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31.1.: theater und literatur aktuell +++ theater und literatur

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Rudolstadt: Theater verzeichnet steigende Zuschauerzahlen +++ Köln: H. C. Artmann-Sammlung geht an Universität Köln +++ Berlin: Poetische Synthesizer: das 7. poesiefestival berlin


Rudolstadt: Theater verzeichnet steigende Zuschauerzahlen
Rudolstadt (ddp-lth). Das Theater Rudolstadt hat in der Zuschauergunst zugelegt. Wie das Schauspielhaus mitteilte, besuchten im vergangenen Jahr 76 300 Besucher die Vorstellungen, 2004 waren es rund 73 000. . Die durchschnittliche Auslastung habe sich bei 85 Prozent stabilisiert.
Künstlerisch gelang es dem Rudolstädter Theater 2005 nach eigenen Angaben mit Inszenierungen wie «Yvonne, die Burgunderprinzessin», «Woyzeck» und «Gäste» seinen Ruf als eine der spannendsten Bühnen für Schauspieltheater in Thüringen zu festigen. Publikumsrenner seien nach wie vor die Stücke «Anatevka» und «Ladies Night». Insgesamt habe das Theater im vergangenen Jahr 461 Inszenierungen (2204: 443) gezeigt.
Positiv haben sich laut Schauspielhaus vor allem die Zuschauerzahlen im Kindertheater entwickelt. Das «theater tumult» habe nahezu 40 Prozent mehr Gäste verzeichnet. Grund seien Stücke gewesen, die spezielle Probleme Jugendlicher berührten und mit verschiedenen theaterpädagogischen Angeboten begleitet würden. Die Auslastung der 60 Plätze umfassenden Spielstätte habe oft 100 Prozent betragen.
Das Theater Rudolstadt beschäftigt den Angaben zufolge 140 Mitarbeiter und betreibt drei eigene Spielstätten. Seit Sommer 2003 ist es eigenständig, zuvor war es Bestandteil des Eisenacher Theaters. Mit der in Deutschland einzigartigen Spartenkombination Schauspiel und Orchester gelingt es den Angaben zufolge, im Spielplan das Repertoire eines Dreispartentheaters zu entfalten. Musiktheaterproduktionen würden durch Kooperationen mit dem Musiktheaterensemble des Theaters Nordhausen und vor allem durch gemeinsame Operninszenierungen mit den Musikhochschulen Weimar und Mainz realisiert.
Ein aktuelles Beispiel dafür ist nach Angaben des Theaters die 220 Jahre alte Oper «Il burbero di buon cuore» von Vicente Martin y Solér und Lorenzo da Ponte, die in der Kooperation mit der Musikhochschule Mainz am 25. Februar Premiere feiert. Für dieses Stück hatte Wolfgang Amadeus Mozart zwei Zusatzarien komponiert.
http://www.theater-rudolstadt.com

Köln: H. C. Artmann-Sammlung geht an Universität Köln
Köln (ddp-nrw). Eine bedeutende Sammlung zum Werk des Schriftstellers Hans Carl Artmann (1921-2000) geht als Schenkung an die Universitäts- und Stadtbibliothek (USB) Köln. Die neue Artmann-Sammlung wird der Öffentlichkeit mit einer umfassenden Ausstellung präsentiert, wie ein Sprecher der Universität am Montag mitteilte.
H. C. Artmann gilt als einer der vielseitigsten deutschsprachigen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Er erhielt viele literarische Auszeichnungen, darunter auch den Georg-Büchner-Preis und den Großen Österreichischen Staatspreis.
Die Sammlung umfasst insgesamt 239 Stücke, darunter zahlreiche Erstausgaben. Eine Besonderheit der Sammlung ist das Originaltyposkript der tagebuchartigen Prosaaufzeichnungen «Das Suchen nach dem gestrigen Tag». Das Typoskript trägt eine handschriftliche Widmung und die Signatur des Autors.
Zu den bemerkenswerten Stücken der Sammlung gehören auch zahlreiche buchkünstlerisch gestaltete Titel, Einblattdrucke und illustrierte Titel. Die Sammlung dokumentiert Artmanns Schaffen von den ersten Veröffentlichungen in den sehr seltenen Literaturzeitschriften Alpha und Eröffnungen bis zu den Gesamtausgaben seiner Prosa, Theaterstücke und Lyrik sowie den posthum veröffentlichten Werken.
Die ungewöhnliche Sammlung von 45 von Artmann übersetzten Titeln aus beinahe allen westeuropäischen Sprachen gibt einen Einblick in die umfangreiche Übersetzertätigkeit des Autors. Diese reicht von der Übersetzung von keltischer religiöser Dichtung, von Trivialprosa der Schwestern Ashford bis hin zur Übertragung von Asterix ins Wienerische.
Ein Höhepunkt der Schenkung sind die Schallplatten, auf denen Artmann selbst, Helmut Qualtinger und Wolfgang Bauer Texte Artmanns vortragen. Abgerundet wird die Sammlung durch Werke der Sekundärliteratur.
Nach Angaben des Universitätssprechers hat die Artmann-Sammlung in dieser Fülle und Vollständigkeit in Deutschland keine Entsprechung. Nur die Landesbibliothek in Wien, die Artmanns Bibliothek und Nachlass 2004 erhalten hat, dürfe sich glücklicher schätzen.
Die Ausstellung wird vom 9. Februar bis 18. März 2006 im Foyer der USB gezeigt. Die Bibliothek ist in dieser Zeit von Montag bis Freitag von 9.00 bis 23.00 geöffnet.

Berlin: Poetische Synthesizer: das 7. poesiefestival berlin
Zum 7. Mal findet vom 27.5-4.6.2006 das poesiefestival berlin statt, dieses Jahr in der Kulturbrauerei. Mit dabei sind u.a. Friedericke Mayröcker (Österreich), Hsia Yü (Taiwan), der isländische Autor und Oscar-Nominee Sjón, der Schweizer Autor Raphael Urweider sowie die amerikanische Performerin Amy X Neuburg. Eröffnet wird das Festival wieder mit Weltklang – Nacht der Poesie auf dem Potsdamer Platz.
Das poesiefestival berlin verschmilzt Dichtung mit verschiedenen Künsten und verbindet Poesie mit Tanz, Film, Theater und Musik. Ein poetischer Synthesizer, der mit unterschiedlichsten Kunstgattungen experimentiert und neue Formen und Klänge hervorbringt.
Einen ganzen Abend widmet das Festival dem Assoziationswunder und Enigma der deutschsprachigen Literatur, Friedericke Mayröcker. Sie montiert Straßenaufschriften, Gespräche, Briefe, Bücher und Wörter und verknüpft sie zu neuen Bedeutungen. Ihr Zettelkasten ist ihr Mischpult, ihre sprachliche Black Box. Das poesiefestival berlin gibt eine Theaterantwort auf die Komplexität der Texte der österreichischen Autorin und nähert sich ihrem umfangreichen Werk in Video-, Bild-, und Wortcollagen, inszeniert von Jan-Phillip Possmann.
Eine poetische Inventur der Welt unternimmt Paulus Böhmer in „Kaddish“. Er gedenkt aller Verstorbenen, die zu Lebzeiten seinen Weg kreuzten - und feiert in einem hymnischen Gesang das Leben. Als szenische Fassung auf die Bühne gebracht wird das Langpoem von Sebastian Martin in Kooperation mit der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch.
Zum erstenmal in Europa tritt die amerikanische Performerin, Songwriterin und Lautpoetin Amy X Neuburg auf dem poesiefestival berlin auf. Sie verbindet Samples mit stimmlichen Lauten, verfremdet Töne, Wörter und Klänge und verknüpft lyrische Experimente mit Songwriting. “Neuburg handhabt eine phänomenale Stimme, in der man Andeutungen an die wichtigsten “art singers” unserer Zeit findet: Monk, Björk, Kate Bushs Leidenschaft, Laurie Andersons unnachahmlicher Scharfsinn ... mit einer stimmlichen Kraft, die an Diamanda Galas erinnert“, schrieb die New York Press über sie.
Das poesiefestival berlin gilt mit seinen jährlich weit über 10.000 Besuchern als das größte Europas und genießt weltweit großes Renommee. Bisher waren u.a. Lawrence Ferlinghetti, Paul Muldoon, Laurie Anderson, Volker Braun oder Nobelpreisträger Derek Walcott zu erleben.