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Bayreuth: Festspiele letztmals unter Leitung Wolfgang Wagners +++ Bayreuth: Wiederaufnahme von «Tristan und Isolde» +++ Leipzig: Musiksommer-Konzert an Bachs Todestag
Bayreuth: Festspiele letztmals unter Leitung Wolfgang Wagners
Bayreuth (ddp). Mit einer Neuinszenierung von Richard Wagners Spätwerk «Parsifal» in der Regie des jungen Norwegers Stefan Herheim haben am Freitag die 97. Bayreuther Festspiele begonnen. Am Nachmittag waren viele Prominente aus Politik und Unterhaltung, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Bayerns Ministerpräsident Günter Beckstein (CSU), FDP-Chef Guido Westerwelle, Schauspielerin Michaela May und Entertainer Thomas Gottschalk auf dem Grünen Hügel von Festspielleiter Wolfgang Wagner empfangen worden. Für den 88-Jährigen sind es nach 57 Jahren die letzten Festspiele unter seiner Leitung. Seine Tochter Katharina, die ebenfalls die Gäste am Roten Teppich empfing, gilt gemeinsam mit ihrer Halbschwester Eva als seine mögliche Nachfolgerin.
Das Publikum quittierte die Aufführung nach dem zweiten Aufzug des «Parsifal» mit großem Beifall, einzeln waren aber auch Buh-Rufe zu hören. Der 38-jährige Wahlberliner Herheim inszenierte Wagners Bühnenweihfestspiel als Reise der Familie Wagner durch die Zeit, als Geschichte starker, dominanter Mütter und verführter Söhne. Als die Figur der Winifred Wagner auf der Bühne im Haus Wahnfried die nationalsozialistischen Fahnen aufziehen lässt, kommt es im Publikum spontan zu lautstarken Missfallensbekundungen.
Bis 28. August stehen neben dem «Parsifal» die Wiederaufnahme von «Tristan und Isolde», den «Meistersingern von Nürnberg» und des «Rings des Nibelungen» auf dem Programm. Für die knapp 54 000 Karten der 28 öffentlichen Aufführungen gingen fast eine halbe Million Bestellungen ein. Erfüllt werden konnten somit nur gut elf Prozent der Kartenwünsche. Erstmals wird es am Sonntag die Live-Übertragung einer Festivalaufführung kostenlos auf den Bayreuther Festplatz geben. Für 49 Euro lässt sich die Aufführung zudem im Internet verfolgen.
Seit der Uraufführung des «Parsifal» 1882 ist die Herheim-Inszenierung die neunte Fassung des Werkes bei den Bayreuther Festspielen. Zuletzt war das Stück dort in einer umstrittenen Regie von Christoph Schlingensief zu sehen.
Der 88-jährige Prinzipal Wolfgang Wagner hatte nach langem Tauziehen um die Nachfolge seinen Rücktritt «spätestens zum 31. August 2008», einen Tag nach seinem 89. Geburtstag, angekündigt. Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) würdigte die Lebensleistung Wagners. «In über fünf Jahrzehnten hat er als Intendant und Regisseur die Bayreuther Festspiele, aber auch die Opernwelt insgesamt geprägt», sagte Neumann. Sein Wort von der «Werkstatt Bayreuth» stehe für den erfolgreichen Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg. «Mit seinem Wirken hat sich Wolfgang Wagner um eine einzigartige Kultureinrichtung mit weltweiter Ausstrahlung verdient gemacht. Dafür gilt ihm Dank und höchste Anerkennung», fügte Neumann hinzu.
Bayreuth: Wiederaufnahme von «Tristan und Isolde»
Am Samstag ist die Wiederaufnahme von Richard Wagners Oper «Tristan und Isolde» in der Regie von Christoph Marthaler gefeiert worden. Es ist nach der Premiere 2005 das zweite Aufführungsjahr für Wagners großes Liebesdrama «Tristan». Die Sänger wurden für ihre gesanglichen Höhepunkte mit großem Beifall bedacht. Trotz gesundheitlicher Probleme begeisterte Irene Theorin als Isolde das Publikum, das wiederum bis zu zehn Jahre auf seine Karten für das berühmteste Opernfestival der Welt gewartet hatte. In diesem Jahr stand Peter Schneider am Dirigentenpult.
In der Hauptrolle war erneut Robert Dean Smith zu erleben. Der 52-jährige amerikanische Tenor hatte seine Karriere einst als lyrischer Bariton begonnen, wechselte dann aber ins Tenorfach. Die in den vorherigen Aufführungen stürmisch umjubelte Nina Stemme als Isolde war in diesem Jahr nicht mit von der Partie. Die Rolle wurde von der schwedischen Sopranistin Theorin verkörpert, die für ihre hochdramatische Wagnerstimme, die am Samstag leider an großer Textunverständlichkeit litt, an vielen Opernhäusern bekannt ist. In der Rolle des König Marke glänzte Robert Holl, der mit jedem Wort zu verstehen war. Das galt allerdings nicht für Michelle Breedt als Brangäne.
Auf Anna Viehbrocks Bühne im Stil der 50er Jahre wurde ein öder Saal zum Einheits-Bühnenraum. Zunächst stellte er den Salon eines Passagierdampfers dar, auf dem Isolde zu Bräutigam Marke gebracht wird. Später wird der Raum zum Sanatorium, in dem Tristan schließlich stirbt. Starr und emotionslos lässt Regisseur Marthaler die beiden unglücklich Liebenden agieren, eine körperliche Zuwendung der beiden gibt es nicht.
Leipzig: Musiksommer-Konzert an Bachs Todestag
Leipzig (ddp-lsc). Die MDR Musiksommer-Reihe «Johann Sebastian Bach und seine Städte» endet am Montag (27.7.) mit einem Konzert in der Leipziger Thomaskirche. Zum 258. Todestag des Barockkomponisten wird das Ensemble «Concerto Cöln» unter der Leitung von Thomaskantor Christoph Biller die «Köthener Trauermusik» aufführen, wie der MDR in Leipzig mitteilte. Das Stück war erstmals 1729 aus Anlass einer Gedächtnispredigt für Fürst Leopold von Anhalt-Köthen zu hören. Zum Abschlusskonzert am Montag erklingt die rekonstruierte Fassung aus dem Jahr 2000.