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FAZ lehnt Abdruck von Walser-Roman ab +++ Peymann will "Gegenfestival" fortsetzen
FAZ lehnt Abdruck von Walser-Roman ab
orf - Die Redaktion der "Frankfurter Allgmeinen Zeitung" hat den Vorabdruck des neuen Romans von Martin Walser abgelehnt, weil er mit dem "Repertoire antisemitischer Klischees" spiele. Der Roman sei ein "Dokument des Hasses" und eine "Mordphantasie" heißt es in der Mittwoch-Ausgabe der Zeitung. Vorbild der Hauptfigur des neuen Romans mit dem Titel "Tod eines Kritikers" sei der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki.
In dem Werk falle ein Star-Kritiker namens André Ehrl-König vermeintlich einem Mord zum Opfer, Täter sei ein vom Kritiker verrissener Schriftsteller. Das Buch soll im Sommer im Suhrkamp Verlag erscheinen. Reich-Ranicki überlebte zusammen mit seiner Frau die Verfolgung durch die Nationalsozialisten im Warschauer Getto. "Einen Roman, in dem die Ermordung des Kritikers fiktiv nachgeholt wird, werde diese Zeitung nicht abdrucken", schreibt die Redaktion.
Tags zuvor war die FAZ selbst, gemeinsam mit anderen deutschen Massenmedien, in einer Studie des Duisburger "Instituts für Sprach- und Sozialforschung" der Verwendung "antisemitischer Diskurselemente" beschuldigt worden. Die Studie, die im Auftrag des American Jewish Committee (AJC) durchgeführt worden ist, untersuchte die Nahost-Berichterstattung in deutschen Medien. Dies berichtet die Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit" laut Vorausmeldung vom Dienstag in ihrer neuesten Ausgabe.
Beispiele aus der "Süddeutschen Zeitung", der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ), der "tageszeitung" (taz), der "Welt", der "Frankfurter Rundschau" und dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" sollen belegen, dass die Berichterstattung dieser Medien über den Nahost-Krieg dazu beitrage, "antisemitische Vorurteile zu produzieren oder auch erst herzustellen".
"Ein ungebremster Jargon des Verdachts entwertet leider auch das Richtige der Arbeit", kommentiert "Die Zeit" diese Antisemitismus-Studie. "Anklagende Generalisierung verschwimme mit unverbindlicher Relativierung".
Peymann will "Gegenfestival" fortsetzen
orf - Das von Claus Peymann geleitete Berliner Ensemble will sein "einzig wahres" Theatertreffen als "Gegenfestival" zum offiziellen Berliner Theatertreffen auch im nächsten Jahr veranstalten. Dazu berechtige der Erfolg der diesjährigen Gastspiele mit über 12.000 Zuschauern bei 23 Vorstellungen von Fremd- Inszenierungen, unter anderem aus München, Zürich, Wien, Teheran und Bochum, teilte das Theater am Dienstag mit.
"Auch die künstlerische Qualität der am Schiffbauerdamm gezeigten Aufführungen konnte im Vergleich zur Mehrzahl der zum offiziellen "39. Theatertreffen Berlin" eingeladenen Produktionen überzeugen. Daher gilt: Nach dem Theatertreffen ist vor dem Theatertreffen und die Auswahl für den Mai 2003 hat begonnen!" Mehr als die Hälfte der Gastspiele seien restlos ausverkauft gewesen. Die durchschnittliche Auslastung habe bei 92,5 Prozent gelegen. Insgesamt seien durch die eingeladenen zehn Aufführungen fast 128.000 Euro eingenommen worden.
Peymann, der zum diesjährigen Theatertreffen deutschsprachiger Bühnen im Mai in Berlin nicht mit einer Inszenierung seiner Bühne eingeladen worden war, hatte heftige Kritik an der Auswahl der Jury des Theatertreffens geübt und von Zensur gesprochen. Er lud zum gleichen Zeitraum Gastspiele verschiedener Bühnen in sein Theater am Bertolt-Brecht-Platz ein.