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Zum Jubiläum kehren Dixieland, Bebop und Co. in die Philharmonie zurück
Berlin (ddp-bln). Zum 40. Geburtstag gönnt sich das JazzFest Berlin etwas ganz Besonderes: Es kehrt zurück in die Berliner Philharmonie, der Ort, der dem Festival die ersten 27 Jahre als Hauptspielort diente. Weil es teuer ist, konnte die Philharmonie dieses Jahr zwar nur einmal angemietet werden. Mit dem Eröffnungskonzert am 4. November wird dort jedoch das Jubiläum «angemessen» gefeiert werden, wie Joachim Sartorius, Intendant der Berliner Festspiele, am Dienstag in Berlin ankündigt. Neben dem Haus der Festspiele und anderer Spielstätten wird bis zum 7. November New Orleans, Dixieland, Swing, Bebop und Co. zum JazzFest erstmalig auch in der Kulturbrauerei in Prenzlauer Berg erklingen.«Wir konzentrieren uns nicht auf Stars», sagt der künstlerische Leiter des Festivals, Peter Schulze, «die sind zu teuer». Größen der an Stilrichtungen reichen Jazzszene wie der Pianist Keith Jarrett oder der Ausnahmesaxofonist Sonny Rollins kosten schon einmal 60 000 bis 100 000 US-Dollar pro Gig, wie der künstlerische Leiter weiß. Im Vordergund stehe die programmatische Ausrichtung: Die «Aktualität» solle bedient werden, fügt er hinzu. Gemeint sei nicht, schon existierende Moden der Jazzszene zu reproduzieren, sondern unbekanntere Bands und Interpreten, wie zum Beispiel Rock- und Country-Jazzer Kevin Breit aus Toronto «in das Bewusstsein zu
rücken».
Für Sartorius steckt hinter dem Programm das Geheimnis des Erfolgs: 40 Jahre sei zwar ein hohes Alter, aber jung geblieben sei das Festival dennoch, da es «nie kommerziell» geworden sei. Immer habe es als Plattform für Nachwuchsjazzer und Unbekannte gedient. «Durch Festivals können Gruppen leichter bekannt gemacht werden als durch Einzelkonzerte», sagt Schulze. Das sei seit dem ersten Festival 1964, das damals noch Berliner Jazz Tage hieß, jeher die Aufgabe gewesen.
«Dieses Jahr haben wir mit Großbritannien und den Niederlanden zwei regionale Schwerpunkte», fügt der künstlerische Leiter hinzu. Gerade die Migrantenszene dieser Länder sei hochinteressant. Schulze nennt die von den Molukken stammende niederländische Sängerin Monica Akihary und den auf der Insel ansässigen jamaikanischen Tenorsaxofonisten Denys Baptiste als Beispiele. Beide werden ihr Können unter Beweis stellen - Monica Akihary zusammen mit der Gruppe Boi Akih am 5. November im Kesselhaus der Kulturbrauerei, Baptiste mit seinem Beitrag «Let Freedom Ring!» zur Erinnerung an Martin Luther King am 7. November im Haus der Festspiele.
Weitere Konzerte wird es von der NDR-Big-Band geben, die unter der Leitung von Dieter Glawischnig zusammen mit dem Pianisten George Gruntz und dem Posaunisten Albert Mangelsdorff neben anderen zum Eröffnungskonzert spielen wird. Viele Jubiläen feiert das Willem Breuker Kollektief, kündigt Schulze an: Anlässlich der Uraufführung der «Rhapsody in Blue» von George Gershwin vor 80 Jahren spielt Breuker diese in der Philharmonie. Am gleichen Tag wird der Kopf der Jazzformation, die vor 30 Jahren gegründet wurde, 60 Jahre alt.
Im Haus der Festspiele kann am 6. November dem Saxofonisten Bennie Wallace gelauscht werden. Zur Erinnerung an den «Vater des Tenorsaxofons» hat er eigens für das JazzFest Berlin ein Stück geschrieben - das «Coleman Hawkins Centennial Project».
Mit kapp 30 Musikbeiträgen der verschiedensten Jazzrichtungen verspricht das Programm des diesjährigen JazzFestes vielseitig zu werden. Das RBB-Kulturradio wird wie das DeutschlandRadio Berlin das Eröffnungskonzert, bei dem auch Akkordeon-Genie Richard Galliano seinen Auftritt haben wird, live aus der Philharmonie übertragen.
Stefan Weißenborn
Veranstaltungsorte und Tickets
Neue Spielstätte des 40. JazzFestes Berlin vom 4. bis 7. November ist die Kulturbrauerei in Prenzlauer Berg. Außerdem gibt es Jazzbeiträge im Konzertsaal der Universität der Künste auf der Bundesallee, dem Haus der Berliner Festspiele sowie dem Jazz-Club Quasimodo (alle in Wilmersdorf). Eröffnet wird das Fest in der Berliner Philharmonie in Tiergarten, die dem Festival in seinen ersten 27 Jahren als Hauptspielort diente.
Wer sich keine der Jazz-Darbietungen entgehen lassen möchte, der kann sich für 70 Euro den JazzFest-Pass kaufen. Besitzer des Passes erhalten ohne weitere Kosten bis spätestens eine halbe Stunde vor jeweiligem Konzertbeginn Eintrittskarten. Für Schüler und Studenten sowie Erwerbslose ist der Pass auf 40 Euro reduziert. Die Eintrittspreise der einzelnen Konzerte liegen zwischen 6 und 30 Euro.
Unter www.jazzfest-berlin.de kann das Programm eingesehen und Karten bestellt werden. Der Vorverkauf beginnt am 11. Oktober.