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Reich-Ranicki: Literarisch sind Polen und Deutschland sich fremd +++ Verlegerin Monika Schoeller mit Goethe-Plakette ausgezeichnet +++ Bremer Theater mit einem Dutzend Premieren +++ Krabat tanzt auf Bautzener Bühne
Reich-Ranicki: Literarisch sind Polen und Deutschland sich fremd
Berlin (ddp). Auf literarischem Gebiet gibt es zwischen den Nachbarländern Polen und Deutschland nach Ansicht von Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki nur wenig Verbindung. "Was die polnischen Schriftsteller geschrieben haben, war den deutschen meist herzlich egal. Und andersrum ist es etwas ähnlich", sagte Reich-Ranicki der Zeitung "Die Welt" (Montagausgabe). Polens Literaten hätten sich in der Vergangenheit mehr mit der französischen Literatur beschäftigt. Paris sei "lange Zeit das Zentrum der polnischen Kultur" gewesen.
Reich-Ranicki, der in Polen geboren wurde, die Jugend in Berlin verbrachte und nach der Deportation durch die Nazis 20 Jahre in Warschau lebte, betonte, es sei "immer leichter Sympathie für ein Volk zu empfinden, zu dessen Land es keine gemeinsame Grenze gibt". Meist gebe es dann nämlich auch keine politischen Konflikte.
Auch in Deutschland sei bis heute nur der polnische Autor Jozef Korzeniowski so bekannt wie die großen englischen und französischen Romanciers, sagte der Literaturexperte. Der habe seine Bücher allerdings in englischer Sprache unter dem Pseudonym Joseph Conrad geschrieben. Der "beste Teil der polnischen Literatur" sei aber die Lyrik, betonte Reich-Ranicki. Und ausländische Lyrik sei "nirgends wirklich populär". Zumal dann nicht, wenn sie wie die polnische sehr schwer zu übersetzen sei.
Verlegerin Monika Schoeller mit Goethe-Plakette ausgezeichnet
Frankfurt/Main (ddp). Für ihre Verdienste um die Förderung der Literatur und geisteswissenschaftlicher Debatten ist die Leiterin des S. Fischer Verlages, Monika Schoeller von Holtzbrinck, am Montag mit der Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt am Main ausgezeichnet worden. Die 64-jährige Holtzbrinck-Erbin nahm die Auszeichnung im Frankfurter Römer aus den Händen von Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) entgegen.
Zur Begründung für die Ehrung hieß es, Schoeller sei eine herausragende Verlegerin und Mäzenin, die das geistige Klima der Bundesrepublik nachhaltig geprägt und einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung einer demokratischen Bürgergesellschaft geleistet habe. Mit ihrem verlegerischen Wirken habe sie zudem maßgeblich zu Frankfurts Ansehen als Literatur- und Verlagsstadt beigetragen.
Die Stadt Frankfurt vergibt die Goethe-Plakette seit 1947 ein bis zwei mal pro Jahr an Künstler, Schauspieler, Dichter, Wissenschaftler oder andere Personen des kulturellen Lebens, "die einer dem Andenken Goethes gewidmeten Ehrung würdig sind". Zu den früheren Preisträgern zählen der Psychoanalytiker und Publizist Horst-Eberhard Richter, der Jazzmusiker Albert Mangelsdorff und der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki.
Bremer Theater mit einem Dutzend Premieren
Bremen (ddp-nrd). In der kommenden Spielzeit feiern gleich ein Dutzend Neuinszenierungen Premiere am Bremer Theater. Mitte Oktober wird das Stück "Der Golem" von Gustav Meyrink und Kristo Sagor im Schauspielhaus uraufgeführt, wie das Bremer Theater am Montag mitteilte. Die Inszenierung übernimmt Andrej Woron.
Am 11. Juni 2005 feiert die Uraufführung von Johannes Kalitzkes "Inferno" im Theater am Goetheplatz Premiere. Die musikalische Leitung der Inszenierung von David Mouchtar-Samorai übernimmt Stefan Klingele. Außerdem stehen in der Spielzeit 2004/2005 unter anderem "Turandot" unter der musikalischen Leitung von Lawrence Renes, Carl Maria von Webers "Der Freischütz" in einer Inszenierung von Erik Gedeon und "Ariane et Barbe-Bleue" von Paul Dukas auf dem Programm.
Krabat tanzt auf Bautzener Bühne
Bautzen (ddp-lsc). Die Ballettoper "Krabat oder Die Erschaffung der Welt" wird am 21. Mai in Bautzen uraufgeführt. Ballett, Chor und Orchester des Sorbischen National-Ensembles bringen das Werk in der Stadthalle Krone auf die Bühne. Das Tanztheaterstück entstand nach Jurij Brezans Roman "Krabat oder Die Verwandlung der Welt" und nach Texten aus der Bibel, wie die Ensembleleitung am Montag mitteilte. Die Idee und das Szenario stammen von Intendant Wolfgang Rögner. Die Musik schrieb der Münchner Komponist Enjott Schneider, der zuletzt mit der in Görlitz uraufgeführten Oper "Bahnwärter Thiel" einen Erfolg landete.
Der sorbische Schriftsteller Jurij Brezan hat die Geschichte der Sagengestalt Krabat in seinem Werk literarisch aufgearbeitet. Auf Grund des Umfangs und der inneren Vielschichtigkeit sei es nicht möglich gewesen, die gesamte Vorlage in der Ballettoper szenisch umzusetzen. In sieben voneinander unabhängigen Bildern soll die Auseinandersetzung von Krabat mit seinem Gegenspieler Wolf Reissenberg dargestellt werden.
http://www.sne-gmbh.com