Nordhausen (ddp-lth). Nach Künstlern setzen sich nun auch Sportler für den Erhalt des Nordhäuser Theaters ein. Unter dem Motto «Wir kämpfen für unser Theater» träten Boxer des örtlichen Sportvereins am 11. November gegen Kontrahenten aus Leverkusen an, teilte die Stadtverwaltung Nordhausen am Freitag mit. Die Boxer verzichteten auf ihre Gagen, damit ein Großteil der Eintrittgelder dem Theater gespendet werden könne. Außerdem will der örtliche Sportverein die Spende auf eine noch unbestimmte Höhe aufstocken.
Die Landesregierung in Thüringen beabsichtigt, die Landesförderung für Theater und Orchester ab 2009 um mehr als zehn Millionen Euro zu kürzen. Sollten diese Pläne umgesetzt werden, müsste das Nordhäuser Theater mit deutlich geringeren Landeszuschüssen auskommen. Neben Nordausen wären auch die Theater- und Orchesterstandorte Gotha/Suhl, Eisenach und Rudolstadt/Saalfeld betroffen.

Hamburg: Elfriede Jelineks «Ulrike Maria Stuart» wird uraufgeführt
Hamburg (ddp). Das neue Stück der Dramatikerin und Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek befasst sich mit den beiden führenden Frauen der links-terroristischen Rote Armee Fraktion (RAF) der 70er Jahre, Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin. Das Drama «Ulrike Maria Stuart» wird am Samstag am Hamburger Thalia Theater uraufgeführt. In dem Stück geht es um Frauen, die das Schicksal verbindet - ähnlich wie bei Maria Stuart und Elisabeth von England im 16. Jahrhundert, und um weibliche Macht. Während die Königinnen von Geblüt diese besaßen, hätten die RAF-Frauen Gewalt benötigt, um diese zu gewinnen, hieß es dazu vom Thalia Theater.
Ulrike Meinhof/Maria Stuart und Gudrun Ensslin/Elisabeth fechten einen Zweikampf aus. Jelinek schaffe aus der Sprache Schillers, zeitgeschichtlichen Anspielungen und Zitaten aus der Zeit des «Deutschen Herbstes» ein sprachlich dichtes Geflecht, in dem sich Erotik und Politik durchdringen, teilte das Theater mit. Auf erschreckende Weise, aber auch komisch bis ins Groteske, ringen die Rivalinnen um die Macht und den Geliebten Andreas Baader/Leicester, bis sie, wie Elfriede Jelinek schreibt, «mit sich selber den Boden aufwischen, auf dem sie nicht stehen können, denn sogar der ist ja schief, sie krallen sich an, fallen aber doch immer wieder runter und werden im Lauf der Handlung nicht reiner, sondern dreckiger.«
Das Stück war im Vorfeld von der Journalistin und Tochter von Ulrike Meinhoff, Bettina Röhl, heftig kritisiert worden. »Jelinek zerrt Meinhof als Mutter auf die Bühne und in diesem Zusammenhang auch die real lebenden Menschen in Gestalt von meiner Schwester und mir. Was Jelinek über Mutter Meinhof liefert, ist historisch, faktisch, wenn ich es so positiv als möglich ausdrücken darf, ein einziger Schmarrn«, sagte Röhl dem »Hamburger Abendblatt«.
Der Intendant des Thalia Theaters, Ulrich Khuon, hatte jede Einmischung abgelehnt. »Während des Probenprozesses können wir das Gespräch und die Auseinandersetzung über Elfriede Jelineks Text oder die Arbeit am Stück nicht öffentlich führen«, sagte er.

Schwerin: Walter Kempowski erhält Landeskulturpreis
Schwerin (ddp-nrd). Der diesjährige Landeskulturpreis geht an den Schriftsteller Walter Kempowski. Das Land würdige mit der Auszeichnung das Lebenswerk des 77-jährigen Rostockers als Chronist, Sammler und Erzähler der jüngsten deutschen Vergangenheit, teilte das Bildungsministerium am Freitag in Schwerin mit. Der Kulturpreis ist mit 10 000 Euro dotiert. Insgesamt wurden für die Auszeichnung 25 Vorschläge eingereicht. Mit dem in Höhe von 5000 Euro ausgelobten Förderpreis wird in diesem Jahr das Literaturzentrum Vorpommern im Wolfgang-Köppen-Haus in Greifswald geehrt.
Der Kulturpreis des Landes wird seit 1994 jedes Jahr vergeben. Die Entscheidung über die Preisträger des Jahres trifft der Ministerpräsident nach einer Empfehlung des Kulturbeirats des Bildungsministeriums. Der Preis ging im vergangenen Jahr an den auf Usedom und in Berlin lebende Maler Oskar Manigk. Den Förderpreis erhielt 2005 der Verein «Dorfkirchen in Not».