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Hamburg: Günter Grass liest beim FC St. Pauli +++ Berlin: Rau besichtigt privates Archiv von Walter Kempowski +++ Darmstadt: Büchner-Preis für Wilhelm Genazino
Hamburg: Günter Grass liest beim FC St. Pauli
Hamburg (ddp). Der traditionsreiche Hamburger Fußballverein FC St. Pauli hat den Schriftsteller Günter Grass («Die Blechtrommel») für eine Benefiz-Lesung gewonnen. Am Sonntag um 17.00 Uhr wird der 76-jährige Literaturnobelpreisträger im Millerntor-Stadion des Kiez-Clubs aus dem 1999 publizierten Buch «Mein Jahrhundert» und aus seinem neuesten Werk vortragen. Darüber hinaus werden nach Angaben des Vereins auch bislang unveröffentlichte Manuskripte sowie Fußballspezifisches zu hören sein. Pauli-Präsident Corny Littmann rechnet mit etwa 2000 Zuhörern.
Die Lesung soll in zwei Halbzeiten zu je 45 Minuten aufgeteilt werden. Für den Lübecker Autor wird zudem extra eine Bühne auf dem Spielfeld errichtet, während das Publikum auf der Haupttribüne Platz nimmt. Danach ist eine Autogrammsitzung geplant.
Der deutsch-französische Kultursender Arte zeigt am 10. Juni (20.00 Uhr) eine 15-minütige Zusammenfassung der Veranstaltung.
http://www.stpauli.de
Berlin: Rau besichtigt privates Archiv von Walter Kempowski
Berlin (ddp). Bundespräsident Johannes Rau besichtigt am Samstag das Archiv des Schriftstellers Walter Kempowski in dessen Haus im niedersächsischen Kreis Rotenburg. Mit dem Besuch will Rau nach Angaben des Bundespräsidialamtes einen «herausragenden deutschen Schriftsteller» würdigen, der mit seiner «Deutschen Chronik» und mit seinem kollektiven Tagebuch «Echolot» den Deutschen «ein einzigartiges Dokument ihrer Hoffnungen und Irrtümer, ihrer Sehnsüchte und ihres Versagens» geschenkt habe.
Das Archiv Kempowskis umfasst fast 8000 unveröffentlichte Tagebücher und Briefkonvolute. Der Besuch findet aus Anlass des im April gefeierten 75. Geburtstages Kempowskis statt.
Darmstadt: Büchner-Preis für Wilhelm Genazino
Darmstadt (ddp-swe). Der Schriftsteller Wilhelm Genazino bekommt den diesjährigen Georg-Büchner-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Der 61-Jährige soll die mit 40 000 Euro dotierte Literaturauszeichnung auf der Herbsttagung der Akademie am 23. Oktober entgegennehmen. Die Jury entschied sich am Donnerstag in Darmstadt für Genazino, der nach Ansicht der Akademie «zu den wichtigsten deutschen Gegenwartsautoren zählt».
Bekannt wurde der Autor zunächst mit seiner Romantrilogie «Abschaffel» (1977), «Die Vernichtung der Sorgen» (1978) und «Falsche Jahre» (1979) über das Leben des Büroangestellten Abschaffel. Sein jüngster Romanerfolg ist der 2003 im Carl Hanser Verlag erschienene Band «Eine Frau, eine Wohnung, ein Roman».
Genazino mischt sich auch immer wieder in aktuelle gesellschaftspolitische Debatten ein. So engagiert er sich gegen ausländerfeindliche Gewalt, arbeitete in einem Schreibprojekt mit Gefangenen und nutzte seine Antrittsrede als Stadtschreiber von Bergen-Enkheim, um eine Debatte über die Selbstaufgabe der Kulturpolitik anzustoßen.
Zu Genazinos bekanntesten Werken gehören neben den genannten «Der Fleck, die Jacke, die Zimmer, der Schmerz» (1989), «Leise singende Frauen» (1992), «Die Obdachlosigkeit der Fische» (1994), «Die Kassiererinnen» (1998) und «Auf der Kippe» (2000). Sein jüngster Roman «Eine Frau, eine Wohnung, ein Roman» handelt von den Wünschen eines 17-jährigen Kaufmannslehrlings als Ich-Erzähler, der in der ausgehenden Adenauer-Ära seinen Lebensweg sucht.
Der Georg-Büchner-Preis wird von der Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt jährlich verliehen. Geehrt werden laut Satzung Schriftsteller und Dichter, die in deutscher Sprache schreiben und «die an der Gestaltung des gegenwärtigen deutschen Kulturlebens wesentlichen Anteil haben». Preisträger waren bisher unter anderen Erich Kästner, Heinrich Böll, Reiner Kunze, Christa Wolf, Heiner Müller und Volker Braun. 2003 ging die Auszeichnung an den Autor und Filmemacher Alexander Kluge.