Body
Bremen: Insolventes Waldau-Theater hat neuen Betreiber +++ Avignon: Theaterfestival hat sich in diesem Jahr erholt+++ Frankfurt nimmt salvadorianischen Schriftsteller Moya auf
Bremen: Insolventes Waldau-Theater hat neuen Betreiber
Bremen (ddp). Das insolvente Waldau-Theater hat einen neuen Betreiber. Ab 1. Oktober übernehmen die ehemaligen Waldau-Schauspieler Susanne und Klaus Marth die Regie von Bremens zweitgrößter Spielstätte, wie die beiden am Dienstag ankündigten. Künftig soll das Volkstheater «Marth\'s (im Waldau-Theater)» heißen. Die erste Premiere ist für den 28. Oktober geplant. Mit «Die Schatzinsel» soll die Tradition der erfolgreichen Weihnachtsmärchen fortgesetzt werden.
Für die Spielzeit 2004/2005 sind insgesamt zwei Weihnachtsmärchen und vier Abendstücke vorgesehen, darunter der niederdeutsche Klassiker «Mudder Mews». Später sollen wieder 40 Prozent der Produktionen auf Plattdeutsch sein. «Marth\'s-Productions» will zunächst ohne öffentliche Zuschüsse auskommen. «Handwerklich gutes und unterhaltsames Theater muss nicht viel Geld kosten», betonte Klaus Marth. Zunächst werde mit rund zehn Schauspielern auf Honorarbasis sowie wenigen Technikern und Verwaltungskräften begonnen.
Das Waldau-Theater hatte im Februar beim Bremer Amtsgericht Insolvenzantrag gestellt, nachdem das Kulturressort seine Subventionen eingestellt hatte.
Avignon: Theaterfestival hat sich in diesem Jahr erholt
Das Theaterfestival von Avignon hat sich wider Erwarten von seiner Absage im vergangenen Jahr sehr gut erholt. "Von den 128.000 Plätzen haben wir mehr als 100.000 verkauft. Wir können sagen, dass das Festival ein Erfolg war", erklärte Hortense Archambault, die zusammen mit Vincent Baudriller in diesem Jahr erstmals für die Leitung des größten Theaterfestivals verantwortlich war, in dessen Mittelpunkt das deutsche Theater stand.
Ein etwas unerwarteter Erfolg, denn der Kartenverkauf des Festivals, das heute zu Ende geht, lief nur schleppend an. Groß war die Angst vor einer erneuten Annullierung des Festivals, das im vergangenen Jahr wegen des Konflikts der technischen und künstlerischen Saisonarbeiter ins Wasser fiel.
"Avignon lebt wieder", schrieb denn auch am vergangenen Wochenende die französische Tageszeitung "Libération".
Doch diese Tatsache scheint nur für das traditionelle Festival zuzutreffen, das dieses Jahr rund 40 Aufführungen anbot. Denn das 1982 gegründete Festival "Off", auf dessen Programm in den vergangenen Jahren über 560 Theatergruppen standen, zählte dieses Jahr rund 100 Gruppen weniger.
"Wir leiden unter dem Ausfallen des Festivals von 2003. Außerdem haben wir 20 Prozent weniger Einnahmen", erklärte die Leitung des Festivals "Off", zu dem viele kleine Theatergruppen gehören, die sowie so schon ums Überleben kämpfen.
Das 58. Theaterfestival war nicht ohne Risiko. Die neue Leitung stand nach dieser Krise nicht nur vor einem Neubeginn, sondern brachte auch frischen Schwung in die 1946 gegründete Veranstaltung. So fand die Eröffnung vor ungefähr drei Wochen nicht mit einer großen Aufführung im berühmten Ehrenhof des Papstpalastes statt, sondern mit einem kostenlosen Video-Straßentheater.
Quelle: orf.at
Frankfurt nimmt salvadorianischen Schriftsteller Moya auf
Frankfurt/Main (ddp). Die Stadt Frankfurt und die Frankfurter Buchmesse nehmen den salvadorianischen Schriftsteller Horacio Castellanos Moya im Rahmen ihres Programms «Stadt der Zuflucht» in der Mainmetropole auf. Der 1957 in Honduras geborene Castellanos Moya ist der dritte Autor, der damit Zuflucht in der Stadt findet, wie die Buchmesse am Dienstag mitteilte. Er soll bereits am Mittwoch in Frankfurt eintreffen.
Die Stadt hatte sich den Angaben zufolge 1998 mit Unterstützung der Buchmesse einem Netzwerk von Städten, die Zuflucht bieten, angeschlossen. Ins Leben gerufen habe dieses Netzwerk das Internationale Schriftstellerparlament, dessen Gründungspräsident der selber bedrohte Salman Rushdie war. Frankfurt hatte bislang den iranischen Autor Faradsch Sarkuhi und den Weißrussen Vasil Bykov aufgenommen.
Castellanos Moya floh 1981 vor dem Bürgerkrieg in seiner Heimat nach Mexiko, wo seine literarische Tätigkeit begann. 1989 erschien sein erster Roman «La Diaspora». Mit seinem Werk hat er sich nach Auskunft der Buchmesse auch Feinde gemacht. So habe seine Mutter nach einer kritischen Novelle Morddrohungen erhalten. Der Autor selbst kehre deswegen nicht mehr in seine Heimat zurück und verdiene sich seinen Lebensunterhalt mit journalistischer Arbeit.
In Frankfurt will Castellanos Moya an einem neuen Roman arbeiten, der am Beispiel zweier Familien die Geschichte El Salvadors in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nachzeichnen soll. Außerdem plane der Autor eine Aphorismensammlung, hieß es weiter.