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Leipzig: Museum warnt Kinder und Jugendliche vor Schlingensief-Installation +++ Schwerin: Rund 20 000 Menschen besuchen Breker-Ausstellung +++ Düsseldorf: Große Caravaggio-Ausstellung in Düsseldorf +++ Hagen: Grundsteinlegung für Emil-Schumacher-Museum +++ Dresden: Brückenbau vorerst gestoppt
Leipzig: Museum warnt Kinder und Jugendliche vor Schlingensief-Installation
Leipzig (ddp-lsc). Das Leipziger Bildermuseum hat eine Warnung am Eingang einer Installation des Berliner Künstlers Christoph Schlingensief angebracht. Damit reagierte das Museum auf die Kritik von Besuchern, wonach die Installation nicht für Kinder und Jugendliche geeignet sein könnte. Wie die «Leipziger Volkszeitung» (Dienstagausgabe) berichtete, prüft die Staatsanwaltschaft außerdem, ob im Bildermuseum gegen Vorschriften des Jugendschutzes verstoßen werde. Unter anderem zeige Schlingensiefs Installation «Animatograph» kostenlos und für jeden frei zugänglich eine Darstellung, wie Adolf Hitler und Josef Stalin masturbieren.
Dem Blatt zufolge schaltete der Leipziger Thomas Feist die Justiz nach einem Besuch des «Animatographen» ein. Er forderte in einem Schreiben an die Staatsanwaltschaft und den Museumsdirekter Hans-Werner Schmidt eine sofortige Altersbeschränkung wegen «gewaltverherrlichender, obszöner und pornographischer Inhalte».
Bis zu dem Schreiben Feists will Schmidt keine Beschwerden über die Installation gehört haben. Nach Zeitungsangaben hatte es jedoch mehrere Beschwerden von Besuchern mit Kindern gegeben. Die Schlingensief-Ausstellung läuft seit dem 1. Juni und wird voraussichtlich bis zum 5. November in Leipzig zu sehen sein. Der ausgedruckte DIN A5-Hinweis warnt Eltern mit dem Text: «Bitte beachten Sie, dass diese Installation für Kinder und Jugendliche nicht geeignet sein könnte.»
Schwerin: Rund 20 000 Menschen besuchen Breker-Ausstellung
Schwerin (ddp-nrd). Rund 20 000 Menschen haben bisher die Werkschau des umstrittenen Bildhauers Arno Breker (1900-1991) in Schwerin gesehen. Nach Angaben des Schweriner Kulturdezernenten Hermann Junghans wurden bisher 4000 Exemplare des Begleitbands verkauft. Künstler und Kunstexperten haben die Machart der Ausstellung bei einem Streitgespräch am Montagabend im Verlagshaus der «Schweriner Volkszeitung» scharf kritisiert.
Der Grafiker und Präsident der Berliner Akademie der Künste, Klaus Staeck, nannte die Ausstellung dilettantisch. Man müsse sich gemeinsam Gedanken machen, wie sie zu retten sei. Der Berliner Kunsthistoriker Hans-Ernst Mittig, der sich seit den 70er Jahren mit Nazi-Kunst beschäftigt, sagte, dass die Schau von Grund auf falsch angelegt sei.
Die Schau zeigt rund 70 Werke Brekers, der als Lieblingsbildhauer Adolf Hitlers galt. Die Exponate stammen aus dem Besitz seiner Witwe, Charlotte Breker, die zur Eröffnung der Schau nach Schwerin gekommen war. Die Werkschau ist die erste Einzelausstellung Brekers nach dem Zweiten Weltkrieg. Bereits Mitte August hatten mehr als 100 Künstler, Kulturschaffende und Kunstwissenschaftler von der Stadt Schwerin und dem Land Mecklenburg-Vorpommern das vorzeitige Ende der Werkschau in öffentlichen Räumen gefordert.
Die Ausstellung «Zur Diskussion gestellt: Der Bildhauer Arno Breker» ist am 21. Juli eröffnet worden, sie ist bis zum 22. Oktober im Schleswig-Holstein-Haus zu sehen. Der Eintritt kostet acht und ermäßigt vier Euro.
Düsseldorf: Große Caravaggio-Ausstellung in Düsseldorf
Düsseldorf (ddp). Das Museum Kunst Palast in Düsseldorf widmet dem italienischen Maler Caravaggio (1571-1610) die bundesweit erste große Retrospektive von dessen Werken. Zu sehen sind bis 7. Januar 2007 rund 40 Gemälde aus den verschiedenen Schaffensperioden des Künstlers. Die Vorbereitung der Ausstellung nahm mehrere Jahre in Anspruch, weil viele Werke Caravaggios inzwischen zu den nicht mehr ausleihbaren Beständen gehören.
Hagen: Grundsteinlegung für Emil-Schumacher-Museum
Hagen (ddp-nrw). Mit einem großen Fest wurde heute der Baubeginn für das Emil-Schumacher-Museum in Hagen gefeiert. Zur Grundsteinlegung werden unter anderen Kulturstaatssekretär Grosse-Brockhoff sowie Ulrich Schumacher, der Sohn von Emil Schumacher, erwartet.
Das Museum kostet 26,2 Millionen Euro. Die Bauarbeiten werden unter anderem vom Land Nordrhein-Westfalen und der Emil-Schumacher-Stiftung unterstützt. Das Museum soll neben dem Karl-Ernst-Osthaus-Museum entstehen, beide Einrichtungen sollen sich ein Foyer teilen. Die Eröffnung des Emil-Schumacher-Museums ist für Ende August 2008 - zum 96. Geburtstag des Malers - geplant.
Emil Schumacher wurde am 29. August 1912 in Hagen geboren. Er gilt als Mitbegründer der abstrakten Kunst in Deutschland und wichtiger Vertreter der informellen Malerei.
Dresden: Brückenbau vorerst gestoppt
Dresden (ddp). Das Verwaltungsgericht Dresden hat die Vergabe von Bauaufträgen für die umstrittene Waldschlößchenbrücke vorerst gestoppt. Bis zur endgültigen Entscheidung des Gerichts dürfe das Regierungspräsidium keine Aufträge zum Bau der Brücke vergeben, sagte ein Gerichtssprecher am Montag in Dresden. Ursache für diese Entscheidung seien formale Gründe seitens des Regierungspräsidiums gewesen. Die Rechtsaufsichtsbehörde wies diesen Vorwurf zurück.
Die Zwischenentscheidung des Gerichts sei notwendig geworden, weil das Regierungspräsidium bis zum Montagmittag keine Stellung zu dem Eilantrag der Stadt bezogen habe, sagte der Gerichtssprecher. Die Rechtsaufsichtsbehörde hatte sich am Freitag über den Widerstand des Stadtrates hinweggesetzt und anstelle des Parlaments Aufträge zum Bau der Brücke ausgelöst. Dagegen legte die Landeshauptstadt vor dem Verwaltungsgericht Widerspruch ein.
Bisher habe sich nur die Stadt geäußert. Die Akten des Regierungspräsidiums lägen noch nicht vor, sagte der Gerichtssprecher. Erst wenn sich beide Seiten geäußert hätten, könne das Gericht eine endgültige Entscheidung treffen. Das Gericht befürchtete, dass nach Ablauf der Frist «vollendete und irreversible Tatsachen» vorliegen könnten und so der Rechtsschutz der Stadt verkürzt werde.
Auf Anfrage hieß es im Regierungspräsidium, die Akten hätten noch am Montag die Behörde verlassen. Die Anfrage des Verwaltungsgerichts sei am Freitagabend eingegangen und «ohne Verzögerung» am Montag bearbeitet worden, sagte eine Sprecherin.
Aus Sicht der Grünen-Landtagsfraktion ist mit der Entscheidung der «Konfrontationskurs» der Staatsregierung und des Regierungspräsidiums gescheitert. «Die Behauptung von Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU), das Regierungspräsidium handle nur nach Recht und Gesetz, ist Makulatur», sagte der rechtspolitische Sprecher Johannes Lichdi. Es sei für eine Aufsichtsbehörde äußerst ungewöhnlich, dass der Bitte eines Gerichts nicht entsprochen werde. «Damit wurde das Gericht quasi zum Zwischenentscheid genötigt», betonte Lichdi.
Sollte die Waldschlößchenbrücke gebaut werden, droht dem Dresdner Elbtal die Aberkennung des Weltkulturerbe-Titels durch die UNESCO.