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Habsburg-Ausstellung zeigt Zittauer Fastentuch nur als Kopie +++ Politologe Ritter fordert langfristige Lösungen bei Beutekust +++ Ring-Ausstellung zur Backsteingotik in norddeutschen Städten eröffnet
Habsburg-Ausstellung zeigt Zittauer Fastentuch nur als Kopie
Zittau (ddp). Das Kleine Zittauer Fastentuch von 1573 kann in der am 4. Mai in der ostsächsischen Stadt Zittau beginnenden Habsburg-Ausstellung lediglich als Kopie gezeigt werden. Die sechsmonatige Präsentation des Originals im Heffterbau wäre zu teuer gewesen, sagte der Direktor der Städtischen Museen in Zittau, Volker Dudeck. Der Bilderteppich, von dem es in dieser Art weltweit nur noch fünf gibt, hätte nur in einer klimatisierten Vitrine angemessen geschützt werden können. Nach Ende der internationalen Schau am 3. November werde in Ruhe über einen geeigneten Ort nachgedacht, an dem die etwa 14 Quadratmeter große Leinwand künftig dauerhaft zugänglich sein soll, versprach Dudeck.
Die Ausstellung "Welt - Macht - Geist" soll die Zeit zwischen 1526 und 1635 beleuchten, als die Oberlausitz unter Landesherrschaft des Hauses Habsburg stand. Die Veranstalter waren bis vor wenigen Wochen davon ausgegangen, dass auch das in Deutschland einzigartige Fastentuch im Original zu sehen sein wird. In Abstimmung mit Experten habe sich die Museumsleitung letztlich jedoch dagegen entschieden. Von dem kostbaren Stück, das die Passionsgeschichte Christi darstellt, werde im Zittauer Heffterbau nun eine verkleinerte Stoffkopie gezeigt. In der bis 3. November dauernden Ausstellung soll das sakrale Kunstwerk die Glaubensspaltung in der Oberlausitz belegen.
Das Kleine Fastentuch hing in der Fastenzeit wahrscheinlich vor dem Hochaltar der Zittauer Johanniskirche. 1994 war die stark verschmutzte Leinwand im schweizerischen Riggisberg gereinigt worden. Zudem besitzt Zittau auch ein Großes Fastentuch, das ebenfalls bundesweit einmalig ist. Der Bilderteppich von 1472 ist seit Juni 1999 in der Museumskirche zum Heiligen Kreuz ausgestellt.
Politologe Waldemar Ritter fordert langfristige Lösungen bei Beutekust
Bonn (ddp). Für langfristige Lösungen bei der Rückführung so genannter Beutekunst setzt sich der Bonner Politologe Waldemar Ritter ein. Er gehe davon aus, dass sich noch über eine Million Kunstwerke, Museumsgüter und private Sammlungen, 4,6 Millionen Bücher und mindestens drei Kilometer Archivalien in Russland befinden, sagte Ritter in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur ddp. Diese Bestände waren nach dem Krieg aus der sowjetisch besetzten Zone - den heutigen neuen Ländern - und aus Berlin in die damalige Sowjetunion gebracht worden.
Es gehe dabei um einen "unersetzlichen Teil" des deutschen Kulturerbes, betonte Ritter, der über 20 Jahre für die innerdeutsche Kulturpolitik des Bundes verantwortlich und bis 1997 Koordinator des Bundes für die internationalen Rückführungsverhandlungen kriegsbedingt verlagerter Kulturgüter war. "Es sind einzigartige Zeugnisse deutscher Kulturgeschichte und vergangener Hochkulturen, die in deutschen Museen ihren bleibenden Platz gefunden hatten", unterstrich er.
Es sei ein richtiger Ansatz, was der russische Präsident Wladimir Putin bei den jüngsten deutsch-russischen Gesprächen in Weimar als "Hauptaufgabe" formuliert habe - nämlich die Möglichkeit, "die Kunstschätze zu genießen". Dies sei am besten möglich, "wenn Dürer, Cranach, Holbein und Liebermann wieder zurück in Deutschland wären", sagte Ritter, "die Rüstkammer der Wartburg wieder zu Hause in Eisenach und die Gutenbergbibel wieder zurück in Leipzig". Ritter betonte, die Kunstschätze hätten in Deutschland eine ganz andere Bedeutung, als dies je in den Depots Russlands möglich sei.
Grundlage der Verhandlungen beider Seiten müsse das Völkerrecht sein. Dies regle, dass kriegsbedingt verbrachte Kulturgüter an ihren Eigentümer zurückzugeben sind. "Im übrigen hatten die Sowjetunion und der damalige Staatschef Nikita Chruschtschow schon 1958 gegenüber der DDR-Regierung und der SED erklärt, dass die aus der Sowjetischen Besatzungszone und Berlin weggeführten Kunstschätze sich nur zur \'Sicherung\' und \'zeitweiligen Aufbewahrung\' in der Sowjetunion befinden", sagte Ritter.
Nach Kriegsende seien von der Roten Armee mindestens 3 116 910 Kunstschätze, über fünf Millionen Bücher und drei Kilometer wertvolle Archivalien in die Sowjetunion transportiert worden. 1 124 529 Kunstwerke, Museumsgüter und Sammlungen, 4,6 Millionen Bücher und 174 000 Archivalieneinheiten befänden sich nach sowjetischen Unterlagen noch heute in russischen Depots, sagte Ritter. Diese Zahlen gingen aus einem Dokument des ZK der KPdSU aus dem Jahre 1957 hervor, das Ritter nach eigenen Angaben in seinem Buch "Kulturerbe als Beute?" 1997 erstmals veröffentlicht hatte.
Ring-Ausstellung zur Backsteingotik in norddeutschen Städten eröffnet
Greifswald (ddp-nrd). Quer durch Norddeutschland führen seit dem Wochenende "Wege zur Backsteingotik". In einem Ausstellungsbund präsentieren fünf Hansestädte gleichzeitig verschiedene Aspekte der Backsteinarchitektur. Unter dem Motto "Gebrannte Größe" öffnen sie die Tore ihrer architektonischen Denkmale, die von der Blüte des Wirtschaftsbündnisses im 13. Jahrhundert zeugen. In Greifswald, Lübeck, Wismar, Stralsund und Rostock fiel gleichzeitig der Startschuss für die bisher größte, bis 3. November dauernde gemeinsame Kunstpräsentation Norddeutschlands.
Mit den Ausstellungen solle der Geist der Hansezeit neu belebt werden, sagte Ministerpräsident Harald Ringstorff (SPD) zur Eröffnung in Greifswald. Für ihn verbinde sich die Ausstellung mit der Vision von einem prosperierenden Ostseeraum. Auch Schleswig-Holsteins Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) würdigte in Lübeck und Wismar das Zusammenwirken bei der Gestaltung des Themas als "etwas Besonderes". Damit werde das Jahrhunderte alte Band der Hanse rund um die Ostsee wieder aufgenommen und präsentiere einem breiten Publikum gemeinsame Geschichte. Simonis dankte auch besonders den Förderern und Sponsoren der Ausstellung. In Zeiten knapper Mittel und schwankender Konjunktur sei diese Großzügigkeit nicht mehr selbstverständlich, sagte die Landeschefin.
Die bis heute imposanten Bauten aus dem roten Stein stehen für den wirtschaftlichen Aufschwung der Hansezeit. Mangels anderen Baumaterials wurden damals Ziegel aus Tonerde "gebacken". Die beteiligten Hansestädte widmen sich mit ihren Ausstellungen jeweils einem anderen thematischen Schwerpunkt. So beleuchten die Veranstaltungen in Wismar den Zusammenhang der Backsteingotik mit Handwerk und Technik, in Greifswald mit Religion und Glaube. Das maritime Element bestimmt die Schau im Stralsund, die Ornamentik in Rostock. Die Ausstellung im Lübecker Holstentor-Museum widmet sich den weltweit tätigen Kaufleuten.
Der Landestourismusverband erhofft sich von der Ausstellung einen zusätzlichen Besucherstrom an die Küste. Auf drei Reiserouten wird über mehr als 200 Backsteinkirchen im Ostseeraum informiert. Der erhoffte Bildungstourismus soll auch der Erhaltung der Backsteinbauten dienen. Mit dem Erwerb von CD-ROM, Katalog und weitere Publikationen der Deutschen Stiftung Denkmalschutz unterstützt der Besucher die künftige Restaurierung der Backsteinbauten. So fließen von den zehn Euro für den "Pass zur Backsteingotik", der den Eintritt zu den Ausstellungsstätten um 40 Prozent ermäßigt, zwei Euro an die Stiftung.
(Internet: www.wege-zur-backsteingotik.de)