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«TheaterKonzert» - Werk von Mauricio Kagel wird uraufgeführt +++ Letzter Vorhang für «Titanic» - Musical verlässt Hamburg +++ Musiktage in Bad Urach mit Werken aus dem Umkreis Wagners +++ 1. Oktober: Pianist Vladimir Horowitz wäre 100 Jahre alt geworden
«TheaterKonzert» - Werk von Mauricio Kagel wird uraufgeführtDuisburg (ddp). Die RuhrTriennale präsentiert ein neues Musiktheater-Werk des argentinischen Komponisten Mauricio Kagel: Am Donnerstag wird die Musik-Collage «TheaterKonzert» in der Regie von Christof Nel im Theater Duisburg uraufgeführt, wie ein Sprecher der RuhrTriennale am Montag mitteilte.
Kagel, der die Duisburger Symphoniker dirigieren wird, hat dafür fünf Werke aus den letzten 22 Jahren zusammengestellt, darunter die Uraufführung des Stücks «Das Konzert». In der Collage werden Instrumente zu Schauspielern und Sänger zu Instrumenten. Damit stellt Kagel die traditionellen Bedingungen des Musiktheater auf den Kopf und macht textlose Musik zum Theater, wie der Sprecher erläuterte.
Der 1931 in Argentinien geborene Maurico Kagel gilt als einer der wichtigsten und vielseitigsten Erneuerer der zeitgenössischen Musik. Mit seinem umfangreichen Werk, das von Kammermusik bis zum abendfüllenden Musiktheater-Stück wie «Staatstheater» reicht, bricht Kagel mit oftmals ironischen Zügen Hörgewohnheiten auf.
Kagel lebt und arbeitet seit 1957 in Köln. Anlässlich der Uraufführung von «TheaterKonzert» zeigt das Theater Duisburg zudem die Ausstellung «Lese Welten - Mauricio Kagel und die Literatur», die vom Kagel-Biographen Werner Klüppelholz konzipiert wurde.
http://www.ruhrtriennale.de
Letzter Vorhang für «Titanic» - Musical verlässt Hamburg
Hamburg (ddp). Nach nur zehn Monaten Spielzeit hebt sich am Samstag zum letzten Mal der Vorhang für das Hamburger Musical «Titanic». Nach Angaben des Theaterproduzenten Stage Holding werden dann mehr als 400 000 Zuschauer bei einer Auslastung von rund 70 Prozent die Geschichte des legendären Ozeandampfers gesehen haben. Um die Kosten der Produktion in dem für etwa 9 Millionen Euro umgebauten Musicaltheater Neue Flora zu decken, hätten nach Angaben von Geschäftsführer Maik Klokow allerdings etwa 750 000 Tickets verkauft werden müssen.
Das mehrfach preisgekrönte Broadway-Stück feierte am 8. Dezember vergangenen Jahres mit Weltstars wie Liza Minelli, Sophia Loren und Gina Lollobrigida eine glamouröse Deutschlandpremiere. Das Musical zählt mit seiner spektakulären Technik, einem Bühnenbild auf bis zu fünf Ebenen, mehr als 700 originalgetreuen Requisiten, 400 maßgeschneiderten Kostümen und einem Ensemble von 47 Darstellern zu den weltweit aufwändigsten Produktionen.
Nach «Phantom der Oper», «Mozart» und «Titanic» hält am 7. Dezember Roman Polanskis «Tanz der Vampire» Einzug in die 1989/90 erbaute Neue Flora. Das Bühnenstück, das zuvor in Wien und Stuttgart bereits mehr als 2,5 Millionen Zuschauer begeisterte, basiert auf dem gleichnamigen Film des Oscar-Preisträgers. Darin verfolgt der berühmte Vampirjäger Professor Abronsius mit seinem jungen Assistenten Alfred im geheimnisvollen Transsylvanien die Spur der Untoten.
Musiktage in Bad Urach mit Werken aus dem Umkreis Wagners
Bad Urach (ddp-bwb). Am Montag beginnen die Herbstlichen Musiktage in Bad Urach. Der Kurort im Herzen der Schwäbischen Alb wird für eine Woche im Zeichen von «Richard Wagner und seinen Freunden und Epigonen» stehen. Werke aus dem Umkreis und der Nachfolge des Bayreuther Musikdramatikers werden in mehreren Konzerten und Rahmenveranstaltungen vorgestellt.
Das Festival beginnt mit einem Vortrag des Tübinger Musikwissenschaftlers Klaus Aringer. Franz Hawlata und Soile Isokoski geben am Dienstag und Donnerstag Liederabende mit Werken von Richard Wagner und verschiedener Zeitgenossen. Schwerpunkt des Programms ist die Oper «Rainulf und Adelasia» von Siegfried Wagner, die am 4. Oktober in der Stadthalle Metzingen in einer Konzertfassung uraufgeführt wird. Das Werk Siegfried Wagners steht bis heute im Schatten seines berühmten Vaters und ist weitgehend unbekannt.
Die Herbstlichen Musiktage wurden auf Initiative eines Bad Uracher Bürgers im Jahre 1981 von dem Bariton Hermann Prey gegründet, der das Festival bis zu seinem Tod 1998 leitete. Jedes Jahr steht ein bestimmtes Thema oder ein Komponist im Zentrum. Die Musiktage werden seit einigen Jahren von einer Stiftung getragen.
http://www.herbstliche-musiktage.de
1. Oktober: Pianist Vladimir Horowitz wäre 100 Jahre alt geworden
Berlin (ddp). Seinen ersten Klavierunterricht erhielt Vladimir Horowitz im Alter von drei Jahren. Sein erstes Konzert gab er mit 14, den ersten internationalen Erfolg hatte er mit 22 in Hamburg, als er an Stelle einer erkrankten Pianistin Tschaikowskys b-Moll-Konzert spielte und danach eine zweijährige Europatournee starten konnte. 1989 starb Horowitz als «Hexenmeister des Klaviers». Der Pianist wäre am 1. Oktober 100 Jahre alt geworden - mit ziemlicher Sicherheit. Lange galt er als ein Jahr jünger. Sein Vater, ein jüdischer Elektroingenieur, hatte seinen Geburtstag nach hinten datiert, um den Sohn vor dem Militärdienst in der Roten Armee zu bewahren.
Der im ukrainischen Berditschew geborene Künstler interpretierte vor allem Werke, in denen es um Brillanz (Czerny, Moszkowsky, Saint-Saëns, Liszt), um dramatische Konflikte (Chopin) und um melancholische Besessenheit (Skrjabin) geht. Sein Credo: «Klavierspiel besteht aus Vernunft, Herz und technischen Mitteln. Alles sollte gleichermaßen entwickelt sein. Ohne Vernunft sind Sie ein Fiasko, ohne Technik ein Amateur, ohne Herz eine Maschine.»
Der Sohn aus großbürgerlichem Hause verließ seine Heimat 1925. Nach einer Reihe von Konzerten durfte er die Sowjetunion zu «Studienzwecken» verlassen. Er kehrte erst 1985 für eine umjubelte Tournee zurück. Seine Familie hatte in den Revolutionswirren ihr Hab und Gut verloren, der Vater kam 1934 wegen angeblicher Spionage in ein Lager und starb dort.
1942 nahm Horowitz die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Zuvor hatte er bereits neun Jahre in den USA gelebt. Die Bekanntschaft mit dem Dirigenten Arturo Toscanini und seine Heirat mit dessen Tochter Wanda im Oktober 1933 hatten ihn dazu veranlasst. Er arbeitete dort als Solist der Symphonie-Orchester von New York, Philadelphia, Cleveland, Boston, Chicago, Detroit und St. Louis und anderer großer Orchester Amerikas. Die «New York Times» schrieb über ihn: «Es ist Jahre her, seit ein Pianist ein Publikum dieser Stadt derart in Furore versetzt hat.»
Mehrmals in seiner Karriere entzog sich Horowitz dem Konzertbetrieb völlig, jedes Mal kehrte er reifer zurück. In den konzertlosen Jahren stellte er sich lediglich für Aufnahmen zur Verfügung. Er hinterließ jedoch nur relativ wenig Platten. Seine lang dauernde Abneigung gegen die neue Medien war legendär.
Arte würdigt den Pianisten am 12. Oktober (19.00 Uhr) mit der Ausstrahlung eines seiner berühmtesten Konzerte: «Horowitz spielt Rachmaninow» aus dem Jahre 1978 in der New Yorker Avery-Fisher-Hall. Am 15. Oktober 2003 (21.40 Uhr) folgt die Dokumentation «Vladimir Horowitz - A Reminiscence», die das Porträt eines zwiespältigen Mannes und herausragenden Klaviergenies zeichnet.
Steffen Becker