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Shakespeare im Schloss - Ein Sommernachtstraum in Ammelshain +++ Uraufführung von Fassbinders "Satansbraten" +++ Lesungen, Vorträge und Ausstellungen erinnern an Hermann Hesse
Shakespeare im Schloss - Ein Sommernachtstraum in Ammelshain
Ammelshain (ddp-lsc). Der Schlosshof von Ammelshain bei Leipzig wird am 10. Juni zur Bühne für William Shakespeares "A Midsummer Night\'s Dream" (Ein Sommernachtstraum). Die American Drama Group Europe führt die populäre Komödie nach Angaben der Veranstalter im Rahmen ihrer Castle Tour auf, die das Ensemble in Baudenkmäler in Österreich, den Niederlanden, Norwegen, der Schweiz, Luxemburg, Italien und Deutschland führt. Die Schauspieltruppe verspricht, Shakespeare so zu präsentieren "wie er ist", ohne Interpretationen, die die das Originals "vernebeln".
In den vergangenen Jahren gastierte die American Drama Group Europe bereits mit Aldous Huxleys "Brave New World" (Schöne neue Welt), Oscar Wildes "The Picture of Dorian Gray" (Das Bildnis des Dorian Gray) sowie Shakespeares "Macbeth" im Schlosshof von Ammelshaim. Zusammen mit musikalischen Darbietungen bei den Weihnachtsmärkten sollen die Theateraufführungen das Schloss zu einem "kulturellen Zentrum der Region" machen. Karten sind bei der Naunhofer Kulturwerkstadt erhältlich und kosten 15 Euro. Schüler und Studenten zahlen 7 Euro.
www.americandramagroup.com
Uraufführung von Fassbinders "Satansbraten"
Bremen (ddp-nrd). Das Junge Theater Bremen hat sich zu seinem zehnjährigen Bestehen an ein ungewöhnliches und fast vergessenes Stück herangewagt. In einer Uraufführung zeigten die jungen Theatermacher am Freitagabend Rainer Werner Fassbinders Stück "Satansbraten", das bislang nur als Film zu sehen war. Der grotesk-schrille Film über einen pervers-grausamen Literaten hatte 1976 sehr unterschiedliche Reaktionen beim Publikum hervorgerufen. "Satansbraten" gilt als der radikalste aller Fassbinder-Filme. Der vor 20 Jahren verstorbene Künstler legte es darauf an, mit der Horror-Komödie sein Publikum zu provozieren. In Bremen zeigten sich die Zuschauer begeistert. Sie quittierten die gut zweistündige Aufführung mit lang anhaltendem Applaus.
Die von Carsten Werner und Anke Thiessen inszenierte Story erzählt von absurden Beziehungsstrukturen, die von Abhängigkeit, Macht und Geld geprägt sind. Themen, die auch 26 Jahre nach Entstehung von Fassbinders Film von großer Aktualität sind, sagt Werner. Werner und Thiessen ist es gelungen, Fassbinders "Satansbraten" einerseits fast textgetreu, anderseits auch mit eigener Handschrift auf die Bühne zu bringen.
Gezeigt wird der alltägliche Faschismus des Literaten Walter Kranz (grandios gespielt von Frank Meyer) gegenüber seinen Mitmenschen, der sich zu höherem Berufen fühlt und mordet, ohne mit der Wimper zu zucken. Er genießt es, Macht über andere ausüben zu können. Allein das Geld fehlt zu seinem Glück, da er wegen einer Schaffenskrise seit zwei Jahren keine Zeile mehr zu Papier gebracht hat. Das Geld nimmt sich Kranz aber hemmungslos, wo er es kriegen kann: Er leiht es sich von Freunden, ohne es zurückzugeben, nötigt es seinen Eltern ab, presst es der Prostituierten Lana (Anja Wedig) ab und nimmt es von seiner glühenden Verehrerin Andrée (Regine Fritschi). Auch erschießt er seine reiche Geliebte Irmgart von Witzleben, die ihm freiwillig immer ihr ganzes Geld gegeben hat.
Franz wird schließlich größenwahnsinnig, hält sich für den Dichter Stefan George. Die Ersparnisse seiner Verehrerin erlauben es ihm, Menschen zu engagieren, die gegen Bezahlung den bewundernden Kreis von Jüngern abgeben. Ohne Geld macht seine Verehrerin bis zur absoluten Selbsterniedrigung alles für den Literaten. Wie ein Hündchen dressiert er sie mit einer Peitsche und einer Zigarre, einmal schickt er sie in den Keller und lässt sie von seinem Bruder vergewaltigen. Ein anderes Mal schickt er sie in die Kälte hinaus und befiehlt ihr, stundenlang umherzugehen, bis sie sterbenskrank ist. So wie alle anderen Menschen um Franz herum, leidet sie gerne für ihn.
Schließlich stirbt seine Ehefrau Luise (Stefanie Frauwallner) an einer schmerzhaften Magenkrankheit. Zunächst scheint es, dass Franz bei der Todesnachricht zum ersten Mal bewegt ist. Doch es ist nur gespielt: Kurz darauf ist er cool wie immer. Den Mord an Irmgart von Witzleben versucht er am Ende seinen schwachsinnigen Bruder Ernst (Denis Fischer) in die Schuhe zu schieben. Doch Ernst schießt ihn nieder und am Ende kommen alle Toten und Lebenden noch einmal zu einer versöhnlichen Party zusammen.
Das Bühnenbild von Denis Fischer erlaubt den Darstellenden, immer präsent zu sein und die Zuschauer an allen Geschehnissen teil haben zu lassen. Drei offene Zimmer, eines mit New-York-Fototapete inklusive Zwillingstürmen, sind nebeneinander aufgebaut, in der abwechselnd oder zeitgleich gespielt wird. Der Raum davor wird ebenfalls genutzt: Sofas, Planschbecken und Herd sind auf gleicher Ebene zum Publikum. Auch sonst sucht das Ensemble die Nähe zum Zuschauer, bittet einige mit auf die Bühne. Ein Schachzug, der die Trennlinie von Bühne und Zuschauerraum fließend macht.
Janet Binder
(Internet: www.JungesTheater.de)
Lesungen, Vorträge und Ausstellungen erinnern an Hermann Hesse
Berlin (ddp-bln). Eine Vielzahl von Veranstaltungen ist in den nächsten Monaten in Berlin des vor 125 Jahren geborenen Schriftstellers Hermann Hesse gewidmet. Anlässlich des Jubiläums präsentiert dessen Geburtsstadt Calw (Baden-Württemberg) in der Bundeshauptstadt Lesungen, Vorträge, Ausstellungen und Filme. Hesse ist der weltweit meist gelesene deutschsprachige Autor.
Insgesamt sechs Vorträge laden zur Auseinandersetzung mit Hesses Werk ein. Zum Auftakt spricht ein indischer Wissenschaftler am Donnerstag im Kulturforum am Potsdamer Platz über das Thema "Hermann Hesse - Siddhartha in Kerala". Im Juni wird das Buch "Mein Hermann Hesse - Eine Hommage" im Literaturhaus Berlin vorgestellt, in dem zeitgenössische Schriftsteller ihr persönliches Verhältnis zu Hesse beschreiben. Außerdem ist im Kulturforum eine Ausstellung unter dem Motto "WeltFlechtWerk - Die Einheit hinter den Gegensätzen" zu sehen. Begleitend zur Schau wird am 25. Juni vor dem Gebäude die Verfilmung von Hesses "Siddhartha" gezeigt.
Alle Veranstaltungen beginnen um 19.00 Uhr. Der Eintritt kostet jeweils fünf Euro. Karten sind an den Abendkassen erhältlich.