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München: Zwei Bauentwürfe für Sammlung Brandhorst ? Entscheidung vertagt +++ Schlangen bei Van Gogh - Mehr als 87 000 Besucher sahen Ausstellung +++ Aachener Ludwig Forum präsentiert sich neu
München: Zwei Bauentwürfe für Sammlung Brandhorst ? Entscheidung vertagt
München (ddp-bay). Die Jury des europaweit ausgeschriebenen Architekturwettbewerbs um das neue Brandhorst-Museum hat es nicht leicht. Schon zum zweiten Mal wurde am Donnerstag die Entscheidung über das Gebäude für die Brandhorst-Sammlung vertagt.
Ein eindeutiger Favorit der beiden in der Endausscheidung stehenden Entwürfe des Londoner Architekturbüros Zaha Hadid und des Berlin-Londoner Büros Sauerbruch Hutton ist nicht auszumachen. Die Jury unter dem Vorsitz von Thomas van Valentyn sowie Kunstminister Hans Zehetmair und Finanzminister Kurt Faltlhauser (beide CSU) verschob nach einem Gespräch mit Fachleuten der Obersten Baubehörde, Architekten und Stadtbauräte die Entscheidung um weitere drei Wochen. Auch der Stifter Udo Brandhorst weiß nicht, in welchen Räumen er seine Bilder sehen will: «Wir wissen nicht, wie es ausgeht.»
Nun muss die Jury noch einmal die zu erwartenden laufenden Kosten prüfen und die beiden Museumskonzepte vergleichen. Doch das Votum hängt nicht nur von Zahlen, Fakten und Daten ab: «Es ist eine Frage der Philosophie», sagte Kunstminister. Das neue Haus müsse zur Sammlung passen.
Zur Auswahl stehen zwei Entwürfe mit sehr unterschiedlichem Charakter. Der Hadid-Vorschlag ist ein sehr auffälliges, spektakuläres Gebäude. Der rechteckige Bau wird längs durch einen Einschnitt unterteilt, der viel Licht in die Räume lässt. «Es ist ein architektonisch sehr expressiver Entwurf», beschreibt ihn die stellvertretende Generaldirektorin der Bayerischen Staatsgemäldesammlung Carla Schulz-Hoffmann.
Das Modell von Sauerbruch-Hutton habe dagegen äußerlich eine sehr viel klarere Hülle und entspreche eher dem Haus für eine Privatsammlung. Innen verbindet ein großzügiger Treppenbau die drei hellen Ausstellungsgeschosse. Schulz-Hoffmann weist zudem auf die unmittelbare Nachbarschaft der neuen Pinakothek der Moderne, deren Architektur «den Betrachter so für sich einnehme». «Es ist zu überlegen, ob man das noch mal mit einem architektonisch so auffälligen Gebäude toppen muss», fügt Schulz-Hoffmann hinzu.
Zehetmair würde am liebsten beide Gebäude in München errichten. Denn «die Faszination des Entwurfs von Hadid» kommt nach Worten des Ministers noch besser zu Geltung, wenn der Architektur mehr Raum, «mehr Atemfreiheit», gegeben werde. Ein Platz, wo das sein könnte, hat er sich schon ausgekuckt: Entlang der Gabelsbergerstraße, zwischen Barer- und Arcisstraße. Dort sollen die Plattenbauten der Mathematiker an der Technischen Universität einem Neubau für die Hochschule für Film und Fernsehen weichen. Für kommendes Frühjahr kündigte Zehetmair einen neuen Wettbewerb für dieses Gelände an. Er könne sich sehr gut vorstellen, dass sich das Architekturbüro Hadid daran beteiligt. «Die architektonische, spektakuläre Idee ist für München städtebaulich sicher sehr gut», betonte Zehetmair.
Der Düsseldorfer Sammler Udo Brandhorst ist von beiden Modellen der Schlussrunde sehr überzeugt: «Beide Entwürfe haben größte architektonische Qualitäten.» Eine eindeutige Präferenz habe er jedoch nicht. Er wolle offen in die Diskussion gehen und dann aufgrund der Argumente von Fachleuten entscheiden. Sein Votum hat besonders großes Gewicht. Kunstminister Zehetmair will auf keinen Fall gegen die Wahl des Sammlers entscheiden. Als «Glücksfall» bezeichnete es der Minister, dass Brandhorst für seine Sammlung, die als eine der besten Kollektionen zeitgenössischer Kunst in Europa gilt, in München eine Bleibe sucht. In der Abstimmung bevorzuge Zehetmair ein «klares Übergewicht unseres Vertragspartners» - doch bisher herrsche eine Pattsituation. Wie bereits Anfang Oktober als ursprünglich die Schlussauswahl getroffen werden sollte und vertagt wurde. Insgesamt hatten sich 24 Architekten an dem vom Freistaat Bayern ausgelobten internationalen Wettbewerb mit Preisgeldern in Höhe von 152 000 Euro beteiligt.
Das Brandhorst-Museum soll voraussichtlich im Jahr 2007 eröffnet werden. Das Haus für die von den Eheleuten Udo und Anette Brandhorst aufgebaute Sammlung zeitgenössischer Kunst wird in unmittelbarer Nähe der neuen Pinakothek der Moderne im Münchner «Museumsviertel» seine Bleibe finden. Die Brandhorst-Kollektion umfasst von Georg Baselitz bis Andy Warhol fast das gesamte Spektrum der zeitgenössischen Kunst, darunter auch eine fast vollständige Sammlung der illustrierten Bücher Pablo Picassos. Ihr Wert wird auf etwa 100 Millionen Euro geschätzt.
Ursprünglich sollte die weltberühmte Sammlung Platz in der Pinakothek der Moderne finden. Nachdem sich Brandhorst und der Architekt des neuen Pinakothek-Gebäudes, Stephan Braunfels, überworfen hatten, sicherte Kunstminister Zehetmair in einem Vertrag dem Sammlerehepaar ein eigenes Gebäude zu. Im Vertragstext sei die Rede von einem «Gebäude für die Sammlung auf dem Gelände der Pinakothek der Moderne mit mindestens 5.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche und die Zusicherung des planerischen Einvernehmens bei der Ausführung des Bauvorhabens». Braunfels hatte sich ebenfalls am Brandhorst-Architekturwettbewerb beteiligt.
Ines Treffler
Schlangen bei Van Gogh - Mehr als 87 000 Besucher sahen Ausstellung
Bremen (ddp-nrd). Bei Van Gogh in Bremen geben sich die Besucher die Klinke in die Hand. In den ersten sechs Wochen haben sich bereits mehr als 87 000 Menschen die Ausstellung «Van Gogh: Felder ? Das Mohnfeld und der Künstlerstreit» angesehen, wie eine Sprecherin der Kunsthalle sagte. Damit lockten die Landschaftsbilder des holländischen Künstlers schon mehr als die Hälfte der 150 000 erwarteten Besucher an.
Die Ausstellung präsentiert bis zum 26. Januar 51 Gemälde, Zeichnungen und Aquarelle von Van Gogh. Alle gezeigten Bilder entstanden während der letzten Lebensjahre des Malers in Frankreich.
Ein eigenes Kapitel der Ausstellung geht dem Künstlerstreit nach, den der Ankauf von «Mohnfeld» im Jahre 1911 durch die Kunsthalle auslöste. Der Worpsweder Maler Carl Vinnen hatte damals gegen die angeblich zu teuren Anschaffungen moderner französischer Bilder durch deutsche Museen protestiert.
Aachener Ludwig Forum präsentiert sich neu
Aachen (ddp-nrw). Die Sammlung des Aachener «Ludwig Forum für Internationale Kunst» präsentiert sich ab Mittag Januar komplett neu. Mit der umfangreichen Umgestaltung sollen die Bestände des Hauses in neuen räumlichen und geistigen Zusammenhängen gezeigt werden, wie das Ludwig Forum am Donnerstag mitteilte.
Es wird monografische Räume geben, die einzelnen Künstlern wie Gerhard Richter oder Thomas Ruff vorbehalten bleiben. Andere Räume werden thematische Bezüge haben, wie das «Prinzip Pop - Von Warhol bis Pettibon». Räume wie das «Skulpturenforum Sheddachhalle» und das Medienarchiv sollen die gesamte Bandbreite des Ludwig Forums abdecken.
Unter dem Titel «Zu Gast in der Sammlung» werden alle zwei Monate Positionen aktueller Kunst vorgestellt, die Themen der Sammlung in die Gegenwart fortschreiben und neue Wahrnehmungsperspektiven entwickeln.
Für die Projektgalerie sind drei Ausstellungen im kommenden Jahr geplant. Die Schau «Adieu Avantgarde, Willkommen zu Haus» zeigt vom 7. Februar bis zum 20. April genreübergreifende Installationen. Vom 10. Mai bis zum 27. Juli gestaltet der junge Kölner Künstler Johannes Wohnseifer die Galerie für ein neues Raumkonzept zum Thema Licht. Von September bis November gehört die Galerie junger Kunst aus Großbritannien.