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Starfotograf Henri Cartier-Bresson ist tot +++ Galerie «Angers Hof» eröffnet 200. Ausstellung mit Werken von Werner Tübke +++ Ausstellung zum Gedenken an Mattheuer und Tübke in Chemnitz +++ Kunstsammlungen Chemnitz zeigen Ausstellungen aus dem eigenen Bestand
Starfotograf Henri Cartier-Bresson ist tot
Berlin (ddp-bln). Der französische Starfotograf Henri Cartier-Bresson ist tot. Dies verlautete aus dem Umfeld der Familie des berühmten Fotografen, wie die ARD am Mittwochabend berichtete. Cartier-Bresson starb kurz vor seinem 96. Geburtstag.
In Berlin läuft derzeit eine große Retrospektive mit Werken Cartier-Bressons, in der seit der Eröffnung im Martin-Gropius-Bau Mitte Mai bereits fast 70 000 Besucher gezählt wurden. Cartier-Bresson hatte eigentlich zur Eröffnungsfeier am 14. Mai nach Berlin kommen wollen. Er musste die Reise damals jedoch wegen eines Sturzes kurzfristig absagen. Seither lag er schwer krank in einer Klinik.
Wegen des großen Interesses soll die Schau vom 11. bis zur Schließung am 15. August jeweils von 10.00 bis 20.00 Uhr geöffnet bleiben, wie die Veranstalter am Mittwoch ankündigten. Die Schau ist in Deutschland nur in Berlin zu sehen. Sie kann nach Angaben der Veranstalter nicht verlängert werden.
Henri Cartier-Bresson gilt als ein Großmeister der Fotografie. Die Retrospektive umfasst 350 Ausstellungsstücke. Darunter sind Cartier-Bressons berühmte Fotografien wie auch bisher unveröffentlichte Bilder sowie Zeichnungen und filmische Arbeiten. Der öffentlichkeitsscheue Künstler hatte für die Schau auch sein privates Fotoalbum «aufgeblättert» sowie persönliche Gegenstände zur Verfügung gestellt.
Galerie «Angers Hof» eröffnet 200. Ausstellung mit Werken von Werner Tübke
Wernigerode (ddp-lsa). Eine Ausstellung mit Lithografien, Katalogen, Büchern, Zeitdokumenten von Werner Tübke wird heute in der Galerie «Angers Hof» in Wernigerode eröffnet. Nach dem Tod des Leipziger Künstlers im Mai diesen Jahres wird dies eine Gedenkveranstaltung werden, wie die Galerie in Wernigerode mitteilte. Erst kürzlich habe der Galerist noch einige Originalgrafiken aus dem Nachlass erworben.
Die Präsentation ist den Angaben zufolge gleichzeitig die 200. Ausstellung der 1971 eröffneten Galerie. Inhaber Karl-Heinz Anger will sich nach der bis Mitte Oktober geplanten Tübke-Schau noch einen Traum erfüllen und mit seinen mehr als 25 000 kleinen Kunstwerken das erste private Ex-Libris-Museum Deutschlands eröffnen.
Ausstellung zum Gedenken an Mattheuer und Tübke in Chemnitz
Chemnitz (ddp-lsc). Eine Ausstellung zum Gedenken an die Maler Wolfgang Mattheuer und Werner Tübke ist ab Samstag in den Kunstsammlungen Chemnitz zu sehen. Chemnitz sei vermutlich das einzige Museum, das zeitgleich die beiden im Frühjahr verstorbenen Mitbegründer der «Leipziger Schule» zeige, sagte Direktorin Ingrid Mössinger der Nachrichtenagentur ddp. Gezeigt werden ausgewählte Blätter des rund 500 Arbeiten umfassenden druckgrafischen Werkes von Mattheuer sowie Gemälde aus der eigenen Sammlung.
Laut Mössinger ist es nach den großen Sonderausstellungen der vergangenen Jahre zu Munch, Picasso und Toulouse-Lautrec an der Zeit, die eigenen Schätze mehr in den Vordergrund zu rücken. «Eigentlich gehen die Leute wegen des Bestandes in ein Museum», sagte die Direktorin. So seien ebenfalls ab Samstag bis 14. November Bilder von 13 Expressionisten von Beckmann über Jawlensky und Kokoschka bis Schmidt-Rottluff zu sehen. Eine Woche später öffne die Sonderausstellung «Blickdicht. Damenstrümpfe aus Chemnitz» als eine Installation von Richard Dunn.
Die international stark beachteten Sonderausstellungen hätten jedoch dazu beigetragen, dass namhafte Sponsoren auf Chemnitz aufmerksam wurden und größere Projekte für die Zukunft angegangen werden könnten, sagte Mössinger. So beginne am 5. Dezember eine Ausstellung französischer Malerei von 1870 bis 1918 als Leihgabe des Wallraf-Richartz-Museums und der Fondation Corboud Köln. Höhepunkte 2005 seien eine Ausstellung zum 75. Geburtstag von Carlfriedrich Claus (1930-1998) und eine große Cranach-Präsentation. 500 Jahre nach dem Amtsantritt Lucas Cranachs des Älteren als wettinischer Hofmaler werde vom 30. Oktober 2005 bis 26. Februar 2006 in Chemnitz der Gesamtbestand der Dresdner Cranach-Gemälde gezeigt und erstmals ein Katalog dazu veröffentlicht.
http://www.chemnitz.de/kunstsammlungen
Kunstsammlungen Chemnitz zeigen Ausstellungen aus dem eigenen Bestand
Chemnitz (ddp-lsc). Die Kunstsammlungen Chemnitz haben ihr Publikum in den vergangenen vier Jahren mit großen internationalen Namen verwöhnt. Allein die Sonderausstellungen zu Munch, Picasso und Toulouse-Lautrec zogen zusammen rund 210 000 Besucher an. Auf die Einwohner von Chemnitz bezogen, hätte das bedeutet, das jeder Erwachsene einmal ins Museum gekommen wäre. - Eine rechnerische Vorstellung, von deren Realisierung Direktorin Ingrid Mössinger begeistert wäre.
Auf einen ganz großen Renner hofft Mössinger bei der Cranach-Ausstellung ab Herbst kommenden Jahres. 500 Jahre nach dem Amtsantritt von Lucas Cranach dem Älteren als wettinischer Hofmaler bietet Chemnitz die einzigartige Gelegenheit, alle Cranach-Gemälde der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zu sehen. Ergänzt wird die Schau durch weitere Bilder aus dem Umfeld und Lithografien von Picasso, der sich besonders von Cranach inspirieren ließ. Gleichzeitig erscheine erstmals ein Katalog mit den Ergebnissen wissenschaftlicher Untersuchungen der Bilder, kündigt Mössinger an. Bei der Malerdynastie und deren Schülern sei die Zuordnung besonders schwierig.
Für kunstwissenschaftlich ebenso bedeutungsvoll hält Mössinger die zuvor im Sommer 2005 stattfindende Ausstellung zum 75. Geburtstag von Carlfriedrich Claus (1930-1998). Die Kunstsammlungen besitzen den Nachlass des in der DDR nahezu verschwiegenen experimentellen Künstlers, der weltweite Kontakte pflegte. Das Projekt werde dem entsprechend zahlreiche Querverbindungen zu Kollegen sowie die aktuelle Claus-Rezeption aufzeigen.
Darin, dass der Ausstellungskalender der nächsten anderthalb Jahre kaum ausländische Namen enthält, sieht Mössinger keinen Abbruch von Kontinuität und Anspruch. «Auch Ausstellungen nicht so bekannter Künstler können von hoher Qualität sein», betonte die Direktorin. Zunächst sollen die Chemnitzer und ihre Besucher wieder mehr aus ihrer zu den ältesten bürgerlichen Sammlungen Deutschlands gehörenden Kunst-Schatzkammer kennenlernen. Allein drei im August beginnende Sonderausstellungen werden aus dem eigenen Bestand gestaltet.
So widmet sich Chemnitz vermutlich als einziges Museum gleichzeitig den beiden Mitbegründern der «Leipziger Schule» Wolfgang Mattheuer und Werner Tübke, die in diesem Frühjahr gestorben sind. Die Kunstsammlungen besitzen dank einer Schenkung des Chemnitzer Sammlers Hartmut Koch das gesamte druckgrafische Werk Mattheuers, aus dem ab Samstag ausgewählte Blätter gezeigt werden. Gleichzeitig wird ein Gemälde von Tübke hervorgeholt, das lange nicht zu sehen war. Die «Festliche Szene VI» entstand 1956 und kam aus dem Heimatmuseum Crimmitschau bereits 1966 ins damalige Karl-Marx-Stadt.
Ein Schatz, der während großer Ausstellungen immer im Verborgenen bleibt, sind die in Chemnitz seit mehr als 90 Jahren gesammelten Expressionisten. Lokalmatador Karl Schmidt-Rottluff (1884-1976), am 1. Dezember 120 Jahre alt und in seiner Heimatstadt mit dem zweitgrößten Werkbestand in Deutschland vertreten, geht nächstes Jahr auf Reisen ins schwäbische Balingen. Eine große Kunstausstellung zum 750-jährigen Stadtjubiläum widmet sich ganz dem «Brücke»-Mitbegründer. Zuvor reihen sich seine Werke ebenfalls ab Samstag mit denen Beckmanns, Heckels, Hodlers, Kirchners, Munchs und anderer nach langer Zeit wieder einmal an den Wänden des König-Albert-Museums.
Ab 14. August werden unter dem Motto «Blickdicht» Installationen von Richard Dunn gezeigt. Der in Australien lebende Künstler verbindet die sächsische Strumpfwirkertradition mit Architekturfotografie von Chemnitzer Industriebauten. Dabei kommen die schönsten und attraktivsten Exemplare aus dem einzigartigen Bestand von 4000 Damenstrümpfen der Zeit um 1900 ebenso zu Ehren wie die einst den Weltmarkt bestimmenden Unternehmen.
Carola Benz