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Frankfurt/M.: Buchmesse unterzeichnet Vertrag mit Peking +++ Neuhardenberg: Bierbichler spielt Beckett in Neuhardenberger Schinkelkirche +++ Essen: «ExtraSchicht» - Kultur vor Industriekulissen +++ München: Achternbusch verarbeitet in seinem Hitler-Stück seine Kindheit
Frankfurt/M.: Buchmesse unterzeichnet Vertrag mit Peking
Frankfurt/Main (ddp-hes). China wird 2009 Gastland der Frankfurter Buchmesse. Ein entsprechender Vertrag sei am Donnerstag in Peking unterzeichnet worden, teilte die Buchmesse in Frankfurt am Main mit. Zum Auftritt Chinas sei der Besuch einer großen Verlegerdelegation aus dem Reich der Mitte geplant. Die chinesische Buchbranche befinde sich derzeit im Umbruch. Neben 570 staatlichen Verlagen drängten derzeit auch viele kleine Verlage auf den expandierenden Buchmarkt.
Seit 1976 präsentiert sich auf der Frankfurter Buchmesse ein jährlich wechselndes Gastland. In diesem Herbst ist die Katalanische Kultur zu Gast, 2008 wird der Türkei ein besonderes Augenmerk auf der weltgrößten Buchmesse geschenkt.
Neuhardenberg: Bierbichler spielt Beckett in Neuhardenberger Schinkelkirche
Neuhardenberg (ddp-lbg). Eine Inszenierung von Samuel Becketts Stück »Das letzte Band« feiert am Freitag (1. Juni/21.00 Uhr) in der Neuhardenberger Schinkelkirche Premiere. In der Eigenproduktion der Stiftung Schloss Neuhardenberg ist der mit dem Deutschen Filmpreis 2007 als bester Schauspieler ausgezeichnete Joseph Bierbichler zu
erleben, wie die Stiftung ankündigte. In dem modernen Theaterklassiker von Beckett (1906-1989) hört sich ein alter Mann von ihm selbst vor Jahrzehnten besprochene Tonbänder an, um dann ein neues Band aufzunehmen.
Regisseur B. K. Tragelehn, ein Meisterschüler von Bertolt Brecht, inszeniert das Stück in Neuhardenberg erstmals mit einem Videogerät, wie es weiter heißt. Der alte Krapp sieht auf dem Bildschirm sein jüngeres Ich sprechen.
Die Premiere ist ausverkauft. Weitere Aufführungen stehen am 2., 8. und 9. Juni auf dem Programm. Karten kosten laut Stiftung 18 Euro, ermäßigt 12 Euro.
Essen: «ExtraSchicht» - Kultur vor Industriekulissen
Essen (ddp-nrw). Die Nacht der Industriekultur «ExtraSchicht» präsentiert am Samstag wieder zahlreiche Veranstaltungen vor den Industriekulissen im Ruhrgebiet. In diesem Jahr wollen die nächtlichen Angebote an 40 Spielorten vor allem die Vorfreude auf die Veranstaltungen im europäischen Kulturhauptstadt-Jahr 2010 wecken und zeigen, welches kulturelle Potenzial die Region hat.
«Die Standorte der Industriekultur präsentieren in einer Nacht gleichzeitig den Blick auf die Wurzeln der Region und den Ausblick auf ein neues Technologiezeitalter im Revier», agt der Geschäftsführer der Ruhrgebiet Tourismus GmbH & Co.KG, Dieter Nellen über die «ExtraSchicht», die in diesem Jahr unter dem Motto «Kulturhauptstadt schon jetzt erleben» steht.
Das UNESCO-Weltkulturerbe Zeche Zollverein, das im Kulturhauptstadt-Jahr eine zentrale Rolle spielen soll, ist einer von fünf Orten, von denen aus die Besucher ihre Entdeckungsreise starten können. «Wir wollen mit den Veranstaltungen hier ein Bild des neuen Ruhrgebiets vorführen und den einheimischen Besuchern etwas Identitätsstiftendes bieten», betont der künstlerische Leiter Erich Auch.
So präsentiert die Zeche Zollverein unter anderem Theater- und Tanzaufführungen sowie Ausstellungen. In dem «Phänomania Erfahrungsfeld» in der Fördermaschinenhalle der Schachtanlage Zollverein 3/7/10 werden rund 100 Stationen aufgebaut, an denen physikalische Phänomene bestaunt werden können. Dazu gehört unter anderem ein Original-Astronautentrainer, in dem Besucher die Schwerkraft und die Schwerelosigkeit ausprobieren dürfen.
Neben Essen sind auch der MüGa-Park in Mülheim, der Zukunftsstandort Ewald in Herten, das Deutsche Bergbau-Museum in Bochum und der Dortmunder Hafen mögliche Ausgangspunkte für die Besucher. Am Fuß der Halde Hoheward in Herten steigt ein Festival der Luftskulpturen und Windobjekte. Feuerwerkskörper, aber auch Drachen, werden dabei in den Himmel steigen. Im Dortmunder Hafen treten unter anderem Schauspieler als Hafenarbeiter, Seeleute oder Schmuggler auf.
NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) sieht als Schirmherr in der «ExtraSchicht» eine ideale Symbiose zwischen Vergangenheit und Zukunft. Die Besucher könnten sich beispielsweise über die Ansiedlung von Unternehmen aus Bereichen wie Informationstechnologie und Medizintechnik auf den einstigen Zechengeländen informieren.
Die «ExtraSchicht» bietet von 18.00 Uhr bis 2.00 Uhr an rund 40 Spielorten in 18 Städten mehr als 120 Programmpunkte. Über 100 000 Besucher werden zu dem Veranstaltungsreigen erwartet. Eine Karte für einen Erwachsenen kostet im Vorverkauf 10 Euro. Am Abend selbst beträgt der Eintritt 14 Euro.
Busse und Bahnen bringen die «ExtraSchicht»-Besucher zu den verschiedenen Spielorten. Das Ticket für die Veranstaltung gilt auch als Fahrschein und berechtigt zu Fahrten in den Verkehrsverbünden Rhein-Ruhr und Rhein-Sieg sowie dem Zweckverband SPNV Ruhr-Lippe.
München: Achternbusch verarbeitet in seinem Hitler-Stück seine Kindheit
München (ddp-bay). Der Schriftsteller und Filmemacher Herbert Achternbusch hat in seiner Groteske «Der Weltmeister - Ein Theaterstück zu Adolf Hitler» seine eigene ärmliche Kindheit verarbeitet. Achternbusch, der als uneheliches Kind bei seiner Großmutter auf einem Hof im Bayerischen Wald aufwuchs, sagte in einem ddp-Interview in München: «Wo ich herkomme, ist dritte Welt.» Er sei in einem Speicherzimmer aufgewachsen und habe sich «sozusagen jeden Tag durch die Spinnweben kämpfen» müssen, als Toilette habe ein Blecheimer gedient. Er habe sich für diese Herkunft «unheimlich geniert» und sich bis vor kurzem nicht getraut, diese Verhältnisse zu beschreiben.
In seinem Hitler-Stück, das am Samstag am Landestheater Coburg seine Deutschlandpremiere feiert, lässt der Autor den Führer bei der Achternbusch-Familie in Niederbayern aufkreuzen. «Ich wollte keine Neuauflage von Hitlers Leben machen, sondern ich wollte zeigen, wieso der Mann so viel Macht bekommen hat», sagte der 68-Jährige. Hitlers Erfolg beruhe nicht nur auf «teuflischen Apparaturen», sondern er habe auch die Gefühle der Menschen erreicht. «Er ist schließlich auch gewählt worden in einer demokratischen Wahl.»
Das Stück ist für Achternbusch selbst eine Vergangenheitsbewältigung. «Meine Mutter hat diesen Hitler immer geliebt», sagte er. Das Kernstück des Textes sei «die Liebe dieser Frau zu diesem Mann». Selbst unter den Ärmsten habe Hitler Anhänger gefunden: «Er hat die letzte Scheiße besetzt.» Achternbusch hat das Theaterstück bereits vor mehr als zwei Jahren geschrieben, Anfang Mai wurde es in Wien uraufgeführt.