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Leipzig: Gewandhaus feiert 225. Saison und25 Jahre Konzertsaal +++ Bochum: «Die Soldaten» feiert am 5. Oktober bei RuhrTriennale Premiere +++ Heringsdorf: 13-jähriges Wunderkind spielt beim Usedomer Musikfestival +++ Berlin: Grips-Theater plant Huxley-Musical «Schöne neue Welt»
Leipzig: Gewandhaus feiert 225. Saison und25 Jahre Konzertsaal
Leipzig (ddp-lsc). In seiner 225. Saison gibt sich das Leipziger Gewandhaus jung und will zu seinen Wurzeln zurück. Gegründet als eines der wenigen bürgerlichen Orchester im Gegensatz zu den früher sonst üblicherweise fürstlichen Klangkörpern, will das Gewandhaus den Mittelstand wieder enger an sich binden, kündigt Direktor Andreas Schulz an. Ein eigenes Sponsorenprogramm soll so zusätzliches Geld in die Kasse bringen.
Am 25. November 1781 erklang das erste Konzert des Gewandhauses im heutigen Städtischen Kaufhaus. 1884 zog das Orchester in einen Neubau mit 1700 Plätzen ins Musikerviertel um, im Zweiten Weltkrieg wurde es schwer beschädigt und 1968 endgültig abgerissen. Nach Jahren im Interim in der Kongresshalle am Zoo wurde 1981 das neue Gewandhaus, der einzige Konzertsaal-Neubau der DDR, am damaligen Karl-Marx-Platz errichtet. Das Eröffnungskonzert dirigierte Kurt Masur am 8. Oktober 1981. Im Oktober und November feiert das Haus sein Doppeljubiläum: 225. Saison und 25 Jahre Konzertsaal-Neubau am heutigen Augustusplatz. Das Jubiläums-Konzert des London Philharmonic Orchestras unter Leitung des ehemaligen Leipziger Kapellmeisters Kurt Masur ist bereits ausverkauft.
Künftig wolle man sich vermehrt auch um kleine Unternehmen kümmern und sie als Sponsor gewinnen, sagt Gewandhaus-Direktor Schulz. Dabei denke er vor allem auch an Firmen mit bis zu 20 Mitarbeitern, die sich über das Gewandhaus präsentieren sollen. In dem speziell gegründeten Sponsoren-Club wolle man insgesamt 49 Partner aufnehmen, die mit Summen zwischen 5000 und 350 000 Euro pro Saison das Gewandhaus unterstützen könnten, erläutert Schulz. Rund die Hälfte habe man bereits beisammen.
Das Sponsorengeschäft werde auch für das Gewandhaus immer wichtiger. Vor rund drei Jahren habe das Orchester auf diese Weise rund 300 000 Euro eingenommen, heute seien es bereits 800 000 Euro, sagte Schulz. Dieses gute Ergebnis trage auch dazu bei, dass der Haushalt des Gewandhauses gut dastehe. Seit Jahren schon erwirtschafte man 51 Prozent des rund 20 Millionen Euro umfassenden Budgets selbst.
Eine entscheidende Rolle beim Bau des neuen Konzerthauses spielte der damalige Kapellmeister Kurt Masur. Bereits Ende der 60er Jahre habe er einen angemessenen Ort für das Orchester gefordert, erinnert sich heute Verwaltungsdirektor Volker Stiehler. «Masur machte seinen Verbleib im Gewandhaus von dem Neubau abhängig.» Nur so hätte sich das Orchester weiter entwickeln können.
Nach der Wende wuchsen die Sorgen um die Entwicklung des Gewandhauses wieder. «Das Orchester war plötzlich auf dem freien Markt und unsere Musiker verdienten nur 65 Prozent von dem, was sie im Westen bekommen hätten», verdeutlicht Stiehler das Problem. Dennoch seien alle Mitglieder des Gewandhaus-Orchesters in Leipzig geblieben. «Sie waren alle stolz auf das Erreichte.»
Und das seien die Musiker auch heute noch. Als vor Jahren am Ort des ehemaligen zweiten Gewandhauses im Musikerviertel die Universität ihr neues Geisteswissenschaftliches Zentrum errichtete, hätten sich zahlreiche Musiker aus der Baugrube Steine als Erinnerung mitgenommen. «Und ich weiß, dass diese Steine heute viele Wohnzimmer zieren», sagt Schulz.
Matthias Hasberg und Thomas Ruscher
Bochum: «Die Soldaten» feiert am 5. Oktober bei RuhrTriennale Premiere
Bochum (ddp). In der Bochumer Jahrhunderthalle hat am 5. Oktober die bislang aufwändigste Inszenierung der RuhrTriennale Premiere. Unter der Regie von David Pountney wird in der ehemaligen Industriehalle die Oper «Die Soldaten» von Bernd Alois Zimmermann gezeigt. Bei der Inszenierung sitzen die bis zu 900 Zuschauer auf einer mobilen Bühne und werden von einer Szene zur nächsten hin- und hergefahren. Dadurch gebe es eine besondere Nähe zwischen dem Publikum und den Akteuren, sagte Regisseur Pountney am Mittwoch in Bochum.
«Die Soldaten» von Zimmermann wurde 1965 in Köln uraufgeführt. Wegen ihrer schwierigen Dramaturgie und aufwändigen Orchestrierung galt die Oper lange als unspielbar. «Mit der Jahrhunderthalle haben wir aber jetzt den perfekten Saal für diese große Inszenierung gefunden», sagte der Generalmusikdirektor der Bochumer Symphoniker, Steven Sloane, der für die musikalische Leitung zuständig ist.
Die Oper in vier Akten entstand nach dem gleichnamigen Schauspiel von Jakob Michael Reinhold Lenz um 1775. Lenz erzählt in seinem Schauspiel vom Schicksal einer jungen Frau, die in die Welt der Soldaten gerät und als Prostituierte endet. In der Bochumer Fassung wird die Handlung allerdings an den Anfang des 20. Jahrhunderts verlegt.
Heringsdorf: 13-jähriges Wunderkind spielt beim Usedomer Musikfestival
Heringsdorf/Schwerin (ddp). Der erst 13-jährige schwedische Geiger Philip Zuckerman tritt am Freitagabend beim Usedomer Musikfestival gemeinsam mit der Mecklenburgischen Staatskapelle Schwerin auf. Zuckerman gelte als eines der aufstrebenden Talente in Schweden, sagte eine Sprecherin des Mecklenburgischen Staatstheaters am Mittwoch in Schwerin. Er gastierte bereits auf Musikfestivals in den USA, Italien und in seinem Heimatland Schweden. Unter anderem werde der 13-Jährige beim 13. Usedomer Musikfestival sein Können bei Mozarts D-Dur Violinkonzert unter Beweis stellen.
Das 13. Usedomer Musikfestival, das in diesem Jahr unter dem Motto «Usedom wird schwedisch» steht, begann am vergangenen Freitag in Heringsdorf mit der Uraufführung des Auftragswerks «For Usedom...» des schwedischen Komponisten Jan Sandström. Bis zum 16. Oktober stehen mehr als 30 Veranstaltungen auf dem Programm, das auf Schweden abgestimmt ist und die wichtigsten Musikrichtungen des Landes präsentieren soll. Das Konzept des seit 1994 bestehenden Festivals beinhaltet, die Musikkultur der Ostseeanrainerstaaten vorzustellen.
Am Abschlusskonzert im Kraftwerk des Museums von Peenemünde nimmt auch Königin Silvia von Schweden teil. Der Erlös dieser Benefizveranstaltung kommt der World Childhood Foundation, die von der Königin gegründet wurde, zugute.
Berlin: Grips-Theater plant Huxley-Musical «Schöne neue Welt»
Berlin (ddp). Das Berliner Grips-Theater bringt Aldous Huxleys Roman «Schöne neue Welt» als Musical auf die Bühne. Der Komponist und Musiker Achim Gieseler habe 1998 die nicht-englischsprachigen Weltrechte für eine Bühnenaufführung des Romans von 1932 übertragen bekommen und für die Dramatisierung den Autor Volker Ludwig gewinnen können, teilte das Theater am Mittwoch mit. Uraufführung der Bühnenversion ist am 2. November.
Der Roman ist eine Vision andauernden Glücks von Gesundheit, Liebe, Luxus, Schönheit und Jugend. Huxley beschreibt eine Gesellschaft, in der «Stabilität, Frieden und Freiheit» durch Konditionierung des Einzelnen, das Fehlen von tieferen Gefühlen und die Beschränkung von Religion und Kultur gewährleistet werden soll.
Huxley (1894-1963) selbst hatte nach seinem Roman eine «Musical comedy» entworfen, die allerdings nie aufgeführt wurde. Die Regie für die Berliner Uraufführung hat Matthias Davids übernommen, für die Dramaturgie sind Georg Kistner und Fabian Scheidler verantwortlich.