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27.4.: theater aktuell +++ theater

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Berlin: Stückemarkt beim Berliner Theatertreffen +++
Plauen: Premiere für Roland Schimmelpfennigs «Push up 1-3» +++
Jena: Kleists «Hermannsschlacht» am Theaterhaus +++

Berlin: Stückemarkt beim Berliner Theatertreffen
Berlin (ddp-bln). Der Begriff Heimat steht in diesem Jahr im Zentrum des Stückemarkts beim Berliner Theatertreffen (tt) vom 6. bis 22. Mai. Mehr als 500 dramatische Texte «mit neuem Zündstoff aus Europa» wurden eingereicht, davon stammten 376 aus dem deutschsprachigen Raum, sagte Festivalleiterin Iris Laufenberg am Dienstag in Berlin. Damit seien 229 Stücke mehr als noch im vergangenen Jahr eingesandt worden. Der tt Stückemarkt präsentiert insgesamt sieben der jungen Autoren und ihre Stücke in szenischen Lesungen. Sie gehen ins Rennen um den mit 5000 Euro dotierten tt Förderpreis für junge Dramatik.
Das Theatertreffen 2005 sei auch dieses Jahr wieder ein Treffen von Metropoltheatern, sagte Jurymitglied Barbara Burckhardt. «Wir sieben Juroren haben jeder etwa 90 Inszenierungen gesehen und waren auch in vielen kleineren Städten, auch im Osten». Einziges Kriterium für eine Aufführung, um zum jährlichen Theatertreffen in Berlin eingeladen zu werden, sei es, sie müsse «bemerkenswert» sein. «Es ist schade, aber die Entwicklung des Theaters konzentriert sich zunehmend auf die Metropolen wie Hamburg, Berlin, München, Zürich und Wien», beklagte Burckhardt. Das sei eine Frage des Geldes, aber es sei auch zu beobachten, dass junge Talente aus der Provinz immer schneller wegengagiert würden an die großen Häuser.
Die zehn bemerkenswertesten Theaterinszenierungen der vergangenen Monate hat die Jury aus mehr als 300 deutschsprachigen Aufführungen ausgewählt und zum Theatertreffen eingeladen. Erfolgreichste Theaterstädte sind 2005 Berlin, Hamburg, München und Zürich, die jeweils mit zwei Produktionen teilnehmen. Daneben wurden die Bühnen in Hannover und Wien je einmal eingeladen. Stefan Pucher ist als einziger Regisseur mit gleich zwei Produktionen vertreten. Neun der ausgewählten Inszenierungen werden sich in der Hauptstadt präsentieren.

Plauen: Premiere für Roland Schimmelpfennigs «Push up 1-3»
Plauen (ddp-lsc). «Push up 1-3» heißt es künftig am Theater Plauen-Zwickau. Das inzwischen auch international stark beachtete Stück des jungen deutschen Autors Roland Schimmelpfennig hat am 1. Mai auf der Kleinen Bühne Plauen Premiere. Schauspieldirektorin Claudia Nowotny, die das Ensemble zum Ende der Spielzeit verlässt, verabschiede sich mit dieser Inszenierung von den Zuschauern, teilte das Theater mit. Erstmals hingegen am Haus arbeite Annabel von Berlichingen, die für die Ausstattung verantwortlich zeichne.
In «Push up 1-3» wirft der zu den meistgespielten jungen deutschen Autoren gehörende Schimmelpfennig einen satirischen Blick in die Arbeitswelt der Karrieremenschen von heute. Im Mittelpunkt stehen die Machtkämpfe der Mitarbeiter eines expandierenden Konzerns. Sabine und Angelika, Robert und Patrizia, Hans und Frank sind die Kontrahenten. Männer wie Frauen schenken sich da nichts. Das sind drei Szenen mit faszinierenden Rededuellen, die von einem eisig-höflichen Konversationston beherrscht werden, ehe die unterdrückten Emotionen sich Bahn brechen, das sind drei Kämpfe um Sein oder Nichtsein, drei Knockouts.
Dann sind da noch die Firmenportiers Maria und Heinrich, die ein Leben in glücklicher Selbstgenügsamkeit führen und die Schimmelpfennigs Reigen von Siegern und Verlierern wie zwei gute Geister umrahmen. Sie symbolisieren das Glück, das oftmals direkt vor der Haustür liegt - oder in diesem Fall an der Pforte sitzt.
Die erste Vorstellung im Theater in der Mühle Zwickau ist für den 4. Mai geplant.
http://www.theater-plauen-zwickau.de

Jena: Kleists «Hermannsschlacht» am Theaterhaus
Jena (ddp-lth). Heinrich von Kleists Stück «Hermannsschlacht» hat am Donnerstag am Theaterhaus Jena Premiere. Das Drama um den Cherusker-Fürsten Hermann, der im Jahre 9 die zerstrittenen Germanenstämme einte und sie erfolgreich in eine Schlacht gegen die überlegenen römischen Besatzer führte, kommt in der Regie von Roger Vontobel auf die Bühne. Dafür greife er nicht nur auf das 1808 veröffentlichte Kleist-Stück zurück, sondern arbeite auch mit anderen Texten, wie Briefen des Dichters, und mit Videobildern vom einstigen Schauplatz der Schlacht, teilte die Bühne mit.
Die Jenaer Textfassung stammt vom Regisseur Vontobel, der zu Beginn der Spielzeit bereits Felicia Zellers «die stunde / des kunde» in Jena inszenierte, und der Dramaturgin Nicola Bramkamp. Die Ausstattung steuert Petra Winterer bei.
Heinrich von Kleist (1777-1811) schrieb sein Drama unter dem Eindruck der napoleonischen Herrschaft und der Zerrissenheit der deutschen Staaten. Die «Hermannsschlacht» verschwand dann lange Zeit im Giftschrank deutscher Literatur, da sie sich aufgrund der politischen Vehemenz und Kompromisslosigkeit Hermanns sowohl für links- als auch rechtsextreme Propaganda geradezu anbot.
In Zeiten von Guerillakriegen und Terrorismus erscheine das Stück erschreckend aktuell, schreibt das Theater. Beschreibe es doch die Realität des «berechtigten Befreiungskrieges» in einer schonungslosen, eindringlichen Weise.
http://www.theaterhaus-jena.de