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Meiningen: Friedo Solter inszeniert «Othello» +++ London: Henschel Quartett mit verschollenem Streichquintett von Max Bruch +++ Hannover: Staatsoper plant Neuproduktion von Wagners Ring +++ Macao: Oper von Budapest soll in China geklont werden
Meiningen: Friedo Solter inszeniert «Othello»
Meiningen (ddp-lth). Friedo Solter instruiert seinen Othello. Fast flüsternd gibt er Schauspieler Michael Jeske auf der großen Bühne des Meininger Theaters Anweisungen. Immer wieder greift der Regisseur in die Szene ein, läuft zu Desdemona (Dagmar Geppert) und erläutert: «Was hier geschieht, ist unmenschlich. Die Liebe wird mit dem Tod bestraft.» Kurz vor der Premiere von Shakespeares Tragödie «Othello» am Freitag probt Solter mit seinen Darstellern intensiv und impulsiv, spielt auch vor, lobt.
Der 75-jährige Regisseur hat in über 50 Jahren selbst Hunderte von Rollen auf Theaterbühnen, in Film und Fernsehen interpretiert. Fast genauso lange führt er Regie. Bei seinem «Othello» will er, dass die inneren, die psychischen Zustände der Liebenden, deren Geschichte in einen Mord mündet, durch die Schauspieler für den Zuschauer nachvollziehbar werden.
Mit seiner dritten Inszenierung in Meiningen binnen zwei Jahren kehrt Solter zu den Wurzeln seines Künstlerlebens zurück. Als junger Schauspieler etablierte er sich von 1956 bis 1959 am Meininger Theater, das sich damals zur Talentschmiede für die Ost-Berliner Schauspielhäuser entwickelte.
Nach seinem Engagement in Meiningen kam Solter 1959 an das Deutsche Theater in Ost-Berlin, dem er als Schauspieler und Regisseur bis zum Jahr 2001 treu blieb. Von 1984 bis 1991 war er dessen künstlerischer Leiter. Er inszenierte vor allem Klassiker: Shakespeare, Schiller, Tschechow, Brecht und andere, aber auch Zeitgenossen wie Thomas Bernhard, Heiner Müller oder Volker Braun. Als Gründer und Professor am Institut für Schauspielregie in Ost-Berlin prägte er Generationen von jungen Regisseuren und Schauspielern. Zwölf laufende Regalmeter im Friedo-Solter-Archiv der Akademie der Künste in Berlin können nur annährend sein Lebenswerk dokumentieren.
«Das macht mir Spaß, in Meiningen zu inszenieren», sagt Solter über seine Rückkehr an das Theater, das ihm seine ersten Meriten einbrachte. Er habe hier «ein sehr gutes Ensemble» vorgefunden. Intendant Ansgar Haag hatte ihn bereits vor zwei Jahren für die Inszenierung von Tschechows «Onkel Wanja» gewinnen können, dem «erfolgreichen Neustart» des Schauspiels, wie Haag den Beginn seiner Intendanz in Meiningen rückblickend bewertet. Er kennt Solter seit dessen Inszenierung von Dürrenmatts «Besuch der alten Dame» in Bonn 1977. Immer wieder kreuzten sich ihre künstlerischen Wege. «So habe ich einen Westfreund vor der Wende gefunden», sagt Solter über Haag.
«Das Theater überlebt durch Regisseure wie Solter, die selbst Schauspieler sind», ist der Meininger Intendant überzeugt. «Solter ist ein anstrengender Regisseur. Er bringt das Haus an die Grenzen seiner Möglichkeiten. Menschlich, technisch und organisatorisch», sagt Haag.
Die letzten Proben vor der Premiere von «Othello» unterstreichen das. Die Liebes-Todes-Szene zwischen Othello und Desdemona lässt Solter mehrfach wiederholen. Seine Detailversessenheit in puncto Sprechweise, Bewegungsabläufe und Gestik fordert die beiden Schauspieler bis zu Schweißausbrüchen. «Ich bin ein intensiver Arbeiter», gibt Solter zu, «das ist ein schöner und kräftezehrender Beruf».
Nach der Meininger Premiere von «Othello» geht es für den Regisseur erst einmal nach Hause auf die Insel Usedom. Weitere Pläne hat er aber auch schon: «Ich mache Lesungen, gebe einen Sommerkurs in Regie, es gibt Anfragen für Film- und Theaterprojekte.»
London: Henschel Quartett mit verschollenem Streichquintett von Max Bruch
München /London, 04.06.2008: Max Bruch (1838-1920) schrieb gegen Ende seines Lebens zwei Streichquintette. Während das erste in a-moll bei Kammermusikern sehr beliebt ist, blieb das zweite in Es-Dur bis zum heutigen Tag unbekannt, denn die Partitur war verschollen. Vor kurzem jedoch tauchte eine Handschrift der Komposition in Stimme und Partitur auf, die sich in Privatbesitz befindet. Es handelt sich dabei nicht um die nach wie verschwundene Eigenschrift Max Bruchs, sondern um eine Abschrift seiner Schwiegertochter Gertrude Bruch.
Bruchs Es-Dur-Streichquintett aus dem Jahre 1918 ist, wie sein Schwesterwerk in a-moll, mit zwei Violinen, zwei Bratschen und einem Violoncello besetzt. Monika Henschel, Bratschistin des Henschel Quartetts, ist begeistert von dem Werk: "Dieses Streichquintett ist ein Meisterwerk - virtuos und packend, in überzeugendem Gestus komponiert, in den langsamen Teilen zutiefst stimmungsvoll und zauberhaft. Es lässt uns "zurückhören" zu Mendelssohn, den Bruch so hoch schätzte, im letzten Satz zu Pfitzner und ist doch ganz und gar Max Bruchs eigene Tonsprache." Die Aufführung des Quintettes dauert etwa 20 Minuten.
Die Uraufführung des Es-Dur Streichquintetts wird am 23. Juli 2008 in der Wigmore Hall in London der musikalischen Welt präsentiert. Dabei wird das international renommierte Henschel Quartett durch Kazuki Sawa (Viola) verstärkt.
Der G. Henle Verlag, der die exklusiven Verwertungsrechte des Werkes innehat, wird die Urtextausgabe in Stimme sowie als Studienpartitur weltweit in den Handel bringen. Herausgeber ist der renommierte Musikwissenschaftler Dr. Michael Kube. Die erste Seite der wiederaufgefundenen Partitur aus der Hand von Gertrude Bruch ist beigelegt.
Quelle: Henle Verlag
Hannover: Staatsoper plant Neuproduktion von Wagners Ring
In einer Pressekonferenz hat der Intendant der Staatsoper Hannover, Dr. Michael Klügl, bekannt gegeben, dass die Staatsoper von November 2009 bis Juni 2011 eine Neuproduktion von Richard Wagners „Der Ring des Nibelungen“ herausbringen wird. Zusammen mit Generalmusikdirektor Wolfgang Bozic wird ein Regieteam wird für alle vier Opern der Tetralogie verantwortlich zeichnen: Barrie Kosky (Inszenierung), Klaus Grünberg (Bühne) und Klaus Bruns (Kostüme). Es spielt das Niedersächsische Staatsorchester Hannover.
Die Premieren finden statt am 14. November 2009 („Das Rheingold“), 23. Mai 2010 („Die Walküre“), im April 2011 („Siegfried“) und im Juni 2011 („Die Götterdämmerung“). Alle vier Premieren werden live auf NDR Kultur im Radio übertragen.
Fast alle Rollen können aus dem hannoverschen Ensemble besetzt werden – und sowohl Intendant Dr. Michael Klügl und Generalmusikdirektor Wolfgang Bozic als auch Regisseur Barrie Kosky betonten bei der Pressekonferenz am Montag die große Bedeutung des Ensembletheaters für ihre Arbeit im Allgemeinen und die Auseinandersetzung mit dem „Ring des Nibelungen“ im Besonderen. Brigitte Hahn wird als Brünnhilde, Kelly God als Sieglinde und Khatuna Mikaberidze als Fricka debütieren. Robert Künzli, der bereits ab kommender Spielzeit fest zum Ensemble gehört, wird als Loge und Siegfried auf der Bühne stehen – wobei die „Siegfriede“ ebenfalls zwei Rollendebüts sind. Albert Pesendorfer wird als Hunding und Hagen, Tobias Schabel als Wotan in „Das Rheingold“ debütieren. Frank Schneiders wird den Alberich singen – außer dem „Rheingold“-Alberich handelt es sich auch hier um Rollendebüts.
Nach der auch überregional hoch gelobten Produktion von Benjamin Brittens „Peter Grimes“ zu Beginn dieser Spielzeit und Leos Janáceks „Aus einem Totenhaus“ im März 2009 ist „Der Ring des Nibelungen“ die dritte Verpflichtung von Barrie Kosky an die Staatsoper Hannover.
Der letzte „Ring“ kam in Hannover in den Jahren 1991 bis 1993 heraus (Musikalische Leitung: George Alexander Albrecht; Inszenierung: Hans-Peter Lehmann). Die letzte Aufführung des Zyklus fand im April und Mai 2001 statt.
Quelle: http://www.hannover.de
Macao: Oper von Budapest soll in China geklont werden
In der chinesischen Sonderverwaltungszone Macao soll eine exakte Nachbildung der Budapester Oper entstehen. Der Klon, der rund 200 Millionen Dollar kosten wird, soll Teil eines Vergnügungskomplexes werden.
Laut einem Bericht der ungarischen Zeitung «Pester Lloyd» hat der chinesische Geschäftsmann David Chow, der Initiant des Projektes, dazu mit der ungarischen Parlamentspräsidentin Katalin Szili bereits Gespräche geführt.
Kopien europäischer Architektur-Denkmäler sind in Macao beliebt. Im Quartier Fisherman\'s Wharf finden sich bereits rund zwanzig derartige Kopien. Die Bauzeit der Oper soll zwei bis drei Jahre betragen.
Die Budapester Oper ist vom Architekten Miklós Ybl im historisierenden Neorenaissancestil erbaut worden. Die Eröffnung fand 1883 statt.
Quelle: codexflores.ch