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Lübeck: Renaissance-Malerei in ehemaligem Polizeirevier entdeckt +++ Weimar: Kunstprojekt soll an Bücher der Anna-Amalia-Bibliothek erinnern +++ München: Cy Twombly in der Alten Pinakothek +++ Leipzig: Sozialistisches Relikt zieht um
Lübeck: Renaissance-Malerei in ehemaligem Polizeirevier entdeckt
Lübeck (ddp). Eine Deckenmalerei aus der Renaissance ist durch Zufall in einem ehemaligen Lübecker Polizeirevier entdeckt worden. Die für ganz Norddeutschland einmalige Renaissance-Kassettendecke wurde bei Bauarbeiten freigelegt und zeigt Porträts römischer Kaiser und anderer hoher Politiker, wie die Stadtverwaltung am Dienstag mitteilte. In einem Feld der Decke befindet sich das Wappen der Stadt inklusive doppelköpfigem Adler und der Jahreszahl 1623. Ein vergleichbares Beispiel sei nur noch im Lüneburger Rathaus zu finden.
Jahrzehntelang arbeiteten Polizeibeamte unwissentlich unter dem historischen Kunstwerk. Bis 2002 wurde das Gebäude als Polizeirevier genutzt. Die Hansestadt verkaufte das Haus 2005 an einen Privatmann, der dort eine Gaststätte sowie Büros und eine Wohnung einrichten will. Bislang war lediglich bekannt, dass das Doppelhaus früher Sitz des Lübecker Stadtvogtes für Travemünde war. Untersuchungen ergaben, dass älteste Bauteile des Haupthauses aus spätmittelalterlicher Zeit stammen.
Nach Angaben der Stadtverwaltung ist der Gebäudekomplex vergleichbar mit den wichtigsten historischen Häusern der Lübecker Altstadt, die zum UNESCO-Welterbe zählt. Neben der Renaissance-Kassettendecke kam bei den Renovierungsarbeiten auch eine barocke Deckenbemalung auf einer Kassettierung des späten 17. oder frühen 18. Jahrhunderts zum Vorschein. An zahlreichen anderen Stellen wurden weitere bemalte Balken und Deckenfragmente sowie Reste von Wandmalereien entdeckt.
Weimar: Kunstprojekt soll an Bücher der Anna-Amalia-Bibliothek erinnern
Weimar (ddp-lth). Mit einem Kunstprojekt im Internet soll an die verbrannten Bücher der Weimarer Anna-Amalia-Bibliothek erinnert werden. «Wir wollen uns nicht am ursprünglichen Inhalt messen, denn so machen wir uns nur angreifbar. Die Autoren sollen sich vom Titel des verlorenen Werkes inspirieren lassen und ihre Assoziationen dazu aufschreiben», sagte Internetaktivist Dietmar Schütze in Weimar. Ähnlich wie bei der Internetenzyklopädie Wikipedia sollten Autoren aus aller Welt mit ihren Texten am Projekt mitarbeiten.
Den Angaben zufolge geht es vor allem darum, die Erinnerung an die verloren gegangenen Bücher zu bewahren. «Die einzige Verbindung, die es zu diesen Büchern noch gibt, ist ihr Titel. Nur darüber können wir uns dem verlorenen Inhalt noch nähern», erläuterte die freie Künstlerin Anne-Katrin Altwein aus Weimar. Sie erhoffe sich, mit dem Projekt im Internet etwas Bleibendes schaffen zu können.
Beim Brand der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar am 2. September 2004 waren rund 120 000 Bücher zerstört oder schwer beschädigt worden. Viele davon waren Einzelstücke, die nur in der Weimarer Bibliothek vorhanden waren.
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München: Cy Twombly in der Alten Pinakothek
München (ddp-bay). Die Alte Pinakothek in München zeigt ab Dienstag (18.00 Uhr) die Ausstellung «Cy Twombly - Neue Skulpturen». Die etwa 40 Werke des US-Amerikaners wurden bisher in Amerika nur zu einem geringen Teil, in Europa noch nie gezeigt, wie das Museum mitteilte.
Cy Twombly ist nach Angaben des Museums der wichtigste Repräsentant des amerikanischen abstrakten Expressionismus. Die Ausstellung der Skulpturen in der Alten Pinakothek zeige das Ineinandergreifen verschiedener geistiger und kultureller Ebenen in Twomblys plastischem Werk. Auch das Museum Brandhorst, das derzeit neben den Pinakotheken erbaut wird, werde zukünftig eine eindrucksvolle Sammlung des Künstlers zeigen, hieß es.
Leipzig: Sozialistisches Relikt zieht um
Leipzig (ddp-lsc). Ein umstrittenes Relikt aus real-sozialistischen Zeiten - das Wandgemälde «Arbeiterklasse und Intelligenz» - hat am Dienstag nach 33 Jahren seinen Platz im früheren Universitäts-Hauptgebäude in Leipzig verlassen. Das 12,80 Meter mal 2,70 Meter große Bild von Werner Tübke (1929-2004) wurde von Restauratoren in mühevoller Kleinarbeit abmontiert und ins nahe gelegene Museum der bildenden Künste transportiert. Dort soll es vom 3. September bis 5. November im Mittelpunkt einer Tübke-Ausstellung stehen, bevor es dann für drei Jahre im Magazin des Museums verschwindet.
Im Jahr 2009, wenn der Universitäts-Neubau fertiggestellt ist, soll das DDR-Kunstwerk zu neuen Ehren kommen und an einem repräsentableren Platz als dem heutigen wieder ausgestellt werden, wie Universitäts-Rektor Franz Häuser sagte. Die künstlerische Aussage des Bildes, das Tübke 1973 in dreijähriger Arbeit schuf, sei unangefochten. Kritisch werde heute jedoch von vielen betrachtet, dass auf dem Gemälde zahlreiche DDR-Persönlichkeiten im Porträt dargestellt wurden, sagte Häuser. So zeigt es neben dem früheren Universitäts-Rektor Georg Mayer unter anderen auch den einstigen Vorsitzenden des Rates des Bezirkes Leipzig, Paul Fröhlich. Er gilt als Schlüsselfigur bei der äußerst umstrittenen Sprengung der Leipziger Universitätskirche im Jahr 1968. «Deshalb wird das Bild von vielen abgelehnt, weil Personen wie Fröhlich damit heute noch geehrt werden», sagte Cornelia Junge, die Konservatorin der Universitäts-Kunstsammlung.
Universitäts-Rektor Häuser steht dennoch zu der Entscheidung, das Bild auch künftig auszustellen. Eine kritische Sicht auf das Bild sei nötig. Es gebe aber keinen Grund, es nicht wieder zu präsentieren. Schließlich stelle das monumentale Kunstwerk eine der verschiedenen Zeitphasen dar, die die Universität erlebt habe. Diese müsse durch Kunstgegenstände wie das Tübke-Bild «visualisiert» werden. Die Demontage des Bildes verbinde er mit etwas Positivem: «Damit wird der Weg zum Neubau des Gebäudes beschritten», erklärte er.
Tübke, der zu den bekanntesten DDR-Künstlern zählte, setzte sich im Jahr 1970 mit seinen Entwürfen für das Bild in einem Wettbewerb gegen drei Mitbewerber durch. Er bekam von höchster Stelle den Zuschlag und schuf das Auftragswerk, das zahlreiche Arbeiter, Wissenschaftler und Vertreter der DDR-Staatsmacht darstellt. «Das ist ein hochpolitisches Bild», betonte Junge. «Aber wir leben mit Geschichte und müssen mit ihr umgehen», fügte sie fast entschuldigend hinzu.
Tübke, der damals ein ansehnliches Honorar von 72 000 DDR-Mark erhielt, machte den Restauratoren heute die Demontage des riesigen Kunstwerkes schwer. «Das ist eine Konstruktion, die für die Ewigkeit gemacht war», sagte Restauratorin Bettina Kath. Die Einzelteile des Bildes seien an einer verdeckten Leiste verschraubt worden. Um die Schrauben nach 33 Jahren lokalisieren zu können, seien von einer hochintensiven Infrarotkamera Wärmebilder gemacht worden.